Da zur Entstehung jeder Krankheit zweyerley gehört: die Ursache, die sie erregt, und dann die Fähigkeit des Kör- pers, durch diese Ursache affizirt zu wer- den, so giebt es nur zwey Wege, auf denen wir Krankheiten verhüten kön- nen; entweder jene Ursachen zu entfer- nen, oder dem Körper diese Empfäng- lichkeit zu benehmen. Hierauf beruht die ganze medizinische Diätetic und alle Präservativmethoden. Der erstere Weg. der sonst der gewöhnliche war, ist der unsicherste, denn so lange wir uns nicht aus dem bürgerlichen Leben und seinen Verhältnissen heraussetzen können, ist es unmöglich, alle Krankheitsursachen zu vermeiden, und je mehr man sich ihnen entzieht, desto mehr wirken sie, wenn sie uns einmal treffen, auf uns, (z. E. Erkältung schadet niemanden so sehr, als dem, der sich gewöhnlich recht warm hält). Weit besser also der zweyte Weg: Man suche zwar die Krankheits-
Zuerſt von der Verhütung der Krankheiten.
Da zur Entſtehung jeder Krankheit zweyerley gehört: die Urſache, die ſie erregt, und dann die Fähigkeit des Kör- pers, durch dieſe Urſache affizirt zu wer- den, ſo giebt es nur zwey Wege, auf denen wir Krankheiten verhüten kön- nen; entweder jene Urſachen zu entfer- nen, oder dem Körper dieſe Empfäng- lichkeit zu benehmen. Hierauf beruht die ganze mediziniſche Diätetic und alle Präſervativmethoden. Der erſtere Weg. der ſonſt der gewöhnliche war, iſt der unſicherſte, denn ſo lange wir uns nicht aus dem bürgerlichen Leben und ſeinen Verhältniſſen herausſetzen können, iſt es unmöglich, alle Krankheitsurſachen zu vermeiden, und je mehr man ſich ihnen entzieht, deſto mehr wirken ſie, wenn ſie uns einmal treffen, auf uns, (z. E. Erkältung ſchadet niemanden ſo ſehr, als dem, der ſich gewöhnlich recht warm hält). Weit beſſer alſo der zweyte Weg: Man ſuche zwar die Krankheits-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0666"n="638"/><p>Zuerſt von der <hirendition="#i">Verhütung</hi> der<lb/>
Krankheiten.</p><lb/><p>Da zur Entſtehung jeder Krankheit<lb/>
zweyerley gehört: die Urſache, die ſie<lb/>
erregt, und dann die Fähigkeit des Kör-<lb/>
pers, durch dieſe Urſache affizirt zu wer-<lb/>
den, ſo giebt es nur zwey Wege, auf<lb/>
denen wir Krankheiten verhüten kön-<lb/>
nen; entweder jene Urſachen zu entfer-<lb/>
nen, oder dem Körper dieſe Empfäng-<lb/>
lichkeit zu benehmen. Hierauf beruht<lb/>
die ganze mediziniſche Diätetic und alle<lb/>
Präſervativmethoden. Der erſtere Weg.<lb/>
der ſonſt der gewöhnliche war, iſt der<lb/>
unſicherſte, denn ſo lange wir uns nicht<lb/>
aus dem bürgerlichen Leben und ſeinen<lb/>
Verhältniſſen herausſetzen können, iſt<lb/>
es unmöglich, alle Krankheitsurſachen<lb/>
zu vermeiden, und je mehr man ſich<lb/>
ihnen entzieht, deſto mehr wirken ſie,<lb/>
wenn ſie uns einmal treffen, auf uns,<lb/>
(z. E. Erkältung ſchadet niemanden ſo<lb/>ſehr, als dem, der ſich gewöhnlich recht<lb/>
warm hält). Weit beſſer alſo der zweyte<lb/>
Weg: Man ſuche zwar die Krankheits-<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[638/0666]
Zuerſt von der Verhütung der
Krankheiten.
Da zur Entſtehung jeder Krankheit
zweyerley gehört: die Urſache, die ſie
erregt, und dann die Fähigkeit des Kör-
pers, durch dieſe Urſache affizirt zu wer-
den, ſo giebt es nur zwey Wege, auf
denen wir Krankheiten verhüten kön-
nen; entweder jene Urſachen zu entfer-
nen, oder dem Körper dieſe Empfäng-
lichkeit zu benehmen. Hierauf beruht
die ganze mediziniſche Diätetic und alle
Präſervativmethoden. Der erſtere Weg.
der ſonſt der gewöhnliche war, iſt der
unſicherſte, denn ſo lange wir uns nicht
aus dem bürgerlichen Leben und ſeinen
Verhältniſſen herausſetzen können, iſt
es unmöglich, alle Krankheitsurſachen
zu vermeiden, und je mehr man ſich
ihnen entzieht, deſto mehr wirken ſie,
wenn ſie uns einmal treffen, auf uns,
(z. E. Erkältung ſchadet niemanden ſo
ſehr, als dem, der ſich gewöhnlich recht
warm hält). Weit beſſer alſo der zweyte
Weg: Man ſuche zwar die Krankheits-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 638. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/666>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.