Wenn man hungert, so isst man dort, was jegliche Jahrzeit An mannichfaltiger Erquickung dir Froh gewährt. Der Pflug wird Tafel, das grünende Blatt wird Ein reiner Teller für die schöne Frucht, Reinliches Holz dein Krug, dein Wein die erfri- schende Quelle, Die frey von Giften dir Gesundheit strömt, Und mit sanftem Geräusch zum Schlaf dich ladet. Indessen Hoch über dir die Lerch' in Wolken singt, Steigend auf und hernieder, und schiesst dir nah an den Füssen In ihr geliebtes kleines Furchennest.
In der That, wenn man das Ideal eines zur Gesundheit und Longävität führenden Lebens nach theoretischen Grundsätzen entwerfen wollte, man würde auf das nehmliche zurückkom- men, was uns das Bild des Landlebens darstellt. Nirgends vereinigen sich alle Erfordernisse so vollkommen als hier, nirgends wirkt alles um und in dem Menschen auf den Zweck, Erhaltung der Gesundheit und des Lebens, hin, als hier. Der Genuss einer reinen gesun-
Wenn man hungert, ſo iſst man dort, was jegliche Jahrzeit An mannichfaltiger Erquickung dir Froh gewährt. Der Pflug wird Tafel, das grünende Blatt wird Ein reiner Teller für die ſchöne Frucht, Reinliches Holz dein Krug, dein Wein die erfri- ſchende Quelle, Die frey von Giften dir Geſundheit ſtrömt, Und mit ſanftem Geräuſch zum Schlaf dich ladet. Indeſſen Hoch über dir die Lerch’ in Wolken ſingt, Steigend auf und hernieder, und ſchieſst dir nah an den Füſsen In ihr geliebtes kleines Furchenneſt.
In der That, wenn man das Ideal eines zur Geſundheit und Longävität führenden Lebens nach theoretiſchen Grundſätzen entwerfen wollte, man würde auf das nehmliche zurückkom- men, was uns das Bild des Landlebens darſtellt. Nirgends vereinigen ſich alle Erforderniſſe ſo vollkommen als hier, nirgends wirkt alles um und in dem Menſchen auf den Zweck, Erhaltung der Geſundheit und des Lebens, hin, als hier. Der Genuſs einer reinen geſun-
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Wenn man hungert, ſo iſst man dort, was jegliche
Jahrzeit
An mannichfaltiger Erquickung dir
Froh gewährt. Der Pflug wird Tafel, das grünende
Blatt wird
Ein reiner Teller für die ſchöne Frucht,
Reinliches Holz dein Krug, dein Wein die erfri-
ſchende Quelle,
Die frey von Giften dir Geſundheit ſtrömt,
Und mit ſanftem Geräuſch zum Schlaf dich ladet.
Indeſſen
Hoch über dir die Lerch’ in Wolken ſingt,
Steigend auf und hernieder, und ſchieſst dir nah an
den Füſsen
In ihr geliebtes kleines Furchenneſt.
In der That, wenn man das Ideal
eines zur Geſundheit und Longävität
führenden Lebens nach theoretiſchen
Grundſätzen entwerfen wollte, man
würde auf das nehmliche zurückkom-
men, was uns das Bild des Landlebens
darſtellt. Nirgends vereinigen ſich alle
Erforderniſſe ſo vollkommen als hier,
nirgends wirkt alles um und in dem
Menſchen auf den Zweck, Erhaltung
der Geſundheit und des Lebens, hin, als
hier. Der Genuſs einer reinen geſun-
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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 569. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/597>, abgerufen am 22.11.2024.
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