sen haben immer mehr reizendes und erhitzendes, hingegen Vegetabilien ge- ben ein kühles mildes Blut, vermindern die innern Bewegungen, die Leibes- und Seelenreizbarkeit, und retardiren also wirklich die Lebensconsumtion. Und endlich geben animalische Speisen viel mehr Blut und Nahrung, und erfo- dern also, wenn sie gut bekommen sol- len, weit mehr Arbeit und körperliche Bewegung; ausserdem wird man voll- blütig. Sie sind also in dieser Rücksicht gar keine Nahrung für Gelehrte und Leute, die viel sitzen, denn solche Men- schen brauchen keine so starke Restaura- tion, wenig Ersatz von Substanz, son- dern nur von den feinern Nahrungssäf- ten, die zu den Geistesbeschäftigungen dienen. Am meisten vermeide man Fleisch im Sommer und wenn Faulfieber grassiren. -- Auch finden wir, dass nicht die Fleischesser, sondern die, die von Vegetabilien (Gemüsse, Obst, Kör- ner und Milch) lebten, das höchste Al- ter erreichten. -- Baco erzählt von ei-
ſen haben immer mehr reizendes und erhitzendes, hingegen Vegetabilien ge- ben ein kühles mildes Blut, vermindern die innern Bewegungen, die Leibes- und Seelenreizbarkeit, und retardiren alſo wirklich die Lebensconſumtion. Und endlich geben animaliſche Speiſen viel mehr Blut und Nahrung, und erfo- dern alſo, wenn ſie gut bekommen ſol- len, weit mehr Arbeit und körperliche Bewegung; auſſerdem wird man voll- blütig. Sie ſind alſo in dieſer Rückſicht gar keine Nahrung für Gelehrte und Leute, die viel ſitzen, denn ſolche Men- ſchen brauchen keine ſo ſtarke Reſtaura- tion, wenig Erſatz von Subſtanz, ſon- dern nur von den feinern Nahrungsſäf- ten, die zu den Geiſtesbeſchäftigungen dienen. Am meiſten vermeide man Fleiſch im Sommer und wenn Faulfieber graſſiren. — Auch finden wir, daſs nicht die Fleiſcheſſer, ſondern die, die von Vegetabilien (Gemüſse, Obſt, Kör- ner und Milch) lebten, das höchſte Al- ter erreichten. — Baco erzählt von ei-
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ſen haben immer mehr reizendes und
erhitzendes, hingegen Vegetabilien ge-
ben ein kühles mildes Blut, vermindern
die innern Bewegungen, die Leibes-
und Seelenreizbarkeit, und retardiren
alſo wirklich die Lebensconſumtion.
Und endlich geben animaliſche Speiſen
viel mehr Blut und Nahrung, und erfo-
dern alſo, wenn ſie gut bekommen ſol-
len, weit mehr Arbeit und körperliche
Bewegung; auſſerdem wird man voll-
blütig. Sie ſind alſo in dieſer Rückſicht
gar keine Nahrung für Gelehrte und
Leute, die viel ſitzen, denn ſolche Men-
ſchen brauchen keine ſo ſtarke Reſtaura-
tion, wenig Erſatz von Subſtanz, ſon-
dern nur von den feinern Nahrungsſäf-
ten, die zu den Geiſtesbeſchäftigungen
dienen. Am meiſten vermeide man
Fleiſch im Sommer und wenn Faulfieber
graſſiren. — Auch finden wir, daſs
nicht die Fleiſcheſſer, ſondern die, die
von Vegetabilien (Gemüſse, Obſt, Kör-
ner und Milch) lebten, das höchſte Al-
ter erreichten. — Baco erzählt von ei-
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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 606. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/634>, abgerufen am 22.11.2024.
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