Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

die erste Materie am reinsten enthalten
wäre.

Aber am ergiebigsten an neuen und
abentheuerlichen Ideen über diese Mate-
rie war jene tausendjährige Nacht des
Mittelalters, wo Schwärmerey und Aber-
glauben alle reinen naturgemässen Be-
griffe verbannten, wo zuerst der specu-
lative Müssiggang der Klöster die und
jene chemische und physische Erfindung
veranlasste, aber dieselben mehr zur
Verwirrung als zur Aufhellung der Be-
griffe, mehr zur Beförderung des Aber-
glaubens als zur Berichtigung der Er-
kenntniss nuzte. Diese Nacht ists, in
der die monströsesten Geburten des
menschlichen Geistes ausgebrütet, und
jene abentheuerlichen Ideen von Be-
hexung, Sympathie der Körper, Stein
der Weisen, geheimen Kräften, Chiro-
mantie, Kabala, Universalmedizin u. s.
w. in die Welt gesezt oder wenigstens
ausgebildet wurden, die leider noch im-
mer nicht ausser Cours sind, und nur in

die erſte Materie am reinſten enthalten
wäre.

Aber am ergiebigſten an neuen und
abentheuerlichen Ideen über dieſe Mate-
rie war jene tauſendjährige Nacht des
Mittelalters, wo Schwärmerey und Aber-
glauben alle reinen naturgemäſsen Be-
griffe verbannten, wo zuerſt der ſpecu-
lative Müſsiggang der Klöſter die und
jene chemiſche und phyſiſche Erfindung
veranlaſste, aber dieſelben mehr zur
Verwirrung als zur Aufhellung der Be-
griffe, mehr zur Beförderung des Aber-
glaubens als zur Berichtigung der Er-
kenntniſs nuzte. Dieſe Nacht iſts, in
der die monſtröſeſten Geburten des
menſchlichen Geiſtes ausgebrütet, und
jene abentheuerlichen Ideen von Be-
hexung, Sympathie der Körper, Stein
der Weiſen, geheimen Kräften, Chiro-
mantie, Kabala, Univerſalmedizin u. ſ.
w. in die Welt geſezt oder wenigſtens
ausgebildet wurden, die leider noch im-
mer nicht auſser Cours ſind, und nur in

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0041" n="13"/>
die er&#x017F;te Materie am rein&#x017F;ten enthalten<lb/>
wäre.</p><lb/>
          <p>Aber am ergiebig&#x017F;ten an neuen und<lb/>
abentheuerlichen Ideen über die&#x017F;e Mate-<lb/>
rie war jene tau&#x017F;endjährige Nacht des<lb/>
Mittelalters, wo Schwärmerey und Aber-<lb/>
glauben alle reinen naturgemä&#x017F;sen Be-<lb/>
griffe verbannten, wo zuer&#x017F;t der &#x017F;pecu-<lb/>
lative Mü&#x017F;siggang der Klö&#x017F;ter die und<lb/>
jene chemi&#x017F;che und phy&#x017F;i&#x017F;che Erfindung<lb/>
veranla&#x017F;ste, aber die&#x017F;elben mehr zur<lb/>
Verwirrung als zur Aufhellung der Be-<lb/>
griffe, mehr zur Beförderung des Aber-<lb/>
glaubens als zur Berichtigung der Er-<lb/>
kenntni&#x017F;s nuzte. Die&#x017F;e Nacht i&#x017F;ts, in<lb/>
der die mon&#x017F;trö&#x017F;e&#x017F;ten Geburten des<lb/>
men&#x017F;chlichen Gei&#x017F;tes ausgebrütet, und<lb/>
jene abentheuerlichen Ideen von Be-<lb/>
hexung, Sympathie der Körper, Stein<lb/>
der Wei&#x017F;en, geheimen Kräften, Chiro-<lb/>
mantie, Kabala, Univer&#x017F;almedizin u. &#x017F;.<lb/>
w. in die Welt ge&#x017F;ezt oder wenig&#x017F;tens<lb/>
ausgebildet wurden, die leider noch im-<lb/>
mer nicht au&#x017F;ser Cours &#x017F;ind, und nur in<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[13/0041] die erſte Materie am reinſten enthalten wäre. Aber am ergiebigſten an neuen und abentheuerlichen Ideen über dieſe Mate- rie war jene tauſendjährige Nacht des Mittelalters, wo Schwärmerey und Aber- glauben alle reinen naturgemäſsen Be- griffe verbannten, wo zuerſt der ſpecu- lative Müſsiggang der Klöſter die und jene chemiſche und phyſiſche Erfindung veranlaſste, aber dieſelben mehr zur Verwirrung als zur Aufhellung der Be- griffe, mehr zur Beförderung des Aber- glaubens als zur Berichtigung der Er- kenntniſs nuzte. Dieſe Nacht iſts, in der die monſtröſeſten Geburten des menſchlichen Geiſtes ausgebrütet, und jene abentheuerlichen Ideen von Be- hexung, Sympathie der Körper, Stein der Weiſen, geheimen Kräften, Chiro- mantie, Kabala, Univerſalmedizin u. ſ. w. in die Welt geſezt oder wenigſtens ausgebildet wurden, die leider noch im- mer nicht auſser Cours ſind, und nur in

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/41
Zitationshilfe: Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/41>, abgerufen am 24.11.2024.