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Hufeland, Otto: Vorlesungen über physicalische Geographie von A. v. Humboldt. [G]eschrieben im Sommer 1829 durch Otto Hufeland. [Berlin], [ca. 1829]. [= Abschrift einer Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.]

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Der Zusammenhang des Phänomens der heissen Quellen mit Erdbeben und
Vulkanen
ist ebenso merkwürdig, als constatirt. Als im Jahre 1755
Lissabon erschüttert und zerstört wurde, blieben die Quellen zu Carlsbald
und Töplitz aus und kamen rothgefärbt zurück. In demselben Zeitpunkte
erfolgte ein Wasserbeben im Ocean, empfunden vom westindischen Ar-
chipelagus bis nach Abo in Finnland. Ueberhaupt fehlt es nicht an ent-
scheidenden Beweisen, daß die vulkanischen Wirkungen nicht von klein-
lichen der Oberfläche nahen Ursachen abhängen, sondern große, tief ge-
gründete Erscheinungen sind. Selbst die Erdbeben liefern merkwürdige
Beweise von der Existenz unterirdischer Verbindungen, nicht blos zwi-
schen vulkanlosen Bändern, sondern auch zwischen Feuerschlünden, die weit
voneinander entfernt sind. So stieß der Vulkan bei der Stadt Pasto
drei Monate lang ununterbrochen eine hohe Rauchsäule aus, welche
in demselben Augenblick verschwand, als am 4ten Febr. 1797 sechzig
Meilen davon das große Erdbeben von Riobamba und der Schlammausbruch
der Moya 30 bis 40000 Indianer tödtete. Dieses Erdbeben, das zerstörend-
ste von dem man vielleicht Kenntniß hat, schien sich im Innern
des Tunairagua vorbereitet zu haben, in welchem man schon Jahre
vorher von Zeit zu Zeit Getöse und Brüllen gehört hatte. Die Mitempfin-
dung dieses Erdbebens reichte über einen Erdstrich von 170 Lieues von
S. nach N., 40 Lieues im Umfange wurde alles zerstört und von herab-
stürzenden Erdtrümmern begraben. Dabei spaltete sich die Erde am Fusse
des Tunairagua und Ströme von übelriechendem Schlamme entstürzten den
Schlünden, und verwüsteten alles umher.

Die plötzliche Erscheinung der Insel Sabrina am 30 Jan. 1811 war der Vorbote
der fürchterlichen Erdstösse, welche bis 1813 fast beständig, erst die Antillen,

Der Zusammenhang des Phänomens der heissen Quellen mit Erdbeben und
Vulkanen
ist ebenso merkwürdig, als constatirt. Als im Jahre 1755
Lissabon erschüttert und zerstört wurde, blieben die Quellen zu Carlsbald
und Töplitz aus und kamen rothgefärbt zurück. In demselben Zeitpunkte
erfolgte ein Wasserbeben im Ocean, empfunden vom westindischen Ar-
chipelagus bis nach Abo in Fiñland. Ueberhaupt fehlt es nicht an ent-
scheidenden Beweisen, daß die vulkanischen Wirkungen nicht von klein-
lichen der Oberfläche nahen Ursachen abhängen, sondern große, tief ge-
gründete Erscheinungen sind. Selbst die Erdbeben liefern merkwürdige
Beweise von der Existenz unterirdischer Verbindungen, nicht blos zwi-
schen vulkanlosen Bändern, sondern auch zwischen Feuerschlünden, die weit
voneinander entfernt sind. So stieß der Vulkan bei der Stadt Pasto
drei Monate lang ununterbrochen eine hohe Rauchsäule aus, welche
in demselben Augenblick verschwand, als am 4ten Febr. 1797 sechzig
Meilen davon das große Erdbeben von Riobamba und der Schlam̃ausbruch
der Moya 30 bis 40000 Indianer tödtete. Dieses Erdbeben, das zerstörend-
ste von dem man vielleicht Kenntniß hat, schien sich im Innern
des Tunairagua vorbereitet zu haben, in welchem man schon Jahre
vorher von Zeit zu Zeit Getöse und Brüllen gehört hatte. Die Mitempfin-
dung dieses Erdbebens reichte über einen Erdstrich von 170 Lieues von
S. nach N., 40 Lieues im Umfange wurde alles zerstört und von herab-
stürzenden Erdtrüm̃ern begraben. Dabei spaltete sich die Erde am Fusse
des Tunairagua und Ströme von übelriechendem Schlamme entstürzten den
Schlünden, und verwüsteten alles umher.

Die plötzliche Erscheinung der Insel Sabrina am 30 Jan. 1811 war der Vorbote
der fürchterlichen Erdstösse, welche bis 1813 fast beständig, erst die Antillen,

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[31/0035] Der Zusammenhang des Phänomens der heissen Quellen mit Erdbeben und Vulkanen ist ebenso merkwürdig, als constatirt. Als im Jahre 1755 Lissabon erschüttert u zerstört wurde, blieben die Quellen zu Carlsbad u Töplitz aus und kamen rothgefärbt zurück. In demselben Zeitpunkte erfolgte ein Wasserbeben im Ocean, empfunden vom westindischen Ar- chipelagus bis nach Abo in Fiñland. Ueberhaupt fehlt es nicht an ent- scheidenden Beweisen, daß die vulkanischen Wirkungen nicht von klein- lichen der Oberfläche nahen Ursachen abhängen, sondern große, tief ge- gründete Erscheinungen sind. Selbst die Erdbeben liefern merkwürdige Beweise von der Existenz unterirdischer Verbindungen, nicht blos zwi- schen vulkanlosen Bändern, sondern auch zwischen Feuerschlünden, die weit voneinander entfernt sind. So stieß der Vulkan bei der Stadt Pasto drei Monate lang ununterbrochen eine hohe Rauchsäule aus, welche in demselben Augenblick verschwand, als am 4t Febr. 1797 sechzig Meilen davon das große Erdbeben von Riobamba u der Schlam̃ausbruch der Moya 30 bis 40000 Indianer tödtete. Dieses Erdbeben, das zerstörend- ste von dem man vielleicht Kenntniß hat, schien sich im Innern des Tunairagua vorbereitet zu haben, in welchem man schon Jahre vorher von Zeit zu Zeit Getöse und Brüllen gehört hatte. Die Mitempfin- dung dieses Erdbebens reichte über einen Erdstrich von 170 Lieues von S. nach N., 40 Lieues im Umfange wurde alles zerstört und von herab- stürzenden Erdtrüm̃ern begraben. Dabei spaltete sich die Erde am Fusse des Tunairagua u Ströme von übelriechendem Schlamme entstürzten den Schlünden, u verwüsteten alles umher. Die plötzliche Erscheinung der Insel Sabrina am 30 Jan. 1811 war der Vorbote der fürchterlichen Erdstösse, welche bis 1813 fast beständig, erst die Antillen,

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Tina Krell, Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Nalan Lom: Bilddigitalisierung

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Dieses Werk wurde auf der Grundlage der Transkription von [N. N.]: Physikalische Geographie. Vorgetragen von Alexander von Humboldt. [Berlin], [1827/28] anhand der Vorlage geprüft und korrigiert, nach XML/TEI P5 konvertiert und gemäß dem DTA-Basisformat kodiert.

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Zitationshilfe: Hufeland, Otto: Vorlesungen über physicalische Geographie von A. v. Humboldt. [G]eschrieben im Sommer 1829 durch Otto Hufeland. [Berlin], [ca. 1829]. [= Abschrift einer Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.], S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_privatbesitz_1829/35>, abgerufen am 23.11.2024.