Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

und Heiterkeit ist es geschehen. Je mehr
man allen um sich herum wohl will, je
mehr man andere glücklich macht, desto
glücklicher wird man selbst.

6. Zur Zufriedenheit und See-
lenruhe ist ein unentbehrliches Erfor-
derniss: Hofnung. Wer hoffen kann,
der verlängert seine Existenz nicht blos
idealisch sondern wirklich physisch,
durch die Ruhe und Gleichmüthigkeit,
welche sie gewährt. -- Aber nicht blos
Hofnung innerhalb der engen Grenzen
unsrer jetzigen Existenz, sondern Hof-
nung übers Grab hinaus! -- Nach mei-
ner Ueberzeugung ist der Glaube an Un-
sterblichkeit das einzige, was uns diess
Leben werth und die Beschwehrden des-
selben erträglich und leicht machen
kann. -- Hofnung und Glaube, ihr gros-
sen göttlichen Tugenden! Wer vermag
ohne euch ein Leben zu durch wandeln,
das voll von Trug und Täuschung ist,
dessen Anfang sowohl als Ende dicke
Finsterniss umhüllt, und wo die Gegen-
wart selbst nur ein Augenblick ist, der

und Heiterkeit iſt es geſchehen. Je mehr
man allen um ſich herum wohl will, je
mehr man andere glücklich macht, deſto
glücklicher wird man ſelbſt.

6. Zur Zufriedenheit und See-
lenruhe iſt ein unentbehrliches Erfor-
derniſs: Hofnung. Wer hoffen kann,
der verlängert ſeine Exiſtenz nicht blos
idealiſch ſondern wirklich phyſiſch,
durch die Ruhe und Gleichmüthigkeit,
welche ſie gewährt. — Aber nicht blos
Hofnung innerhalb der engen Grenzen
unſrer jetzigen Exiſtenz, ſondern Hof-
nung übers Grab hinaus! — Nach mei-
ner Ueberzeugung iſt der Glaube an Un-
ſterblichkeit das einzige, was uns dieſs
Leben werth und die Beſchwehrden deſ-
ſelben erträglich und leicht machen
kann. — Hofnung und Glaube, ihr groſ-
ſen göttlichen Tugenden! Wer vermag
ohne euch ein Leben zu durch wandeln,
das voll von Trug und Täuſchung iſt,
deſſen Anfang ſowohl als Ende dicke
Finſterniſs umhüllt, und wo die Gegen-
wart ſelbſt nur ein Augenblick iſt, der

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0647" n="619"/>
und Heiterkeit i&#x017F;t es ge&#x017F;chehen. Je mehr<lb/>
man allen um &#x017F;ich herum wohl will, je<lb/>
mehr man andere glücklich macht, de&#x017F;to<lb/>
glücklicher wird man &#x017F;elb&#x017F;t.</p><lb/>
            <p>6. Zur Zufriedenheit und See-<lb/>
lenruhe i&#x017F;t ein unentbehrliches Erfor-<lb/>
derni&#x017F;s: <hi rendition="#i">Hofnung</hi>. Wer hoffen kann,<lb/>
der verlängert &#x017F;eine Exi&#x017F;tenz nicht blos<lb/>
ideali&#x017F;ch &#x017F;ondern wirklich phy&#x017F;i&#x017F;ch,<lb/>
durch die Ruhe und Gleichmüthigkeit,<lb/>
welche &#x017F;ie gewährt. &#x2014; Aber nicht blos<lb/>
Hofnung innerhalb der engen Grenzen<lb/>
un&#x017F;rer jetzigen Exi&#x017F;tenz, &#x017F;ondern Hof-<lb/>
nung übers Grab hinaus! &#x2014; Nach mei-<lb/>
ner Ueberzeugung i&#x017F;t der Glaube an Un-<lb/>
&#x017F;terblichkeit das einzige, was uns die&#x017F;s<lb/>
Leben werth und die Be&#x017F;chwehrden de&#x017F;-<lb/>
&#x017F;elben erträglich und leicht machen<lb/>
kann. &#x2014; Hofnung und Glaube, ihr gro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en göttlichen Tugenden! Wer vermag<lb/>
ohne euch ein Leben zu durch wandeln,<lb/>
das voll von Trug und Täu&#x017F;chung i&#x017F;t,<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en Anfang &#x017F;owohl als Ende dicke<lb/>
Fin&#x017F;terni&#x017F;s umhüllt, und wo die Gegen-<lb/>
wart &#x017F;elb&#x017F;t nur ein Augenblick i&#x017F;t, der<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[619/0647] und Heiterkeit iſt es geſchehen. Je mehr man allen um ſich herum wohl will, je mehr man andere glücklich macht, deſto glücklicher wird man ſelbſt. 6. Zur Zufriedenheit und See- lenruhe iſt ein unentbehrliches Erfor- derniſs: Hofnung. Wer hoffen kann, der verlängert ſeine Exiſtenz nicht blos idealiſch ſondern wirklich phyſiſch, durch die Ruhe und Gleichmüthigkeit, welche ſie gewährt. — Aber nicht blos Hofnung innerhalb der engen Grenzen unſrer jetzigen Exiſtenz, ſondern Hof- nung übers Grab hinaus! — Nach mei- ner Ueberzeugung iſt der Glaube an Un- ſterblichkeit das einzige, was uns dieſs Leben werth und die Beſchwehrden deſ- ſelben erträglich und leicht machen kann. — Hofnung und Glaube, ihr groſ- ſen göttlichen Tugenden! Wer vermag ohne euch ein Leben zu durch wandeln, das voll von Trug und Täuſchung iſt, deſſen Anfang ſowohl als Ende dicke Finſterniſs umhüllt, und wo die Gegen- wart ſelbſt nur ein Augenblick iſt, der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/647
Zitationshilfe: Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 619. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/647>, abgerufen am 25.11.2024.