und Erde wieder mehr nähern müssen, von der er sich in allem Sinn zu sehr entfernt hat.
Freylich können wir nicht alle Landleute von Profession seyn. Aber, wie schön wäre es, wenn auch Gelehrte, Geschäftsmänner, Kopfarbeiter, ihre Existenz in beyderley Arten von Beschäf- tigung theilten, wenn sie den Alten dar- inne nachahmten, die, troz ihrer philo- sophischen oder Staatsgeschäfte, es nicht unter ihrer Würde hielten, zwischen durch sich ganz dem Landleben zu wid- men, und im eigentlichsten Verstande zu rustiziren. Gewiss, alle die so trau- rigen Folgen des sitzenden Lebens und der Kopfanstrengung würden wegfallen, wenn ein solcher Mann täglich einige Stunden, oder alle Jahre einige Monate den Spaten und die Hacke zur Hand nähme, und sein Feld oder seinen Gar- ten bearbeitete (denn freylich nicht die gewöhnliche Art auf dem Lande zu le- ben, die meistentheils nichts weiter heisst, als Bücher und Sorgen mit hin-
und Erde wieder mehr nähern müſſen, von der er ſich in allem Sinn zu ſehr entfernt hat.
Freylich können wir nicht alle Landleute von Profeſſion ſeyn. Aber, wie ſchön wäre es, wenn auch Gelehrte, Geſchäftsmänner, Kopfarbeiter, ihre Exiſtenz in beyderley Arten von Beſchäf- tigung theilten, wenn ſie den Alten dar- inne nachahmten, die, troz ihrer philo- ſophiſchen oder Staatsgeſchäfte, es nicht unter ihrer Würde hielten, zwiſchen durch ſich ganz dem Landleben zu wid- men, und im eigentlichſten Verſtande zu ruſtiziren. Gewiſs, alle die ſo trau- rigen Folgen des ſitzenden Lebens und der Kopfanſtrengung würden wegfallen, wenn ein ſolcher Mann täglich einige Stunden, oder alle Jahre einige Monate den Spaten und die Hacke zur Hand nähme, und ſein Feld oder ſeinen Gar- ten bearbeitete (denn freylich nicht die gewöhnliche Art auf dem Lande zu le- ben, die meiſtentheils nichts weiter heiſst, als Bücher und Sorgen mit hin-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0600"n="572"/>
und Erde wieder mehr nähern müſſen,<lb/>
von der er ſich in allem Sinn zu ſehr<lb/>
entfernt hat.</p><lb/><p>Freylich können wir nicht alle<lb/>
Landleute von Profeſſion ſeyn. Aber,<lb/>
wie ſchön wäre es, wenn auch Gelehrte,<lb/>
Geſchäftsmänner, Kopfarbeiter, ihre<lb/>
Exiſtenz in beyderley Arten von Beſchäf-<lb/>
tigung theilten, wenn ſie den Alten dar-<lb/>
inne nachahmten, die, troz ihrer philo-<lb/>ſophiſchen oder Staatsgeſchäfte, es nicht<lb/>
unter ihrer Würde hielten, zwiſchen<lb/>
durch ſich ganz dem Landleben zu wid-<lb/>
men, und im eigentlichſten Verſtande<lb/>
zu ruſtiziren. Gewiſs, alle die ſo trau-<lb/>
rigen Folgen des ſitzenden Lebens und<lb/>
der Kopfanſtrengung würden wegfallen,<lb/>
wenn ein ſolcher Mann täglich einige<lb/>
Stunden, oder alle Jahre einige Monate<lb/>
den Spaten und die Hacke zur Hand<lb/>
nähme, und ſein Feld oder ſeinen Gar-<lb/>
ten bearbeitete (denn freylich nicht die<lb/>
gewöhnliche Art auf dem Lande zu le-<lb/>
ben, die meiſtentheils nichts weiter<lb/>
heiſst, als Bücher und Sorgen mit hin-<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[572/0600]
und Erde wieder mehr nähern müſſen,
von der er ſich in allem Sinn zu ſehr
entfernt hat.
Freylich können wir nicht alle
Landleute von Profeſſion ſeyn. Aber,
wie ſchön wäre es, wenn auch Gelehrte,
Geſchäftsmänner, Kopfarbeiter, ihre
Exiſtenz in beyderley Arten von Beſchäf-
tigung theilten, wenn ſie den Alten dar-
inne nachahmten, die, troz ihrer philo-
ſophiſchen oder Staatsgeſchäfte, es nicht
unter ihrer Würde hielten, zwiſchen
durch ſich ganz dem Landleben zu wid-
men, und im eigentlichſten Verſtande
zu ruſtiziren. Gewiſs, alle die ſo trau-
rigen Folgen des ſitzenden Lebens und
der Kopfanſtrengung würden wegfallen,
wenn ein ſolcher Mann täglich einige
Stunden, oder alle Jahre einige Monate
den Spaten und die Hacke zur Hand
nähme, und ſein Feld oder ſeinen Gar-
ten bearbeitete (denn freylich nicht die
gewöhnliche Art auf dem Lande zu le-
ben, die meiſtentheils nichts weiter
heiſst, als Bücher und Sorgen mit hin-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 572. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/600>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.