Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896.

Bild:
<< vorherige Seite

alle Völker zu umfassen bestimmt ist, - die katholische
Kirche. Den so ist auch das Eherecht allüberall eines
und dasselbe wie auch Gott und Christus überall dieselben
sind. Und die Folge? So nur behält die Ehe ihren rein
menschlichen und durch Christus verklärten Charakter bei
und nimmt nicht je nach Verschiedenheit der Völker und
der weltlichen Gesetze wieder andere Farbe und Gestalt an.

Doch was red' ich da von der natürlichen Bestim-
mung und Schönheit der Ehe; betrachtet vielmehr ihren
übernatürlichen Adel und ihre gnadenreiche Schöne. Gilt
hier nicht die ebenso alte als immer neue Wahrheit, ausge-
sprochen von einem der größten Denker dieses Jahrhun-
derts, Graf de Maistre: "Die Sittlichkeit der Menschheit
findet nur Sicherheit in den Händen des Alten im Vatikan."

Sehet nur! Wie die ganze Geschichte bis auf den heutigen
Tag allüberall, auch bei uns mit lauter Stimme bezeugt,
ist die Sittlichkeit oder auch die Vollkommenheit der Ein-
zelnen, der Familien, ja ganzer Völker von der Heiligkeit
oder dem Zerfalle der Ehe bedingt. Was nun, glaubet
ihr, ist vor allem nothwendig, daß die Ehr die sittliche
Würde des Menschen bewahre und mehre? Der Glaube
an dies heilige Sakrament muß unversehrt und rein be-
wahrt und eindringlich gepredigt werden, und was ist hie-
für nothwendig? Eine göttliche, unfehlbare Autorität,
welche mit keinem Irrthum, mit keiner Leidenschaft je einen
Vergleich allschließen kann. Was ist deßhalb ferner noth-
wendig? Ein Prophet wie Johannes der Täufer; der
auch dem Könige zuruft: "Es ist dir nicht erlaubt, deines
Bruders Weib zu haben!"
Ein Prophet der unerschrocken
ruft: "Wenn ihr euch scheiden lasset und bei Lebzeiten des
anderen Theiles euch wieder verheirathet, seid ihr nicht mehr
Eheleute, sondern Ehebrecher auf dem Wege in's ewige
Feuer!"

Aber warum diese Autorität? Dieser Prophet? Es

alle Völker zu umfassen bestimmt ist, – die katholische
Kirche. Den so ist auch das Eherecht allüberall eines
und dasselbe wie auch Gott und Christus überall dieselben
sind. Und die Folge? So nur behält die Ehe ihren rein
menschlichen und durch Christus verklärten Charakter bei
und nimmt nicht je nach Verschiedenheit der Völker und
der weltlichen Gesetze wieder andere Farbe und Gestalt an.

Doch was red' ich da von der natürlichen Bestim-
mung und Schönheit der Ehe; betrachtet vielmehr ihren
übernatürlichen Adel und ihre gnadenreiche Schöne. Gilt
hier nicht die ebenso alte als immer neue Wahrheit, ausge-
sprochen von einem der größten Denker dieses Jahrhun-
derts, Graf de Maistre: „Die Sittlichkeit der Menschheit
findet nur Sicherheit in den Händen des Alten im Vatikan.“

Sehet nur! Wie die ganze Geschichte bis auf den heutigen
Tag allüberall, auch bei uns mit lauter Stimme bezeugt,
ist die Sittlichkeit oder auch die Vollkommenheit der Ein-
zelnen, der Familien, ja ganzer Völker von der Heiligkeit
oder dem Zerfalle der Ehe bedingt. Was nun, glaubet
ihr, ist vor allem nothwendig, daß die Ehr die sittliche
Würde des Menschen bewahre und mehre? Der Glaube
an dies heilige Sakrament muß unversehrt und rein be-
wahrt und eindringlich gepredigt werden, und was ist hie-
für nothwendig? Eine göttliche, unfehlbare Autorität,
welche mit keinem Irrthum, mit keiner Leidenschaft je einen
Vergleich allschließen kann. Was ist deßhalb ferner noth-
wendig? Ein Prophet wie Johannes der Täufer; der
auch dem Könige zuruft: „Es ist dir nicht erlaubt, deines
Bruders Weib zu haben!“
Ein Prophet der unerschrocken
ruft: „Wenn ihr euch scheiden lasset und bei Lebzeiten des
anderen Theiles euch wieder verheirathet, seid ihr nicht mehr
Eheleute, sondern Ehebrecher auf dem Wege in's ewige
Feuer!“

