höchsten Alters nur in dieser Lebens- weise finden lässt.
Es ist traurig, dass diese Lebensart, die ursprünglichste und natürlichste des Menschen, jezt von so vielen gering ge- schäzt wird, so dass selbst der glückliche Landmann es kaum erwarten kann, bis sein Sohn ein studirter Taugenichts ist, und das Misverhältniss zwischen Städter und Landmann immer grösser zu wer- den scheint. Gewiss, es stünde besser um die Glückseeligkeit der einzelnen In- dividuen und des Ganzen, wenn sich ein grosser Theil der jezt gangbaren Fe- dermesser und Papierscheeren in Sicheln und Pflugschaare, und der jezt mit schreibender Handarbeit beschäftigten Finger in pflügende und ackernde Hände verwandelte. Es ist ja das erste bey so vielen auch nur Handarbeit, aber die leztre ist nüzlicher. Und wenn ich nicht sehr irre, so werden wir endlich, auch durch politische Verhältnisse genö- thigt, wieder dahin zurückkommen. Der Mensch wird sich der Mutter Natur
höchſten Alters nur in dieſer Lebens- weiſe finden läſst.
Es iſt traurig, daſs dieſe Lebensart, die urſprünglichſte und natürlichſte des Menſchen, jezt von ſo vielen gering ge- ſchäzt wird, ſo daſs ſelbſt der glückliche Landmann es kaum erwarten kann, bis ſein Sohn ein ſtudirter Taugenichts iſt, und das Misverhältniſs zwiſchen Städter und Landmann immer gröſser zu wer- den ſcheint. Gewiſs, es ſtünde beſſer um die Glückſeeligkeit der einzelnen In- dividuen und des Ganzen, wenn ſich ein groſser Theil der jezt gangbaren Fe- dermeſſer und Papierſcheeren in Sicheln und Pflugſchaare, und der jezt mit ſchreibender Handarbeit beſchäftigten Finger in pflügende und ackernde Hände verwandelte. Es iſt ja das erſte bey ſo vielen auch nur Handarbeit, aber die leztre iſt nüzlicher. Und wenn ich nicht ſehr irre, ſo werden wir endlich, auch durch politiſche Verhältniſſe genö- thigt, wieder dahin zurückkommen. Der Menſch wird ſich der Mutter Natur
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höchſten Alters nur in dieſer Lebens-
weiſe finden läſst.
Es iſt traurig, daſs dieſe Lebensart,
die urſprünglichſte und natürlichſte des
Menſchen, jezt von ſo vielen gering ge-
ſchäzt wird, ſo daſs ſelbſt der glückliche
Landmann es kaum erwarten kann, bis
ſein Sohn ein ſtudirter Taugenichts iſt,
und das Misverhältniſs zwiſchen Städter
und Landmann immer gröſser zu wer-
den ſcheint. Gewiſs, es ſtünde beſſer
um die Glückſeeligkeit der einzelnen In-
dividuen und des Ganzen, wenn ſich
ein groſser Theil der jezt gangbaren Fe-
dermeſſer und Papierſcheeren in Sicheln
und Pflugſchaare, und der jezt mit
ſchreibender Handarbeit beſchäftigten
Finger in pflügende und ackernde Hände
verwandelte. Es iſt ja das erſte bey ſo
vielen auch nur Handarbeit, aber die
leztre iſt nüzlicher. Und wenn ich
nicht ſehr irre, ſo werden wir endlich,
auch durch politiſche Verhältniſſe genö-
thigt, wieder dahin zurückkommen.
Der Menſch wird ſich der Mutter Natur
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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 571. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/599>, abgerufen am 25.11.2024.
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