weniger gefährlich sind, als jene schlei- chenden Feinde, denn sie sind so offen- bar, dass man sich weit eher vor ihnen in Acht nehmen kann, als vor den lez- tern, welche ihr destruirendes Geschäft im Verborgenen treiben, und uns alle Tage etwas von unserm Leben stehlen, wovon wir gar nichts merken, aber des- sen Summe sich am Ende schrecklich hoch belaufen kann.
Auch muss ich hier im voraus die traurige Bemerkung machen, dass sich leider unsre Lebensfeinde in neuern Zei- ten fürchterlich vermehrt haben, und dass der Grad von Luxus, Cultur, Ver- feinerung und Unnatur, worinne wir jezt leben, der unser intensives Leben so beträchtlich exaltirt, auch die Dauer dellelben in eben dem Verhältniss ver- kürzt. -- Wir werden bey genauer Un- tersuchung finden, dass man es gleich- sam darauf angelegt und rassinirt zu haben scheint, sich gegenseitig, heim- lich und unvermerkt, und oft auf die
weniger gefährlich ſind, als jene ſchlei- chenden Feinde, denn ſie ſind ſo offen- bar, daſs man ſich weit eher vor ihnen in Acht nehmen kann, als vor den lez- tern, welche ihr deſtruirendes Geſchäft im Verborgenen treiben, und uns alle Tage etwas von unſerm Leben ſtehlen, wovon wir gar nichts merken, aber deſ- ſen Summe ſich am Ende ſchrecklich hoch belaufen kann.
Auch muſs ich hier im voraus die traurige Bemerkung machen, daſs ſich leider unſre Lebensfeinde in neuern Zei- ten fürchterlich vermehrt haben, und daſs der Grad von Luxus, Cultur, Ver- feinerung und Unnatur, worinne wir jezt leben, der unſer intenſives Leben ſo beträchtlich exaltirt, auch die Dauer dellelben in eben dem Verhältniſs ver- kürzt. — Wir werden bey genauer Un- terſuchung finden, daſs man es gleich- ſam darauf angelegt und raſſinirt zu haben ſcheint, ſich gegenſeitig, heim- lich und unvermerkt, und oft auf die
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weniger gefährlich ſind, als jene ſchlei-
chenden Feinde, denn ſie ſind ſo offen-
bar, daſs man ſich weit eher vor ihnen
in Acht nehmen kann, als vor den lez-
tern, welche ihr deſtruirendes Geſchäft
im Verborgenen treiben, und uns alle
Tage etwas von unſerm Leben ſtehlen,
wovon wir gar nichts merken, aber deſ-
ſen Summe ſich am Ende ſchrecklich
hoch belaufen kann.
Auch muſs ich hier im voraus die
traurige Bemerkung machen, daſs ſich
leider unſre Lebensfeinde in neuern Zei-
ten fürchterlich vermehrt haben, und
daſs der Grad von Luxus, Cultur, Ver-
feinerung und Unnatur, worinne wir
jezt leben, der unſer intenſives Leben ſo
beträchtlich exaltirt, auch die Dauer
dellelben in eben dem Verhältniſs ver-
kürzt. — Wir werden bey genauer Un-
terſuchung finden, daſs man es gleich-
ſam darauf angelegt und raſſinirt zu
haben ſcheint, ſich gegenſeitig, heim-
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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/363>, abgerufen am 26.11.2024.
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