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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797.

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Man sieht also zur Gnüge, dass
die Dauer des menschlichen Lebens zu
den Zeiten Moses, der Griechen, der
Römer, und jezt immer dieselbe war,
und dass das Alter der Erde keinen Ein-
fluss auf das Alter ihrer Bewohner hat,
den Unterschied etwa ausgenommen,
den die verschiedene Kultur ihrer Ober-
fläche und die daher rührende Verschie-
denheit des Clima hervorbringen kann.

So ists z. B. gewiss, dass jezt in Ita-
lien nach Verhältniss nicht so viele und
auch nicht so sehr alte Leute angetroffen
werden, als zu Vespasians Zeiten; aber
die Ursache ist, dass damals wegen meh-
rern Waldungen das Clima noch kälter
war, und die Menschen fester machte. *)
Auch ists nicht unwahrscheinlich, dass
die eigenthümliche Wärme der Erde
selbst wandern, und sich zuweilen in ei-

*) Man findet davon mehrere Spuren. So erzählt
z. E. Plinius von Wintern, wo der Wein in den
Kellern, und die Tiber bis auf den Grund ge-
froren war.

Man ſieht alſo zur Gnüge, daſs
die Dauer des menſchlichen Lebens zu
den Zeiten Moſes, der Griechen, der
Römer, und jezt immer dieſelbe war,
und daſs das Alter der Erde keinen Ein-
fluſs auf das Alter ihrer Bewohner hat,
den Unterſchied etwa ausgenommen,
den die verſchiedene Kultur ihrer Ober-
fläche und die daher rührende Verſchie-
denheit des Clima hervorbringen kann.

So iſts z. B. gewiſs, daſs jezt in Ita-
lien nach Verhältniſs nicht ſo viele und
auch nicht ſo ſehr alte Leute angetroffen
werden, als zu Veſpaſians Zeiten; aber
die Urſache iſt, daſs damals wegen meh-
rern Waldungen das Clima noch kälter
war, und die Menſchen feſter machte. *)
Auch iſts nicht unwahrſcheinlich, daſs
die eigenthümliche Wärme der Erde
ſelbſt wandern, und ſich zuweilen in ei-

*) Man findet davon mehrere Spuren. So erzählt
z. E. Plinius von Wintern, wo der Wein in den
Kellern, und die Tiber bis auf den Grund ge-
froren war.
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[153/0181] Man ſieht alſo zur Gnüge, daſs die Dauer des menſchlichen Lebens zu den Zeiten Moſes, der Griechen, der Römer, und jezt immer dieſelbe war, und daſs das Alter der Erde keinen Ein- fluſs auf das Alter ihrer Bewohner hat, den Unterſchied etwa ausgenommen, den die verſchiedene Kultur ihrer Ober- fläche und die daher rührende Verſchie- denheit des Clima hervorbringen kann. So iſts z. B. gewiſs, daſs jezt in Ita- lien nach Verhältniſs nicht ſo viele und auch nicht ſo ſehr alte Leute angetroffen werden, als zu Veſpaſians Zeiten; aber die Urſache iſt, daſs damals wegen meh- rern Waldungen das Clima noch kälter war, und die Menſchen feſter machte. *) Auch iſts nicht unwahrſcheinlich, daſs die eigenthümliche Wärme der Erde ſelbſt wandern, und ſich zuweilen in ei- *) Man findet davon mehrere Spuren. So erzählt z. E. Plinius von Wintern, wo der Wein in den Kellern, und die Tiber bis auf den Grund ge- froren war.

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Zitationshilfe: Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/181>, abgerufen am 25.11.2024.