Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

ihrer Behandlung darauf, dass man das
Leben, wenigstens die physische und
moralische Bildung eines künftigen
Menschen dadurch in Gefahr sezt. Ja
leider, wie wenig Schwangere selbst
haben die Achtung für diesen Zustand,
die er verdient? Wie wenige vermögen,
sich Vergnügen, Diätfehler zu versagen,
die schaden könnten?

Ich glaube daher mit Recht auf die-
se Bemerkungen folgende Regeln grün-
den zu können:

1. Solche äusserst nervenschwache
und sensible Personen sollten gar nicht
heyrathen; wo nicht aus Mitleiden ge-
gen sich selbst und gegen die Leiden, de-
nen sie dadurch entgegen gehen, doch
wenigstens aus Mitleiden gegen die un-
glückliche Generation, der sie das Leben
geben werden. Ferner, man sollte bey
der Erziehung der Töchter hauptsächlich
darauf sehen, diese unglückliche Em-
pfindlichkeit zu vermeiden, da oft lei-
der aus Rücksicht gegen den Teint, die

ihrer Behandlung darauf, daſs man das
Leben, wenigſtens die phyſiſche und
moraliſche Bildung eines künftigen
Menſchen dadurch in Gefahr ſezt. Ja
leider, wie wenig Schwangere ſelbſt
haben die Achtung für dieſen Zuſtand,
die er verdient? Wie wenige vermögen,
ſich Vergnügen, Diätfehler zu verſagen,
die ſchaden könnten?

Ich glaube daher mit Recht auf die-
ſe Bemerkungen folgende Regeln grün-
den zu können:

1. Solche äuſſerſt nervenſchwache
und ſenſible Perſonen ſollten gar nicht
heyrathen; wo nicht aus Mitleiden ge-
gen ſich ſelbſt und gegen die Leiden, de-
nen ſie dadurch entgegen gehen, doch
wenigſtens aus Mitleiden gegen die un-
glückliche Generation, der ſie das Leben
geben werden. Ferner, man ſollte bey
der Erziehung der Töchter hauptſächlich
darauf ſehen, dieſe unglückliche Em-
pfindlichkeit zu vermeiden, da oft lei-
der aus Rückſicht gegen den Teint, die

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0500" n="472"/>
ihrer Behandlung darauf, da&#x017F;s man das<lb/>
Leben, wenig&#x017F;tens die phy&#x017F;i&#x017F;che und<lb/>
morali&#x017F;che Bildung eines künftigen<lb/>
Men&#x017F;chen dadurch in Gefahr &#x017F;ezt. Ja<lb/>
leider, wie wenig Schwangere &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
haben <hi rendition="#i">die</hi> Achtung für die&#x017F;en Zu&#x017F;tand,<lb/>
die er verdient? Wie wenige vermögen,<lb/>
&#x017F;ich Vergnügen, Diätfehler zu ver&#x017F;agen,<lb/>
die &#x017F;chaden könnten?</p><lb/>
            <p>Ich glaube daher mit Recht auf die-<lb/>
&#x017F;e Bemerkungen folgende Regeln grün-<lb/>
den zu können:</p><lb/>
            <p>1. Solche äu&#x017F;&#x017F;er&#x017F;t nerven&#x017F;chwache<lb/>
und &#x017F;en&#x017F;ible Per&#x017F;onen &#x017F;ollten gar nicht<lb/>
heyrathen; wo nicht aus Mitleiden ge-<lb/>
gen &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t und gegen die Leiden, de-<lb/>
nen &#x017F;ie dadurch entgegen gehen, doch<lb/>
wenig&#x017F;tens aus Mitleiden gegen die un-<lb/>
glückliche Generation, der &#x017F;ie das Leben<lb/>
geben werden. Ferner, man &#x017F;ollte bey<lb/>
der Erziehung der Töchter haupt&#x017F;ächlich<lb/>
darauf &#x017F;ehen, die&#x017F;e unglückliche Em-<lb/>
pfindlichkeit zu vermeiden, da oft lei-<lb/>
der aus Rück&#x017F;icht gegen den Teint, die<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[472/0500] ihrer Behandlung darauf, daſs man das Leben, wenigſtens die phyſiſche und moraliſche Bildung eines künftigen Menſchen dadurch in Gefahr ſezt. Ja leider, wie wenig Schwangere ſelbſt haben die Achtung für dieſen Zuſtand, die er verdient? Wie wenige vermögen, ſich Vergnügen, Diätfehler zu verſagen, die ſchaden könnten? Ich glaube daher mit Recht auf die- ſe Bemerkungen folgende Regeln grün- den zu können: 1. Solche äuſſerſt nervenſchwache und ſenſible Perſonen ſollten gar nicht heyrathen; wo nicht aus Mitleiden ge- gen ſich ſelbſt und gegen die Leiden, de- nen ſie dadurch entgegen gehen, doch wenigſtens aus Mitleiden gegen die un- glückliche Generation, der ſie das Leben geben werden. Ferner, man ſollte bey der Erziehung der Töchter hauptſächlich darauf ſehen, dieſe unglückliche Em- pfindlichkeit zu vermeiden, da oft lei- der aus Rückſicht gegen den Teint, die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/500
Zitationshilfe: Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 472. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/500>, abgerufen am 22.11.2024.