den Luft, einfacher und frugaler Kost, tägliche starke Bewegung im Freyen, eine bestimmte Ordnung in allen Le- bensgeschäften, der schöne Blick in die reine Natur, und die Stimmung von innrer Ruhe, Heiterkeit und Frohsinn, die sich dadurch über unsern Geist ver- breitet, -- welche Quellen von Lebens- restauration! Dazu kommt noch, dass das Landleben ganz vorzüglich dem Ge- müthe denjenigen Ton zu geben vermag, welcher dem Leidenschaftlichen, Ueber- spannten und Excentrischen entgegen ist, um so mehr, da es uns auch dem Gewühl, den Frictionen und Korruptio- nen der Städte entzieht, die jenen Lei- denschaften Nahrung geben könnten. Es erhält folglich von innen und von aussen Gemüthsruhe und Gleichmuth, der so sehr Lebenserhaltend ist; es giebt zwar Freuden, Hofnungen, Genüsse in Menge, aber alle ohne Heftigkeit, ohne Leiden- schaft, temperirt durch den sanften Ton der Natur. -- Kein Wunder folglich, dass uns die Erfarung die Beyspiele des
den Luft, einfacher und frugaler Koſt, tägliche ſtarke Bewegung im Freyen, eine beſtimmte Ordnung in allen Le- bensgeſchäften, der ſchöne Blick in die reine Natur, und die Stimmung von innrer Ruhe, Heiterkeit und Frohſinn, die ſich dadurch über unſern Geiſt ver- breitet, — welche Quellen von Lebens- reſtauration! Dazu kommt noch, daſs das Landleben ganz vorzüglich dem Ge- müthe denjenigen Ton zu geben vermag, welcher dem Leidenſchaftlichen, Ueber- ſpannten und Excentriſchen entgegen iſt, um ſo mehr, da es uns auch dem Gewühl, den Frictionen und Korruptio- nen der Städte entzieht, die jenen Lei- denſchaften Nahrung geben könnten. Es erhält folglich von innen und von auſſen Gemüthsruhe und Gleichmuth, der ſo ſehr Lebenserhaltend iſt; es giebt zwar Freuden, Hofnungen, Genüſſe in Menge, aber alle ohne Heftigkeit, ohne Leiden- ſchaft, temperirt durch den ſanften Ton der Natur. — Kein Wunder folglich, daſs uns die Erfarung die Beyſpiele des
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den Luft, einfacher und frugaler Koſt,
tägliche ſtarke Bewegung im Freyen,
eine beſtimmte Ordnung in allen Le-
bensgeſchäften, der ſchöne Blick in die
reine Natur, und die Stimmung von
innrer Ruhe, Heiterkeit und Frohſinn,
die ſich dadurch über unſern Geiſt ver-
breitet, — welche Quellen von Lebens-
reſtauration! Dazu kommt noch, daſs
das Landleben ganz vorzüglich dem Ge-
müthe denjenigen Ton zu geben vermag,
welcher dem Leidenſchaftlichen, Ueber-
ſpannten und Excentriſchen entgegen
iſt, um ſo mehr, da es uns auch dem
Gewühl, den Frictionen und Korruptio-
nen der Städte entzieht, die jenen Lei-
denſchaften Nahrung geben könnten. Es
erhält folglich von innen und von auſſen
Gemüthsruhe und Gleichmuth, der ſo
ſehr Lebenserhaltend iſt; es giebt zwar
Freuden, Hofnungen, Genüſſe in Menge,
aber alle ohne Heftigkeit, ohne Leiden-
ſchaft, temperirt durch den ſanften Ton
der Natur. — Kein Wunder folglich,
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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 570. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/598>, abgerufen am 22.11.2024.
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