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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797.

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neues Oel zuzugiessen vermöge. Man
braucht deshalb nur täglich etwas von
solchen Tincturen zu nehmen, so wird
der Abgang von Lebenskraft immer wie-
der ersezt; und so ein Mensch kann
nach dieser Theorie nie einen Mangel
oder gar gänzlichen Verlust derselben
erleiden. -- Darauf gründet sich die Ge-
schichte von dem berüchtigten Gualdus,
der 300 Jahre durch diese Hülfe gelebt
haben soll, und der, wie einige festig-
lich glauben, noch jezt lebt, u. s. w.

Aber alle Verehrer solcher Hülfen
täuschen sich auf eine traurige Art. Der
Gebrauch dieser Mittel, welche alle
äusserst hitzig und reizend sind, ver-
mehrt natürlich das Lebensgefühl, und
nun halten sie Vermehrung des Lebens-
gefühls für reelle Vermehrung der Le-
benskraft, und begreifen nicht, dass
eben die beständige Vermehrung des Le-
bensgefühls durch Reizung das sicher-
ste Mittel ist, dass Leben abzukürzen,
und zwar auf folgende Art:


neues Oel zuzugieſsen vermöge. Man
braucht deshalb nur täglich etwas von
ſolchen Tincturen zu nehmen, ſo wird
der Abgang von Lebenskraft immer wie-
der erſezt; und ſo ein Menſch kann
nach dieſer Theorie nie einen Mangel
oder gar gänzlichen Verluſt derſelben
erleiden. — Darauf gründet ſich die Ge-
ſchichte von dem berüchtigten Gualdus,
der 300 Jahre durch dieſe Hülfe gelebt
haben ſoll, und der, wie einige feſtig-
lich glauben, noch jezt lebt, u. ſ. w.

Aber alle Verehrer ſolcher Hülfen
täuſchen ſich auf eine traurige Art. Der
Gebrauch dieſer Mittel, welche alle
äuſſerſt hitzig und reizend ſind, ver-
mehrt natürlich das Lebensgefühl, und
nun halten ſie Vermehrung des Lebens-
gefühls für reelle Vermehrung der Le-
benskraft, und begreifen nicht, daſs
eben die beſtändige Vermehrung des Le-
bensgefühls durch Reizung das ſicher-
ſte Mittel iſt, daſs Leben abzukürzen,
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[283/0311] neues Oel zuzugieſsen vermöge. Man braucht deshalb nur täglich etwas von ſolchen Tincturen zu nehmen, ſo wird der Abgang von Lebenskraft immer wie- der erſezt; und ſo ein Menſch kann nach dieſer Theorie nie einen Mangel oder gar gänzlichen Verluſt derſelben erleiden. — Darauf gründet ſich die Ge- ſchichte von dem berüchtigten Gualdus, der 300 Jahre durch dieſe Hülfe gelebt haben ſoll, und der, wie einige feſtig- lich glauben, noch jezt lebt, u. ſ. w. Aber alle Verehrer ſolcher Hülfen täuſchen ſich auf eine traurige Art. Der Gebrauch dieſer Mittel, welche alle äuſſerſt hitzig und reizend ſind, ver- mehrt natürlich das Lebensgefühl, und nun halten ſie Vermehrung des Lebens- gefühls für reelle Vermehrung der Le- benskraft, und begreifen nicht, daſs eben die beſtändige Vermehrung des Le- bensgefühls durch Reizung das ſicher- ſte Mittel iſt, daſs Leben abzukürzen, und zwar auf folgende Art:

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Zitationshilfe: Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/311>, abgerufen am 28.11.2024.