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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797.

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tion oder Selbstaufreibung in dem be-
ständigen Blutumlauf liegt. Der, wel-
cher in einer Minute 100 Pulsschläge
hat, muss sich also ungleich schneller
aufreiben, als der, welcher deren nur
50 hat. Die Menschen folglich, wel-
che beständig einen etwas gereizten
Puls haben, bey denen jede kleine
Gemüthsbewegung, jeder Tropfen
Wein, sogleich die Bewegung des
Herzens vermehrt, sind schlechte Kan-
didaten zum langen Leben, denn ihr
ganzes Leben ist ein beständiges Fie-
ber, und es wird dadurch auf doppel-
te Art der Verlängerung des Lebens
entgegen gearbeitet, theils durch die
damit verknüpfte schnellere Aufreibung,
theils weil die Restauration durch
nichts so sehr gehindert wird, als
durch einen beständig beschleunigten
Blutumlauf. Es ist durchaus eine ge-
wisse Ruhe nothwendig, wenn sich
die nährenden Theilchen anlegen, und
in unsre Substanz verwandeln sollen.

tion oder Selbſtaufreibung in dem be-
ſtändigen Blutumlauf liegt. Der, wel-
cher in einer Minute 100 Pulsſchläge
hat, muſs ſich alſo ungleich ſchneller
aufreiben, als der, welcher deren nur
50 hat. Die Menſchen folglich, wel-
che beſtändig einen etwas gereizten
Puls haben, bey denen jede kleine
Gemüthsbewegung, jeder Tropfen
Wein, ſogleich die Bewegung des
Herzens vermehrt, ſind ſchlechte Kan-
didaten zum langen Leben, denn ihr
ganzes Leben iſt ein beſtändiges Fie-
ber, und es wird dadurch auf doppel-
te Art der Verlängerung des Lebens
entgegen gearbeitet, theils durch die
damit verknüpfte ſchnellere Aufreibung,
theils weil die Reſtauration durch
nichts ſo ſehr gehindert wird, als
durch einen beſtändig beſchleunigten
Blutumlauf. Es iſt durchaus eine ge-
wiſſe Ruhe nothwendig, wenn ſich
die nährenden Theilchen anlegen, und
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[264/0292] tion oder Selbſtaufreibung in dem be- ſtändigen Blutumlauf liegt. Der, wel- cher in einer Minute 100 Pulsſchläge hat, muſs ſich alſo ungleich ſchneller aufreiben, als der, welcher deren nur 50 hat. Die Menſchen folglich, wel- che beſtändig einen etwas gereizten Puls haben, bey denen jede kleine Gemüthsbewegung, jeder Tropfen Wein, ſogleich die Bewegung des Herzens vermehrt, ſind ſchlechte Kan- didaten zum langen Leben, denn ihr ganzes Leben iſt ein beſtändiges Fie- ber, und es wird dadurch auf doppel- te Art der Verlängerung des Lebens entgegen gearbeitet, theils durch die damit verknüpfte ſchnellere Aufreibung, theils weil die Reſtauration durch nichts ſo ſehr gehindert wird, als durch einen beſtändig beſchleunigten Blutumlauf. Es iſt durchaus eine ge- wiſſe Ruhe nothwendig, wenn ſich die nährenden Theilchen anlegen, und in unſre Subſtanz verwandeln ſollen.

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Zitationshilfe: Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/292>, abgerufen am 26.11.2024.