zur Bestimmung ihrer diätetischen Le- bensart, und selbst ihre astrologischen, chiromantischen und ähnliche Forschun- gen bezogen sich im Grunde hauptsäch- lich darauf, den moralischen und phy- sischen Karacter eines Menschen zu be- stimmen, und ihm dem gemäss eine pas- sende Einrichtung seiner Lebensart und Diät vorzuschreiben. Gewiss! Es thä- ten viele besser, ihren Arzt dazu zu ge- brauchen, als alle 8 Tage zu ihm zu lau- fen und sich ein Brech- oder Purgier- mittel von ihm verschreiben zu lassen. Aber freylich würde dazu ein vernünfti- ger, einsichtsvoller und denkender Arzt erforderlich seyn, da hingegen zum Re- zeptschreiben jeder Empiriker taugt. Man hätte aber auch zugleich ein siche- res Mittel, den wahren von dem fal- schen Propheten zu unterscheiden.
Doch ich muss auch den Nichtarzt, so viel als es möglich ist, in Stand setzen, sein Physisches und seine Krankheitsan- lagen zu beurtheilen; dazu giebt es fol- gende Mittel.
S s 2
zur Beſtimmung ihrer diätetiſchen Le- bensart, und ſelbſt ihre aſtrologiſchen, chiromantiſchen und ähnliche Forſchun- gen bezogen ſich im Grunde hauptſäch- lich darauf, den moraliſchen und phy- ſiſchen Karacter eines Menſchen zu be- ſtimmen, und ihm dem gemäſs eine paſ- ſende Einrichtung ſeiner Lebensart und Diät vorzuſchreiben. Gewiſs! Es thä- ten viele beſſer, ihren Arzt dazu zu ge- brauchen, als alle 8 Tage zu ihm zu lau- fen und ſich ein Brech- oder Purgier- mittel von ihm verſchreiben zu laſſen. Aber freylich würde dazu ein vernünfti- ger, einſichtsvoller und denkender Arzt erforderlich ſeyn, da hingegen zum Re- zeptſchreiben jeder Empiriker taugt. Man hätte aber auch zugleich ein ſiche- res Mittel, den wahren von dem fal- ſchen Propheten zu unterſcheiden.
Doch ich muſs auch den Nichtarzt, ſo viel als es möglich iſt, in Stand ſetzen, ſein Phyſiſches und ſeine Krankheitsan- lagen zu beurtheilen; dazu giebt es fol- gende Mittel.
S s 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0671"n="643"/>
zur Beſtimmung ihrer diätetiſchen Le-<lb/>
bensart, und ſelbſt ihre aſtrologiſchen,<lb/>
chiromantiſchen und ähnliche Forſchun-<lb/>
gen bezogen ſich im Grunde hauptſäch-<lb/>
lich darauf, den moraliſchen und phy-<lb/>ſiſchen Karacter eines Menſchen zu be-<lb/>ſtimmen, und ihm dem gemäſs eine paſ-<lb/>ſende Einrichtung ſeiner Lebensart und<lb/>
Diät vorzuſchreiben. Gewiſs! Es thä-<lb/>
ten viele beſſer, ihren Arzt dazu zu ge-<lb/>
brauchen, als alle 8 Tage zu ihm zu lau-<lb/>
fen und ſich ein Brech- oder Purgier-<lb/>
mittel von ihm verſchreiben zu laſſen.<lb/>
Aber freylich würde dazu ein vernünfti-<lb/>
ger, einſichtsvoller und denkender Arzt<lb/>
erforderlich ſeyn, da hingegen zum Re-<lb/>
zeptſchreiben jeder Empiriker taugt.<lb/>
Man hätte aber auch zugleich ein ſiche-<lb/>
res Mittel, den wahren von dem fal-<lb/>ſchen Propheten zu unterſcheiden.</p><lb/><p>Doch ich muſs auch den Nichtarzt,<lb/>ſo viel als es möglich iſt, in Stand ſetzen,<lb/>ſein Phyſiſches und ſeine Krankheitsan-<lb/>
lagen zu beurtheilen; dazu giebt es fol-<lb/>
gende Mittel.</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig">S s 2</fw><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[643/0671]
zur Beſtimmung ihrer diätetiſchen Le-
bensart, und ſelbſt ihre aſtrologiſchen,
chiromantiſchen und ähnliche Forſchun-
gen bezogen ſich im Grunde hauptſäch-
lich darauf, den moraliſchen und phy-
ſiſchen Karacter eines Menſchen zu be-
ſtimmen, und ihm dem gemäſs eine paſ-
ſende Einrichtung ſeiner Lebensart und
Diät vorzuſchreiben. Gewiſs! Es thä-
ten viele beſſer, ihren Arzt dazu zu ge-
brauchen, als alle 8 Tage zu ihm zu lau-
fen und ſich ein Brech- oder Purgier-
mittel von ihm verſchreiben zu laſſen.
Aber freylich würde dazu ein vernünfti-
ger, einſichtsvoller und denkender Arzt
erforderlich ſeyn, da hingegen zum Re-
zeptſchreiben jeder Empiriker taugt.
Man hätte aber auch zugleich ein ſiche-
res Mittel, den wahren von dem fal-
ſchen Propheten zu unterſcheiden.
Doch ich muſs auch den Nichtarzt,
ſo viel als es möglich iſt, in Stand ſetzen,
ſein Phyſiſches und ſeine Krankheitsan-
lagen zu beurtheilen; dazu giebt es fol-
gende Mittel.
S s 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 643. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/671>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.