Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hübner, Johann: Poetisches Handbuch. Leipzig, 1696.

Bild:
<< vorherige Seite
Recht und Gerechtigkeit erscheint aus Deinen Thaten/
Von Deinem Angesicht geht niemand leicht betrübt;
Bey solchem Regiment ist schwerlich zu errathen/
Ob Dich dein Unterthan mehr fürchtet oder liebt.
Da nun also dein Ruhm biß an die Sterne steiget/
Da Du ein König heist/ und doch ein Vater bist;
Ja da der große GOTT im Himmel selbst bezeuget/
Daß CAROLUS ein Mann nach seinem Hertzen ist:
Wer wolte Deinen Schmertz sich nicht zu Hertzen fassen/
Der Deinen hohen Geist biß auff den Tod betrübt?
Wer wolte nicht mit Dir die Thränen fliessen lassen/
Da Dir der Himmel nimmt/ was Deine Seele liebt?
Die Feder war zu schwach/ die Freude zu beschreiben/
Die dein vergnügter Sinn aus Jhrer Lieb empfund;
Nun wird die Traurigkeit auch unbeschrieben bleiben/
Die nach erfolgtem Fall Dein blutend Hertz verwundt.
Du König weist allein/ was Du bißher geliebet/
Du fühlest auch allein/ was Du verlohren hast:
Wir wissen nur so viel: Der Konig ist betrübet.
Wir sehen nur den Schmertz/ Du aber fühlst die Last.
Was ist nun hier zu thun? Soll Leipzig sich erkühnen/
Das doch durch See und Land von Dir entfernet ist/
Dich in der Traurigkeit mit Troste zu bedienen/
Da es ein Tannenbaum/ Du eine Ceder bist.
So kühne sind wir nicht. GOtt wohnt in deinem Hertzen/
Das ist der beste Trost/ der über alles geht:
Den Trost bedarffst Du nicht zu Lindrung deiner Schmertzen/
Der ausser Deinem Reich im Deutschen Land entsteht.
Das ist der Helden Art: Sie trauren wie die andern/
Denn menschliche Vernunfft läst die Empfindung nicht:
Allein das Creutz macht sie zu großen Alexandern/
Die niemahls grösser sind/ als wenn der Trost gebricht.
Der blasse Tod kan Dir zwar die Vergnügung rauben/
So weit als deine Lust auff Fleisch und Blut beruht:
Allein er triumphiert nicht über Deinen Glauben:
Weil GOtt/ dein Trost/ nicht stirbt/ so lebt dein höchstes Gut.
Auch wenn das matte Fleisch dem Geiste widerstrebet/
So thust du einen Blick biß in das Himmels-Zelt/
Wo der Gemahlin Geist in GOttes Händen schwebet/
Und vor die göldne Cron des Himmels Cron erhält.
Was
Recht und Gerechtigkeit erſcheint aus Deinen Thaten/
Von Deinem Angeſicht geht niemand leicht betruͤbt;
Bey ſolchem Regiment iſt ſchwerlich zu errathen/
Ob Dich dein Unterthan mehr fuͤrchtet oder liebt.
Da nun alſo dein Ruhm biß an die Sterne ſteiget/
Da Du ein Koͤnig heiſt/ und doch ein Vater biſt;
Ja da der große GOTT im Himmel ſelbſt bezeuget/
Daß CAROLUS ein Mann nach ſeinem Hertzen iſt:
Wer wolte Deinen Schmertz ſich nicht zu Hertzen faſſen/
Der Deinen hohen Geiſt biß auff den Tod betruͤbt?
Wer wolte nicht mit Dir die Thraͤnen flieſſen laſſen/
Da Dir der Himmel nimmt/ was Deine Seele liebt?
Die Feder war zu ſchwach/ die Freude zu beſchreiben/
Die dein vergnuͤgter Sinn aus Jhrer Lieb empfund;
Nun wird die Traurigkeit auch unbeſchrieben bleiben/
Die nach erfolgtem Fall Dein blutend Hertz verwundt.
Du Koͤnig weiſt allein/ was Du bißher geliebet/
Du fuͤhleſt auch allein/ was Du verlohren haſt:
Wir wiſſen nur ſo viel: Der Konig iſt betruͤbet.
Wir ſehen nur den Schmertz/ Du aber fuͤhlſt die Laſt.
Was iſt nun hier zu thun? Soll Leipzig ſich erkuͤhnen/
Das doch durch See und Land von Dir entfernet iſt/
Dich in der Traurigkeit mit Troſte zu bedienen/
Da es ein Tannenbaum/ Du eine Ceder biſt.
So kuͤhne ſind wir nicht. GOtt wohnt in deinem Hertzen/
Das iſt der beſte Troſt/ der uͤber alles geht:
Den Troſt bedarffſt Du nicht zu Lindrung deiner Schmertzen/
Der auſſer Deinem Reich im Deutſchen Land entſteht.
Das iſt der Helden Art: Sie trauren wie die andern/
Denn menſchliche Vernunfft laͤſt die Empfindung nicht:
Allein das Creutz macht ſie zu großen Alexandern/
Die niemahls groͤſſer ſind/ als wenn der Troſt gebricht.
Der blaſſe Tod kan Dir zwar die Vergnuͤgung rauben/
So weit als deine Luſt auff Fleiſch und Blut beruht:
Allein er triumphiert nicht uͤber Deinen Glauben:
Weil GOtt/ dein Troſt/ nicht ſtirbt/ ſo lebt dein hoͤchſtes Gut.
