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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797.

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unnöthig war, und man folglich jemand
erst krank macht, der es noch nicht war,
oder dass das Mittel nicht auf die Krank-
heit passt, und folglich der arme Patient
nun an zwey Krankheiten leidet, da er
vorher nur eine hatte, oder dass das
Mittel wohl gar den krankhaften Zu-
stand selbst, der schon da ist, befördert
und erhöhet. Es ist unendlich besser, in
Krankheiten gar keine Arzney nehmen,
als solche, die nicht passend ist.

Da nun also ein Laye nie die Medi-
zin wirklich ausüben darf, so entsteht
die wichtige Frage: Wie kann und muss
Medizin benuzt werden, wenn wir sie
als Verlängerungsmittel des Lebens brau-
chen wollen? Ich werde mich bemühen,
hierüber einige allgemeine Regeln und
Bestimmungen anzugeben.

Vorerst aber erlaube man mir, nur
ein Paar Worte über einen Theil dieser
Untersuchung zu sagen, der zwar mehr
den Arzt interessirt, aber dennoch zu
wichtig ist, um hier übergangen zu
werden, nehmlich: Wie verhält sich

unnöthig war, und man folglich jemand
erſt krank macht, der es noch nicht war,
oder daſs das Mittel nicht auf die Krank-
heit paſst, und folglich der arme Patient
nun an zwey Krankheiten leidet, da er
vorher nur eine hatte, oder daſs das
Mittel wohl gar den krankhaften Zu-
ſtand ſelbſt, der ſchon da iſt, befördert
und erhöhet. Es iſt unendlich beſſer, in
Krankheiten gar keine Arzney nehmen,
als ſolche, die nicht paſſend iſt.

Da nun alſo ein Laye nie die Medi-
zin wirklich ausüben darf, ſo entſteht
die wichtige Frage: Wie kann und muſs
Medizin benuzt werden, wenn wir ſie
als Verlängerungsmittel des Lebens brau-
chen wollen? Ich werde mich bemühen,
hierüber einige allgemeine Regeln und
Beſtimmungen anzugeben.

Vorerſt aber erlaube man mir, nur
ein Paar Worte über einen Theil dieſer
Unterſuchung zu ſagen, der zwar mehr
den Arzt intereſſirt, aber dennoch zu
wichtig iſt, um hier übergangen zu
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[633/0661] unnöthig war, und man folglich jemand erſt krank macht, der es noch nicht war, oder daſs das Mittel nicht auf die Krank- heit paſst, und folglich der arme Patient nun an zwey Krankheiten leidet, da er vorher nur eine hatte, oder daſs das Mittel wohl gar den krankhaften Zu- ſtand ſelbſt, der ſchon da iſt, befördert und erhöhet. Es iſt unendlich beſſer, in Krankheiten gar keine Arzney nehmen, als ſolche, die nicht paſſend iſt. Da nun alſo ein Laye nie die Medi- zin wirklich ausüben darf, ſo entſteht die wichtige Frage: Wie kann und muſs Medizin benuzt werden, wenn wir ſie als Verlängerungsmittel des Lebens brau- chen wollen? Ich werde mich bemühen, hierüber einige allgemeine Regeln und Beſtimmungen anzugeben. Vorerſt aber erlaube man mir, nur ein Paar Worte über einen Theil dieſer Unterſuchung zu ſagen, der zwar mehr den Arzt intereſſirt, aber dennoch zu wichtig iſt, um hier übergangen zu werden, nehmlich: Wie verhält ſich

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Zitationshilfe: Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 633. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/661>, abgerufen am 22.11.2024.