lich, und, was den Punct des Lebens betraf, so gesinnt, dass er noch kurz vor seinem Tode zu seinen Freunden sa- gen konnte: Plaudite, Amici. "Applau- "dirt, meine Freunde, die Komödie ist "zu Ende." Eine Geistesstimmung, die der Erhaltung des Lebens äusserst vor- theilhaft ist. Im 30sten Jahre überstand er eine schwehre und so gefährliche Krankheit, dass man ihn für verlohren hielt. Es war eine Art von Nerven- krankheit, die durch das warme Verhal- ten und die warmen Bäder, die ihm sei- ne gewöhnlichen Aerzte riethen, nur noch verschlimmert werden musste. An- tonius Musa kam also auf den Einfall, ihn gerade auf die entgegengesezte Art zu behandeln. Er musste sich ganz kalt verhalten und ganz kalt baden, und in kurzem war er wieder hergestellt. Diese Krankheit sowohl, als die dadurch be- wirkte nüzliche Veränderung seiner Le- bensart, trugen wahrscheinlich viel zur Verlängerung seines Lebens bey.
lich, und, was den Punct des Lebens betraf, ſo geſinnt, daſs er noch kurz vor ſeinem Tode zu ſeinen Freunden ſa- gen konnte: Plaudite, Amici. „Applau- „dirt, meine Freunde, die Komödie iſt „zu Ende.“ Eine Geiſtesſtimmung, die der Erhaltung des Lebens äuſſerſt vor- theilhaft iſt. Im 30ſten Jahre überſtand er eine ſchwehre und ſo gefährliche Krankheit, daſs man ihn für verlohren hielt. Es war eine Art von Nerven- krankheit, die durch das warme Verhal- ten und die warmen Bäder, die ihm ſei- ne gewöhnlichen Aerzte riethen, nur noch verſchlimmert werden muſste. An- tonius Muſa kam alſo auf den Einfall, ihn gerade auf die entgegengeſezte Art zu behandeln. Er muſste ſich ganz kalt verhalten und ganz kalt baden, und in kurzem war er wieder hergeſtellt. Dieſe Krankheit ſowohl, als die dadurch be- wirkte nüzliche Veränderung ſeiner Le- bensart, trugen wahrſcheinlich viel zur Verlängerung ſeines Lebens bey.
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lich, und, was den Punct des Lebens
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vor ſeinem Tode zu ſeinen Freunden ſa-
gen konnte: Plaudite, Amici. „Applau-
„dirt, meine Freunde, die Komödie iſt
„zu Ende.“ Eine Geiſtesſtimmung, die
der Erhaltung des Lebens äuſſerſt vor-
theilhaft iſt. Im 30ſten Jahre überſtand
er eine ſchwehre und ſo gefährliche
Krankheit, daſs man ihn für verlohren
hielt. Es war eine Art von Nerven-
krankheit, die durch das warme Verhal-
ten und die warmen Bäder, die ihm ſei-
ne gewöhnlichen Aerzte riethen, nur
noch verſchlimmert werden muſste. An-
tonius Muſa kam alſo auf den Einfall,
ihn gerade auf die entgegengeſezte Art
zu behandeln. Er muſste ſich ganz kalt
verhalten und ganz kalt baden, und in
kurzem war er wieder hergeſtellt. Dieſe
Krankheit ſowohl, als die dadurch be-
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bensart, trugen wahrſcheinlich viel zur
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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/184>, abgerufen am 24.11.2024.
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