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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797.

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schwerlich, sondern auch schädlich zu
finden, und im Nichtsthun das grosse Ge-
heimniss des langen Lebens zu haben,
das alle Arcana Cagliostros und St. Ger-
mains
aufwöge.

Ja, andere sind noch weiter gegan-
gen, und insbesondere Maupertuis hat
den Gedanken geäussert, ob es nicht
möglich wäre, durch eine völlige Unter-
brechung der Lebenswirksamkeit, durch
einen künstlichen Scheintod, die Selbst-
consumtion völlig zu verhindern, und
das Leben durch solche Pausen vielleicht
Jahrhunderte lang zu verlängern. Er
stüzt seinen Vorschlag auf das Leben des
Hühnchens im Ey, des Insects in der
Puppe, das durch Hülfe der Kälte und
andrer Mittel, wodurch man das Thier
länger in diesem Todtenschlaf erhält,
wirklich verlängert werden kann. --
Auf diese Art brauchte es zur Verlänge-
rung des Lebens weiter nichts, als die
Kunst, jemand halb zu tödten. -- Selbst
dem grossen Franklin gefiel diese Idee.

ſchwerlich, ſondern auch ſchädlich zu
finden, und im Nichtsthun das groſse Ge-
heimniſs des langen Lebens zu haben,
das alle Arcana Caglioſtros und St. Ger-
mains
aufwöge.

Ja, andere ſind noch weiter gegan-
gen, und insbeſondere Maupertuis hat
den Gedanken geäuſſert, ob es nicht
möglich wäre, durch eine völlige Unter-
brechung der Lebenswirkſamkeit, durch
einen künſtlichen Scheintod, die Selbſt-
conſumtion völlig zu verhindern, und
das Leben durch ſolche Pauſen vielleicht
Jahrhunderte lang zu verlängern. Er
ſtüzt ſeinen Vorſchlag auf das Leben des
Hühnchens im Ey, des Inſects in der
Puppe, das durch Hülfe der Kälte und
andrer Mittel, wodurch man das Thier
länger in dieſem Todtenſchlaf erhält,
wirklich verlängert werden kann. —
Auf dieſe Art brauchte es zur Verlänge-
rung des Lebens weiter nichts, als die
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dem groſsen Franklin gefiel dieſe Idee.

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[290/0318] ſchwerlich, ſondern auch ſchädlich zu finden, und im Nichtsthun das groſse Ge- heimniſs des langen Lebens zu haben, das alle Arcana Caglioſtros und St. Ger- mains aufwöge. Ja, andere ſind noch weiter gegan- gen, und insbeſondere Maupertuis hat den Gedanken geäuſſert, ob es nicht möglich wäre, durch eine völlige Unter- brechung der Lebenswirkſamkeit, durch einen künſtlichen Scheintod, die Selbſt- conſumtion völlig zu verhindern, und das Leben durch ſolche Pauſen vielleicht Jahrhunderte lang zu verlängern. Er ſtüzt ſeinen Vorſchlag auf das Leben des Hühnchens im Ey, des Inſects in der Puppe, das durch Hülfe der Kälte und andrer Mittel, wodurch man das Thier länger in dieſem Todtenſchlaf erhält, wirklich verlängert werden kann. — Auf dieſe Art brauchte es zur Verlänge- rung des Lebens weiter nichts, als die Kunſt, jemand halb zu tödten. — Selbſt dem groſsen Franklin gefiel dieſe Idee.

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Zitationshilfe: Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/318>, abgerufen am 28.11.2024.