Aber warum diese Autorität? Dieser Prophet? Es

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="10">
        <p><pb facs="#f0102" xml:id="H891_001_1896_pb0090_0001" n="90"/>
alle Völker zu umfassen bestimmt ist, &#x2013; die katholische<lb/>
Kirche. Den so ist auch das Eherecht allüberall eines<lb/>
und dasselbe wie auch Gott und Christus überall dieselben<lb/>
sind. Und die Folge? So nur behält die Ehe ihren rein<lb/>
menschlichen und durch Christus verklärten Charakter bei<lb/>
und nimmt nicht je nach Verschiedenheit der Völker und<lb/>
der weltlichen Gesetze wieder andere Farbe und Gestalt an.</p>
        <p>Doch was red' ich da von der natürlichen Bestim-<lb/>
mung und Schönheit der Ehe; betrachtet vielmehr ihren<lb/>
übernatürlichen Adel und ihre gnadenreiche Schöne. Gilt<lb/>
hier nicht die ebenso alte als immer neue Wahrheit, ausge-<lb/>
sprochen von einem der größten Denker dieses Jahrhun-<lb/>
derts, Graf de Maistre: <q>&#x201E;Die Sittlichkeit der Menschheit<lb/>
findet nur Sicherheit in den Händen des Alten im Vatikan.&#x201C;</q><lb/>
Sehet nur! Wie die ganze Geschichte bis auf den heutigen<lb/>
Tag allüberall, auch bei uns mit lauter Stimme bezeugt,<lb/>
ist die Sittlichkeit oder auch die Vollkommenheit der Ein-<lb/>
zelnen, der Familien, ja ganzer Völker von der Heiligkeit<lb/>
oder dem Zerfalle der Ehe bedingt. Was nun, glaubet<lb/>
ihr, ist vor allem nothwendig, daß die Ehr die sittliche<lb/>
Würde des Menschen bewahre und mehre? Der Glaube<lb/>
an dies heilige Sakrament muß unversehrt und rein be-<lb/>
wahrt und eindringlich gepredigt werden, und was ist hie-<lb/>
für nothwendig? Eine göttliche, unfehlbare Autorität,<lb/>
welche mit keinem Irrthum, mit keiner Leidenschaft je einen<lb/>
Vergleich allschließen kann. Was ist deßhalb ferner noth-<lb/>
wendig? Ein Prophet wie Johannes der Täufer; der<lb/>
auch dem Könige zuruft: <q>&#x201E;Es ist dir nicht erlaubt, deines<lb/>
Bruders Weib zu haben!&#x201C;</q> Ein Prophet der unerschrocken<lb/>
ruft: <q>&#x201E;Wenn ihr euch scheiden lasset und bei Lebzeiten des<lb/>
anderen Theiles euch wieder verheirathet, seid ihr nicht mehr<lb/>
Eheleute, sondern Ehebrecher auf dem Wege in's ewige<lb/>
Feuer!&#x201C;</q></p>
        <p>Aber warum diese Autorität? Dieser Prophet? Es<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[90/0102] alle Völker zu umfassen bestimmt ist, – die katholische Kirche. Den so ist auch das Eherecht allüberall eines und dasselbe wie auch Gott und Christus überall dieselben sind. Und die Folge? So nur behält die Ehe ihren rein menschlichen und durch Christus verklärten Charakter bei und nimmt nicht je nach Verschiedenheit der Völker und der weltlichen Gesetze wieder andere Farbe und Gestalt an. Doch was red' ich da von der natürlichen Bestim- mung und Schönheit der Ehe; betrachtet vielmehr ihren übernatürlichen Adel und ihre gnadenreiche Schöne. Gilt hier nicht die ebenso alte als immer neue Wahrheit, ausge- sprochen von einem der größten Denker dieses Jahrhun- derts, Graf de Maistre: „Die Sittlichkeit der Menschheit findet nur Sicherheit in den Händen des Alten im Vatikan.“ Sehet nur! Wie die ganze Geschichte bis auf den heutigen Tag allüberall, auch bei uns mit lauter Stimme bezeugt, ist die Sittlichkeit oder auch die Vollkommenheit der Ein- zelnen, der Familien, ja ganzer Völker von der Heiligkeit oder dem Zerfalle der Ehe bedingt. Was nun, glaubet ihr, ist vor allem nothwendig, daß die Ehr die sittliche Würde des Menschen bewahre und mehre? Der Glaube an dies heilige Sakrament muß unversehrt und rein be- wahrt und eindringlich gepredigt werden, und was ist hie- für nothwendig? Eine göttliche, unfehlbare Autorität, welche mit keinem Irrthum, mit keiner Leidenschaft je einen Vergleich allschließen kann. Was ist deßhalb ferner noth- wendig? Ein Prophet wie Johannes der Täufer; der auch dem Könige zuruft: „Es ist dir nicht erlaubt, deines Bruders Weib zu haben!“ Ein Prophet der unerschrocken ruft: „Wenn ihr euch scheiden lasset und bei Lebzeiten des anderen Theiles euch wieder verheirathet, seid ihr nicht mehr Eheleute, sondern Ehebrecher auf dem Wege in's ewige Feuer!“ Aber warum diese Autorität? Dieser Prophet? Es

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Dieses Werk stammt vom Projekt Digitization Lifecycle am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.

Anmerkungen zur Transkription:

Bei der Zeichenerkennung wurde nach Vorgabe des DLC modernisiert.

In Absprache mit dem MPI wurden die folgenden Aspekte der Vorlage nicht erfasst:

  • Bogensignaturen und Kustoden
  • Kolumnentitel
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterscheide zugunsten der Identifizierung von titleParts verzichtet.
  • Bei Textpassagen, die als Abschnittsüberschrift ausgeweisen werden können, wird auf die zusätzliche Auszeichnung des Layouts verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.

Es wurden alle Anführungszeichen übernommen und die Zitate zusätzlich mit q ausgezeichnet.

Weiche und harte Zeilentrennungen werden identisch als 002D übernommen. Der Zeilenumbruch selbst über lb ausgezeichnet.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/102
Zitationshilfe: Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/102>, abgerufen am 27.11.2024.