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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797.

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theiligsten Gewohnheiten, wovon beym
Schlafe ausführlicher.

10. Wenn man das Studiren mit
nachtheiligen äusseren Umständen ver-
bindet; und da sind zwey die vorzüg-
lichsten, die oft mehr Antheil an den
üblen Folgen des Nachdenkens haben,
als das Denken selbst, das zusammen
gekrümmte Sitzen und die eingeschlossne
Stubenluft
. Man gewöhne sich daher
liegend, oder stehend, oder gehend,
oder auch auf einem hölzernen Bock
reitend, ferner nicht immer in Stuben,
sondern auch im Freyen zu studiren,
und man wird weit weniger von den
sogenannten Gelehrtenkrankheiten lei-
den. Wahrlich, die alten Philosophen
dachten wohl eben so viel, als die
neuern Gelehrten, und litten dennoch
nicht an Hypochondrien, Hämorrhoiden
u. dgl. Die einzige Ursache lag darinn,
weil sie mehr ambulierend oder liegend,
und in freyer Luft meditirten, weil sie

theiligſten Gewohnheiten, wovon beym
Schlafe ausführlicher.

10. Wenn man das Studiren mit
nachtheiligen äuſſeren Umſtänden ver-
bindet; und da ſind zwey die vorzüg-
lichſten, die oft mehr Antheil an den
üblen Folgen des Nachdenkens haben,
als das Denken ſelbſt, das zuſammen
gekrümmte Sitzen und die eingeſchloſsne
Stubenluft
. Man gewöhne ſich daher
liegend, oder ſtehend, oder gehend,
oder auch auf einem hölzernen Bock
reitend, ferner nicht immer in Stuben,
ſondern auch im Freyen zu ſtudiren,
und man wird weit weniger von den
ſogenannten Gelehrtenkrankheiten lei-
den. Wahrlich, die alten Philoſophen
dachten wohl eben ſo viel, als die
neuern Gelehrten, und litten dennoch
nicht an Hypochondrien, Hämorrhoiden
u. dgl. Die einzige Urſache lag darinn,
weil ſie mehr ambulierend oder liegend,
und in freyer Luft meditirten, weil ſie

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[361/0389] theiligſten Gewohnheiten, wovon beym Schlafe ausführlicher. 10. Wenn man das Studiren mit nachtheiligen äuſſeren Umſtänden ver- bindet; und da ſind zwey die vorzüg- lichſten, die oft mehr Antheil an den üblen Folgen des Nachdenkens haben, als das Denken ſelbſt, das zuſammen gekrümmte Sitzen und die eingeſchloſsne Stubenluft. Man gewöhne ſich daher liegend, oder ſtehend, oder gehend, oder auch auf einem hölzernen Bock reitend, ferner nicht immer in Stuben, ſondern auch im Freyen zu ſtudiren, und man wird weit weniger von den ſogenannten Gelehrtenkrankheiten lei- den. Wahrlich, die alten Philoſophen dachten wohl eben ſo viel, als die neuern Gelehrten, und litten dennoch nicht an Hypochondrien, Hämorrhoiden u. dgl. Die einzige Urſache lag darinn, weil ſie mehr ambulierend oder liegend, und in freyer Luft meditirten, weil ſie

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Zitationshilfe: Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/389>, abgerufen am 24.11.2024.