Baseler Professor. Es ist ein bärtiger Mann in einem weiten mit Pelz gefüt- terten Ueberrok, hält in der einen Hand ein aufgeschlagenes Buch, und docirt mit der rechten. -- Ich würde mich nicht so lange bey dieser Materie aufge- halten haben, wenn nicht diese Grille voriger Jahrhunderte noch vor wenig Jahren von Cagliostro wieder in Gang gebracht worden wäre, und noch in dem lezten Viertheil des achtzehenden Jahrhunderts hie und da Beyfall gefun- den hätte.
Je ungereimter und verworrener die damaligen Begriffe waren, desto schätzbarer muss uns das Andenken ei- nes Mannes seyn, der sich glücklich aus denselben herauszuwinden und die Kunst, sein Leben zu verlängern, auf dem Wege der Natur und der Mässigkeit zu finden wusste. Cornaro der Italiener wars, der durch die einfachste und strengste Diät, und durch eine beyspiel- lose Beharrlichkeit in derselben, sich ein
Baſeler Profeſſor. Es iſt ein bärtiger Mann in einem weiten mit Pelz gefüt- terten Ueberrok, hält in der einen Hand ein aufgeſchlagenes Buch, und docirt mit der rechten. — Ich würde mich nicht ſo lange bey dieſer Materie aufge- halten haben, wenn nicht dieſe Grille voriger Jahrhunderte noch vor wenig Jahren von Caglioſtro wieder in Gang gebracht worden wäre, und noch in dem lezten Viertheil des achtzehenden Jahrhunderts hie und da Beyfall gefun- den hätte.
Je ungereimter und verworrener die damaligen Begriffe waren, deſto ſchätzbarer muſs uns das Andenken ei- nes Mannes ſeyn, der ſich glücklich aus denſelben herauszuwinden und die Kunſt, ſein Leben zu verlängern, auf dem Wege der Natur und der Mäſsigkeit zu finden wuſste. Cornaro der Italiener wars, der durch die einfachſte und ſtrengſte Diät, und durch eine beyſpiel- loſe Beharrlichkeit in derſelben, ſich ein
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[24/0052]
Baſeler Profeſſor. Es iſt ein bärtiger
Mann in einem weiten mit Pelz gefüt-
terten Ueberrok, hält in der einen Hand
ein aufgeſchlagenes Buch, und docirt
mit der rechten. — Ich würde mich
nicht ſo lange bey dieſer Materie aufge-
halten haben, wenn nicht dieſe Grille
voriger Jahrhunderte noch vor wenig
Jahren von Caglioſtro wieder in Gang
gebracht worden wäre, und noch in
dem lezten Viertheil des achtzehenden
Jahrhunderts hie und da Beyfall gefun-
den hätte.
Je ungereimter und verworrener
die damaligen Begriffe waren, deſto
ſchätzbarer muſs uns das Andenken ei-
nes Mannes ſeyn, der ſich glücklich aus
denſelben herauszuwinden und die
Kunſt, ſein Leben zu verlängern, auf
dem Wege der Natur und der Mäſsigkeit
zu finden wuſste. Cornaro der Italiener
wars, der durch die einfachſte und
ſtrengſte Diät, und durch eine beyſpiel-
loſe Beharrlichkeit in derſelben, ſich ein
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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/52>, abgerufen am 24.11.2024.
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