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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797.

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rieben, hingegen beym Nichtgebrauch
(in Ermangelung der Antagonisten) oft
ausnehmend lang werden. -- Es ist
erwiesen, dass wir uns auf diese Art sehr
bald aufgezehrt haben würden, wenn
kein Ersatz da wäre, und es ist sehr
wahrscheinlich berechnet, dass wir alle
3 Monate nicht mehr dieselben sind,
und aus ganz neuen Partikeln beste-
hen.

Aber eben so ausserordentlich und
wunderbar ist der beständige Ersatz des
Verlohrnen. Man kann diess schon
daraus abnehmen, dass, troz des bestän-
digen Verlustes, dennoch unsre Masse
dieselbe bleibt. -- Am allerschnellsten
regeneriren sich die flüssigen Theile wie-
der, und die Erfarung hat gelehrt, dass
oft der stärkste Blutverlust in 14 Tagen
wieder ersezt war. Die festen Theile
reproduciren sich durch eben die Kräfte
und Mechanismen, wie bey der ersten
Entstehung; das gallertartige nährende
Prinzip wird durch die Cirkulation nach

rieben, hingegen beym Nichtgebrauch
(in Ermangelung der Antagoniſten) oft
ausnehmend lang werden. — Es iſt
erwieſen, daſs wir uns auf dieſe Art ſehr
bald aufgezehrt haben würden, wenn
kein Erſatz da wäre, und es iſt ſehr
wahrſcheinlich berechnet, daſs wir alle
3 Monate nicht mehr dieſelben ſind,
und aus ganz neuen Partikeln beſte-
hen.

Aber eben ſo auſſerordentlich und
wunderbar iſt der beſtändige Erſatz des
Verlohrnen. Man kann dieſs ſchon
daraus abnehmen, daſs, troz des beſtän-
digen Verluſtes, dennoch unſre Maſſe
dieſelbe bleibt. — Am allerſchnellſten
regeneriren ſich die flüſſigen Theile wie-
der, und die Erfarung hat gelehrt, daſs
oft der ſtärkſte Blutverluſt in 14 Tagen
wieder erſezt war. Die feſten Theile
reproduciren ſich durch eben die Kräfte
und Mechanismen, wie bey der erſten
Entſtehung; das gallertartige nährende
Prinzip wird durch die Cirkulation nach

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[233/0261] rieben, hingegen beym Nichtgebrauch (in Ermangelung der Antagoniſten) oft ausnehmend lang werden. — Es iſt erwieſen, daſs wir uns auf dieſe Art ſehr bald aufgezehrt haben würden, wenn kein Erſatz da wäre, und es iſt ſehr wahrſcheinlich berechnet, daſs wir alle 3 Monate nicht mehr dieſelben ſind, und aus ganz neuen Partikeln beſte- hen. Aber eben ſo auſſerordentlich und wunderbar iſt der beſtändige Erſatz des Verlohrnen. Man kann dieſs ſchon daraus abnehmen, daſs, troz des beſtän- digen Verluſtes, dennoch unſre Maſſe dieſelbe bleibt. — Am allerſchnellſten regeneriren ſich die flüſſigen Theile wie- der, und die Erfarung hat gelehrt, daſs oft der ſtärkſte Blutverluſt in 14 Tagen wieder erſezt war. Die feſten Theile reproduciren ſich durch eben die Kräfte und Mechanismen, wie bey der erſten Entſtehung; das gallertartige nährende Prinzip wird durch die Cirkulation nach

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Zitationshilfe: Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/261>, abgerufen am 23.11.2024.