ner ein jugendlicheres und vollkommne- res Leben, eine Riesengrösse, unglaub- liche Kräfte, und eine erstaunliche Le- bensdauer gehabt haben. Lange trug man sich mit einer Menge derglei- chen Geschichten, und mancher schö- ne Traum verdankt ihnen seine Ent- stehung. -- So trug man kein Be- denken, in allem Ernst, dem Urvater Adam eine Länge von 900 Ellen und ein Alter von fast 1000 Jahren beyzulegen. Aber die scharfe und gründliche Kritik neuer Physiker hat die hie und da ge- fundenen vermeynten Riesenknochen in Elefanten und Rhinocerosknochen verwandelt, und hellsehende Theologen haben gezeigt, dass die Chronologie je- ner Zeiten nicht die jetzige sey. Man hat mit der höchsten Wahrscheinlichkeit erwiesen (insonderheit Hensler), dass die Jahre der Alten bis auf Abraham nur 3 Monate, nachhero 8 Monate, und erst nach Joseph 12 Monate enthielten. Eine Behauptung, die dadurch noch mehr Bestätigung erhält, dass noch jezt Völ-
ner ein jugendlicheres und vollkommne- res Leben, eine Rieſengröſse, unglaub- liche Kräfte, und eine erſtaunliche Le- bensdauer gehabt haben. Lange trug man ſich mit einer Menge derglei- chen Geſchichten, und mancher ſchö- ne Traum verdankt ihnen ſeine Ent- ſtehung. — So trug man kein Be- denken, in allem Ernſt, dem Urvater Adam eine Länge von 900 Ellen und ein Alter von faſt 1000 Jahren beyzulegen. Aber die ſcharfe und gründliche Kritik neuer Phyſiker hat die hie und da ge- fundenen vermeynten Rieſenknochen in Elefanten und Rhinocerosknochen verwandelt, und hellſehende Theologen haben gezeigt, daſs die Chronologie je- ner Zeiten nicht die jetzige ſey. Man hat mit der höchſten Wahrſcheinlichkeit erwieſen (inſonderheit Hensler), daſs die Jahre der Alten bis auf Abraham nur 3 Monate, nachhero 8 Monate, und erſt nach Joſeph 12 Monate enthielten. Eine Behauptung, die dadurch noch mehr Beſtätigung erhält, daſs noch jezt Völ-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0171"n="143"/>
ner ein jugendlicheres und vollkommne-<lb/>
res Leben, eine Rieſengröſse, unglaub-<lb/>
liche Kräfte, und eine erſtaunliche Le-<lb/>
bensdauer gehabt haben. Lange trug<lb/>
man ſich mit einer Menge derglei-<lb/>
chen Geſchichten, und mancher ſchö-<lb/>
ne Traum verdankt ihnen ſeine Ent-<lb/>ſtehung. — So trug man kein Be-<lb/>
denken, in allem Ernſt, dem Urvater<lb/>
Adam eine Länge von 900 Ellen und ein<lb/>
Alter von faſt 1000 Jahren beyzulegen.<lb/>
Aber die ſcharfe und gründliche Kritik<lb/>
neuer Phyſiker hat die hie und da ge-<lb/>
fundenen vermeynten Rieſenknochen<lb/>
in Elefanten und Rhinocerosknochen<lb/>
verwandelt, und hellſehende Theologen<lb/>
haben gezeigt, daſs die Chronologie je-<lb/>
ner Zeiten nicht die jetzige ſey. Man<lb/>
hat mit der höchſten Wahrſcheinlichkeit<lb/>
erwieſen (inſonderheit <hirendition="#i">Hensler</hi>), daſs die<lb/>
Jahre der Alten bis auf <hirendition="#i">Abraham</hi> nur 3<lb/>
Monate, nachhero 8 Monate, und erſt<lb/>
nach <hirendition="#i">Joſeph</hi> 12 Monate enthielten. Eine<lb/>
Behauptung, die dadurch noch mehr<lb/>
Beſtätigung erhält, daſs noch jezt Völ-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[143/0171]
ner ein jugendlicheres und vollkommne-
res Leben, eine Rieſengröſse, unglaub-
liche Kräfte, und eine erſtaunliche Le-
bensdauer gehabt haben. Lange trug
man ſich mit einer Menge derglei-
chen Geſchichten, und mancher ſchö-
ne Traum verdankt ihnen ſeine Ent-
ſtehung. — So trug man kein Be-
denken, in allem Ernſt, dem Urvater
Adam eine Länge von 900 Ellen und ein
Alter von faſt 1000 Jahren beyzulegen.
Aber die ſcharfe und gründliche Kritik
neuer Phyſiker hat die hie und da ge-
fundenen vermeynten Rieſenknochen
in Elefanten und Rhinocerosknochen
verwandelt, und hellſehende Theologen
haben gezeigt, daſs die Chronologie je-
ner Zeiten nicht die jetzige ſey. Man
hat mit der höchſten Wahrſcheinlichkeit
erwieſen (inſonderheit Hensler), daſs die
Jahre der Alten bis auf Abraham nur 3
Monate, nachhero 8 Monate, und erſt
nach Joſeph 12 Monate enthielten. Eine
Behauptung, die dadurch noch mehr
Beſtätigung erhält, daſs noch jezt Völ-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/171>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.