Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

sinnlich bemerkt worden ist, so unbe-
fangen wie möglich.

7. Man wähle nur einen Arzt, zu
dem man Zutrauen hat; keinen, der mit
Arcanen handelt; keinen, der zu ge-
schwätzig oder neugierig ist; keinen,
der über seine Kollegen oder andre
Aerzte loszieht, und ihre Handlungen in
ein zweydeutiges Licht zu stellen sucht,
(denn diess zeigt immer eingeschränkte
Kenntnisse, oder ein bös Gewissen, oder
ein böses Herz); keinen, der blos durch
grosse entscheidende Mittel zu wirken
liebt, oder, wie man sagt, auf Leben
und Tod kurirt.

8. Insbesondere meide man den
Arzt, für den Geldgeiz oder Ehrgeiz das
höchste Interesse bey der Praxis haben.
Der wahre Arzt soll kein anderes In-
teresse haben, als Gesundheit und Leben
seines Kranken, Jedes andere führt ihn
vom wahren Wege ab, und kann für
den Kranken die nachtheiligsten Folgen
haben. Er braucht nur in irgend einen
Collisionsfall zu gerathen, wobey seine

ſinnlich bemerkt worden iſt, ſo unbe-
fangen wie möglich.

7. Man wähle nur einen Arzt, zu
dem man Zutrauen hat; keinen, der mit
Arcanen handelt; keinen, der zu ge-
ſchwätzig oder neugierig iſt; keinen,
der über ſeine Kollegen oder andre
Aerzte loszieht, und ihre Handlungen in
ein zweydeutiges Licht zu ſtellen ſucht,
(denn dieſs zeigt immer eingeſchränkte
Kenntniſſe, oder ein bös Gewiſſen, oder
ein böſes Herz); keinen, der blos durch
groſse entſcheidende Mittel zu wirken
liebt, oder, wie man ſagt, auf Leben
und Tod kurirt.

8. Insbeſondere meide man den
Arzt, für den Geldgeiz oder Ehrgeiz das
höchſte Intereſſe bey der Praxis haben.
Der wahre Arzt ſoll kein anderes In-
tereſſe haben, als Geſundheit und Leben
ſeines Kranken, Jedes andere führt ihn
vom wahren Wege ab, und kann für
den Kranken die nachtheiligſten Folgen
haben. Er braucht nur in irgend einen
Colliſionsfall zu gerathen, wobey ſeine

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0689" n="661"/>
&#x017F;innlich bemerkt worden i&#x017F;t, &#x017F;o unbe-<lb/>
fangen wie möglich.</p><lb/>
            <p>7. Man wähle nur einen Arzt, zu<lb/>
dem man Zutrauen hat; keinen, der mit<lb/>
Arcanen handelt; keinen, der zu ge-<lb/>
&#x017F;chwätzig oder neugierig i&#x017F;t; keinen,<lb/>
der über &#x017F;eine Kollegen oder andre<lb/>
Aerzte loszieht, und ihre Handlungen in<lb/>
ein zweydeutiges Licht zu &#x017F;tellen &#x017F;ucht,<lb/>
(denn die&#x017F;s zeigt immer einge&#x017F;chränkte<lb/>
Kenntni&#x017F;&#x017F;e, oder ein bös Gewi&#x017F;&#x017F;en, oder<lb/>
ein bö&#x017F;es Herz); keinen, der blos durch<lb/>
gro&#x017F;se ent&#x017F;cheidende Mittel zu wirken<lb/>
liebt, oder, wie man &#x017F;agt, auf Leben<lb/>
und Tod kurirt.</p><lb/>
            <p>8. Insbe&#x017F;ondere meide man den<lb/>
Arzt, für den Geldgeiz oder Ehrgeiz das<lb/>
höch&#x017F;te Intere&#x017F;&#x017F;e bey der Praxis haben.<lb/>
Der wahre Arzt &#x017F;oll kein anderes In-<lb/>
tere&#x017F;&#x017F;e haben, als Ge&#x017F;undheit und Leben<lb/>
&#x017F;eines Kranken, Jedes andere führt ihn<lb/>
vom wahren Wege ab, und kann für<lb/>
den Kranken die nachtheilig&#x017F;ten Folgen<lb/>
haben. Er braucht nur in irgend einen<lb/>
Colli&#x017F;ionsfall zu gerathen, wobey &#x017F;eine<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[661/0689] ſinnlich bemerkt worden iſt, ſo unbe- fangen wie möglich. 7. Man wähle nur einen Arzt, zu dem man Zutrauen hat; keinen, der mit Arcanen handelt; keinen, der zu ge- ſchwätzig oder neugierig iſt; keinen, der über ſeine Kollegen oder andre Aerzte loszieht, und ihre Handlungen in ein zweydeutiges Licht zu ſtellen ſucht, (denn dieſs zeigt immer eingeſchränkte Kenntniſſe, oder ein bös Gewiſſen, oder ein böſes Herz); keinen, der blos durch groſse entſcheidende Mittel zu wirken liebt, oder, wie man ſagt, auf Leben und Tod kurirt. 8. Insbeſondere meide man den Arzt, für den Geldgeiz oder Ehrgeiz das höchſte Intereſſe bey der Praxis haben. Der wahre Arzt ſoll kein anderes In- tereſſe haben, als Geſundheit und Leben ſeines Kranken, Jedes andere führt ihn vom wahren Wege ab, und kann für den Kranken die nachtheiligſten Folgen haben. Er braucht nur in irgend einen Colliſionsfall zu gerathen, wobey ſeine

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/689
Zitationshilfe: Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 661. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/689>, abgerufen am 22.11.2024.