In zweyerley Rücksicht ist der Ma- gen der Grundstein des langen Lebens: Einmal indem er das erste und wich- tigste Restaurationsorgan unsrer Natur ist, die Pforte, wodurch alles, was unser werden soll, eingehen muss, die erste Instanz, von deren guten oder schlechten Zustand nicht nur die Quan- tität sondern auch die Qualität unsers Ersatzes abhängt. -- Zweytens, in- dem durch die Beschaffenheit des Ma- gens selbst die Einwirkung der Lei- denschaften, der Krankheitsursachen und andrer zerstörenden Einflüsse auf unsern Körper modificirt wird. -- Er hat einen guten Magen, sagt man im Sprichwort, wenn man jemand karacterisiren will, auf den weder Aerger, noch Kummer, noch Kränkun- gen schädlich wirken, und gewiss es liegt viel Wahres darinne. -- Alle die- se Leidenschaften müssen vorzüglich
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gen iſt es unmöglich ein hohes Alter zu erlangen.
In zweyerley Rückſicht iſt der Ma- gen der Grundſtein des langen Lebens: Einmal indem er das erſte und wich- tigſte Reſtaurationsorgan unſrer Natur iſt, die Pforte, wodurch alles, was unſer werden ſoll, eingehen muſs, die erſte Inſtanz, von deren guten oder ſchlechten Zuſtand nicht nur die Quan- tität ſondern auch die Qualität unſers Erſatzes abhängt. — Zweytens, in- dem durch die Beſchaffenheit des Ma- gens ſelbſt die Einwirkung der Lei- denſchaften, der Krankheitsurſachen und andrer zerſtörenden Einflüſſe auf unſern Körper modificirt wird. — Er hat einen guten Magen, ſagt man im Sprichwort, wenn man jemand karacteriſiren will, auf den weder Aerger, noch Kummer, noch Kränkun- gen ſchädlich wirken, und gewiſs es liegt viel Wahres darinne. — Alle die- ſe Leidenſchaften müſſen vorzüglich
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gen iſt es unmöglich ein hohes Alter zu
erlangen.
In zweyerley Rückſicht iſt der Ma-
gen der Grundſtein des langen Lebens:
Einmal indem er das erſte und wich-
tigſte Reſtaurationsorgan unſrer Natur
iſt, die Pforte, wodurch alles, was
unſer werden ſoll, eingehen muſs, die
erſte Inſtanz, von deren guten oder
ſchlechten Zuſtand nicht nur die Quan-
tität ſondern auch die Qualität unſers
Erſatzes abhängt. — Zweytens, in-
dem durch die Beſchaffenheit des Ma-
gens ſelbſt die Einwirkung der Lei-
denſchaften, der Krankheitsurſachen
und andrer zerſtörenden Einflüſſe auf
unſern Körper modificirt wird. —
Er hat einen guten Magen, ſagt man
im Sprichwort, wenn man jemand
karacteriſiren will, auf den weder
Aerger, noch Kummer, noch Kränkun-
gen ſchädlich wirken, und gewiſs es
liegt viel Wahres darinne. — Alle die-
ſe Leidenſchaften müſſen vorzüglich
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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/287>, abgerufen am 26.11.2024.
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