ker und Philosophen, die in einem ho- hen Alter noch munter und vergnügt le- ben; aber ich weiss auch, dass dieselben von jeher sich diesen Wechsel zum Gesetz gemacht haben, und ihre Zeit immer zwischen jenen abstracten Arbeiten und zwischen der Lectüre angenehmer Dich- ter, Reisebeschreibungen, historischer und naturgeschichtlicher Werke theil- ten. Auch ist es selbst in diesem Be- tracht so gut, wenn man immer das practische mit dem speculativen Leben verbindet.
3. Wenn man gar zu abstracte und schwehre Gegenstände bearbeitet, z. E. Probleme der höhern Mathematik und Metaphysik. Das Object macht einen gewaltigen Unterschied. Je abstracter es ist, je mehr es den Menschen nöthigt, sich ganz von der Sinneswelt loszuzie- hen, und sein Geistiges, abgesondert vom Körper, gleichsam rein zu isoliren, (gewiss einer der unnatürlichsten Zu-
ker und Philoſophen, die in einem ho- hen Alter noch munter und vergnügt le- ben; aber ich weiſs auch, daſs dieſelben von jeher ſich dieſen Wechſel zum Geſetz gemacht haben, und ihre Zeit immer zwiſchen jenen abſtracten Arbeiten und zwiſchen der Lectüre angenehmer Dich- ter, Reiſebeſchreibungen, hiſtoriſcher und naturgeſchichtlicher Werke theil- ten. Auch iſt es ſelbſt in dieſem Be- tracht ſo gut, wenn man immer das practiſche mit dem ſpeculativen Leben verbindet.
3. Wenn man gar zu abſtracte und ſchwehre Gegenſtände bearbeitet, z. E. Probleme der höhern Mathematik und Metaphyſik. Das Object macht einen gewaltigen Unterſchied. Je abſtracter es iſt, je mehr es den Menſchen nöthigt, ſich ganz von der Sinneswelt loszuzie- hen, und ſein Geiſtiges, abgeſondert vom Körper, gleichſam rein zu iſoliren, (gewiſs einer der unnatürlichſten Zu-
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ker und Philoſophen, die in einem ho-
hen Alter noch munter und vergnügt le-
ben; aber ich weiſs auch, daſs dieſelben
von jeher ſich dieſen Wechſel zum Geſetz
gemacht haben, und ihre Zeit immer
zwiſchen jenen abſtracten Arbeiten und
zwiſchen der Lectüre angenehmer Dich-
ter, Reiſebeſchreibungen, hiſtoriſcher
und naturgeſchichtlicher Werke theil-
ten. Auch iſt es ſelbſt in dieſem Be-
tracht ſo gut, wenn man immer das
practiſche mit dem ſpeculativen Leben
verbindet.
3. Wenn man gar zu abſtracte und
ſchwehre Gegenſtände bearbeitet, z. E.
Probleme der höhern Mathematik und
Metaphyſik. Das Object macht einen
gewaltigen Unterſchied. Je abſtracter es
iſt, je mehr es den Menſchen nöthigt,
ſich ganz von der Sinneswelt loszuzie-
hen, und ſein Geiſtiges, abgeſondert
vom Körper, gleichſam rein zu iſoliren,
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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 356. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/384>, abgerufen am 24.11.2024.
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