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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797.

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vernünftigen Wesen zugleich mit dem
Leben auch das Gefühl und das Glück
des Lebens giebt. Denn ich habe im-
mer bemerkt, dass das Gefühl von Werth
und Glück der Existenz sich sehr genau
nach dem mehr oder wenigern Reich-
thum an Lebenskraft richtet, und dass,
so wie ein gewisser Ueberfluss derselben
zu allen Genüssen und Unternehmungen
aufgelegter und das Leben schmackhaft
macht, nichts so sehr, als Mangel daran,
im Stande ist, jenen Ekel und Ueber-
druss des Lebens hervorzubringen, der
leider unsere Zeiten so merklich aus-
zeichnet.

Durch genauere Beobachtung ihrer
Erscheinungen in der organischen Welt
lassen sich folgende Eigenschaften und
Gesetze derselben bestimmen:

1) Die Lebenskraft ist das feinste,
durchdringendste, unsichtbarste Agens
der Natur, das wir bis jezt kennen. Sie
übertrifft darinne sogar die Lichtmaterie,

electri-

vernünftigen Weſen zugleich mit dem
Leben auch das Gefühl und das Glück
des Lebens giebt. Denn ich habe im-
mer bemerkt, daſs das Gefühl von Werth
und Glück der Exiſtenz ſich ſehr genau
nach dem mehr oder wenigern Reich-
thum an Lebenskraft richtet, und daſs,
ſo wie ein gewiſſer Ueberfluſs derſelben
zu allen Genüſſen und Unternehmungen
aufgelegter und das Leben ſchmackhaft
macht, nichts ſo ſehr, als Mangel daran,
im Stande iſt, jenen Ekel und Ueber-
druſs des Lebens hervorzubringen, der
leider unſere Zeiten ſo merklich aus-
zeichnet.

Durch genauere Beobachtung ihrer
Erſcheinungen in der organiſchen Welt
laſſen ſich folgende Eigenſchaften und
Geſetze derſelben beſtimmen:

1) Die Lebenskraft iſt das feinſte,
durchdringendſte, unſichtbarſte Agens
der Natur, das wir bis jezt kennen. Sie
übertrifft darinne ſogar die Lichtmaterie,

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[48/0076] vernünftigen Weſen zugleich mit dem Leben auch das Gefühl und das Glück des Lebens giebt. Denn ich habe im- mer bemerkt, daſs das Gefühl von Werth und Glück der Exiſtenz ſich ſehr genau nach dem mehr oder wenigern Reich- thum an Lebenskraft richtet, und daſs, ſo wie ein gewiſſer Ueberfluſs derſelben zu allen Genüſſen und Unternehmungen aufgelegter und das Leben ſchmackhaft macht, nichts ſo ſehr, als Mangel daran, im Stande iſt, jenen Ekel und Ueber- druſs des Lebens hervorzubringen, der leider unſere Zeiten ſo merklich aus- zeichnet. Durch genauere Beobachtung ihrer Erſcheinungen in der organiſchen Welt laſſen ſich folgende Eigenſchaften und Geſetze derſelben beſtimmen: 1) Die Lebenskraft iſt das feinſte, durchdringendſte, unſichtbarſte Agens der Natur, das wir bis jezt kennen. Sie übertrifft darinne ſogar die Lichtmaterie, electri-

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Zitationshilfe: Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/76>, abgerufen am 18.07.2024.