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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797.

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von jeder leichten Unpässlichkeit be-
freyt. Ich habe einen würdigen 80jäh-
rigen Obersten gekannt, der sein ganzes
Leben hindurch, bey jeder Unpässlich-
keit nichts weiter gethan hatte, als fa-
sten, Tabakrauchen und obige Regeln
beobachten, und nie Arzney nöthig
hatte.

5. Hat man Gelegenheit, einen Arzt
zu fragen, so consultire man den dar-
über, nicht sowohl um gleich zu medi-
ziniren, als vielmehr um zu wissen, in
welchem Zustande man sey. Fehlt aber
diese Gelegenheit, so ist es weit besser,
blos auf die angegebne negative Weise
die Zunahme der Krankheit zu verhin-
dern, als etwas positives zu thun oder
zu brauchen, was vielleicht sehr schaden
kann. Man halte doch ja kein Arzney-
mittel für gleichgültig. Selbst Purgir-
und Brechmittel können, zur Unzeit
gebraucht, sehr schädlich werden. Will
man ja noch das unschuldigste in solchen
Fällen wissen, so ist es 1 Theelöffel Gre-
mor Tartari, in ein Glas Wasser gerührt,

T t 2

von jeder leichten Unpäſslichkeit be-
freyt. Ich habe einen würdigen 80jäh-
rigen Oberſten gekannt, der ſein ganzes
Leben hindurch, bey jeder Unpäſslich-
keit nichts weiter gethan hatte, als fa-
ſten, Tabakrauchen und obige Regeln
beobachten, und nie Arzney nöthig
hatte.

5. Hat man Gelegenheit, einen Arzt
zu fragen, ſo conſultire man den dar-
über, nicht ſowohl um gleich zu medi-
ziniren, als vielmehr um zu wiſſen, in
welchem Zuſtande man ſey. Fehlt aber
dieſe Gelegenheit, ſo iſt es weit beſſer,
blos auf die angegebne negative Weiſe
die Zunahme der Krankheit zu verhin-
dern, als etwas poſitives zu thun oder
zu brauchen, was vielleicht ſehr ſchaden
kann. Man halte doch ja kein Arzney-
mittel für gleichgültig. Selbſt Purgir-
und Brechmittel können, zur Unzeit
gebraucht, ſehr ſchädlich werden. Will
man ja noch das unſchuldigſte in ſolchen
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mor Tartari, in ein Glas Waſſer gerührt,

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[659/0687] von jeder leichten Unpäſslichkeit be- freyt. Ich habe einen würdigen 80jäh- rigen Oberſten gekannt, der ſein ganzes Leben hindurch, bey jeder Unpäſslich- keit nichts weiter gethan hatte, als fa- ſten, Tabakrauchen und obige Regeln beobachten, und nie Arzney nöthig hatte. 5. Hat man Gelegenheit, einen Arzt zu fragen, ſo conſultire man den dar- über, nicht ſowohl um gleich zu medi- ziniren, als vielmehr um zu wiſſen, in welchem Zuſtande man ſey. Fehlt aber dieſe Gelegenheit, ſo iſt es weit beſſer, blos auf die angegebne negative Weiſe die Zunahme der Krankheit zu verhin- dern, als etwas poſitives zu thun oder zu brauchen, was vielleicht ſehr ſchaden kann. Man halte doch ja kein Arzney- mittel für gleichgültig. Selbſt Purgir- und Brechmittel können, zur Unzeit gebraucht, ſehr ſchädlich werden. Will man ja noch das unſchuldigſte in ſolchen Fällen wiſſen, ſo iſt es 1 Theelöffel Gre- mor Tartari, in ein Glas Waſſer gerührt, T t 2

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Zitationshilfe: Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 659. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/687>, abgerufen am 22.11.2024.