Auch wenn das matte Fleiſch dem Geiſte widerſtrebet/
So thuſt du einen Blick biß in das Himmels-Zelt/
Wo der Gemahlin Geiſt in GOttes Haͤnden ſchwebet/
Und vor die goͤldne Cron des Himmels Cron erhaͤlt.
Was
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div type="dedication">
            <lg type="poem">
              <pb facs="#f1011"/>
              <l>Recht und Gerechtigkeit er&#x017F;cheint aus Deinen Thaten/</l><lb/>
              <l>Von Deinem Ange&#x017F;icht geht niemand leicht betru&#x0364;bt;</l><lb/>
              <l>Bey &#x017F;olchem Regiment i&#x017F;t &#x017F;chwerlich zu errathen/</l><lb/>
              <l>Ob Dich dein Unterthan mehr fu&#x0364;rchtet oder liebt.</l><lb/>
              <l>Da nun al&#x017F;o dein Ruhm biß an die Sterne &#x017F;teiget/</l><lb/>
              <l>Da Du ein Ko&#x0364;nig hei&#x017F;t/ und doch ein Vater bi&#x017F;t;</l><lb/>
              <l>Ja da der große GOTT im Himmel &#x017F;elb&#x017F;t bezeuget/</l><lb/>
              <l>Daß <hi rendition="#aq">CAROLUS</hi> ein Mann nach &#x017F;einem Hertzen i&#x017F;t:</l><lb/>
              <l>Wer wolte Deinen Schmertz &#x017F;ich nicht zu Hertzen fa&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
              <l>Der Deinen hohen Gei&#x017F;t biß auff den Tod betru&#x0364;bt?</l><lb/>
              <l>Wer wolte nicht mit Dir die Thra&#x0364;nen flie&#x017F;&#x017F;en la&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
              <l>Da Dir der Himmel nimmt/ was Deine Seele liebt?</l><lb/>
              <l>Die Feder war zu &#x017F;chwach/ die Freude zu be&#x017F;chreiben/</l><lb/>
              <l>Die dein vergnu&#x0364;gter Sinn aus Jhrer Lieb empfund;</l><lb/>
              <l>Nun wird die Traurigkeit auch unbe&#x017F;chrieben bleiben/</l><lb/>
              <l>Die nach erfolgtem Fall Dein blutend Hertz verwundt.</l><lb/>
              <l>Du Ko&#x0364;nig wei&#x017F;t allein/ was Du bißher geliebet/</l><lb/>
              <l>Du fu&#x0364;hle&#x017F;t auch allein/ was Du verlohren ha&#x017F;t:</l><lb/>
              <l>Wir wi&#x017F;&#x017F;en nur &#x017F;o viel: Der Konig i&#x017F;t betru&#x0364;bet.</l><lb/>
              <l>Wir &#x017F;ehen nur den Schmertz/ Du aber fu&#x0364;hl&#x017F;t die La&#x017F;t.</l><lb/>
              <l>Was i&#x017F;t nun hier zu thun? Soll Leipzig &#x017F;ich erku&#x0364;hnen/</l><lb/>
              <l>Das doch durch See und Land von Dir entfernet i&#x017F;t/</l><lb/>
              <l>Dich in der Traurigkeit mit Tro&#x017F;te zu bedienen/</l><lb/>
              <l>Da es ein Tannenbaum/ Du eine Ceder bi&#x017F;t.</l><lb/>
              <l>So ku&#x0364;hne &#x017F;ind wir nicht. GOtt wohnt in deinem Hertzen/</l><lb/>
              <l>Das i&#x017F;t der be&#x017F;te Tro&#x017F;t/ der u&#x0364;ber alles geht:</l><lb/>
              <l>Den Tro&#x017F;t bedarff&#x017F;t Du nicht zu Lindrung deiner Schmertzen/</l><lb/>
              <l>Der au&#x017F;&#x017F;er Deinem Reich im Deut&#x017F;chen Land ent&#x017F;teht.</l><lb/>
              <l>Das i&#x017F;t der Helden Art: Sie trauren wie die andern/</l><lb/>
              <l>Denn men&#x017F;chliche Vernunfft la&#x0364;&#x017F;t die Empfindung nicht:</l><lb/>
              <l>Allein das Creutz macht &#x017F;ie zu großen Alexandern/</l><lb/>
              <l>Die niemahls gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er &#x017F;ind/ als wenn der Tro&#x017F;t gebricht.</l><lb/>
              <l>Der bla&#x017F;&#x017F;e Tod kan Dir zwar die Vergnu&#x0364;gung rauben/</l><lb/>
              <l>So weit als deine Lu&#x017F;t auff Flei&#x017F;ch und Blut beruht:</l><lb/>
              <l>Allein er triumphiert nicht u&#x0364;ber Deinen Glauben:</l><lb/>
              <l>Weil GOtt/ dein Tro&#x017F;t/ nicht &#x017F;tirbt/ &#x017F;o lebt dein ho&#x0364;ch&#x017F;tes Gut.</l><lb/>
              <l>Auch wenn das matte Flei&#x017F;ch dem Gei&#x017F;te wider&#x017F;trebet/</l><lb/>
              <l>So thu&#x017F;t du einen Blick biß in das Himmels-Zelt/</l><lb/>
              <l>Wo der Gemahlin Gei&#x017F;t in GOttes Ha&#x0364;nden &#x017F;chwebet/</l><lb/>
              <l>Und vor die go&#x0364;ldne Cron des Himmels Cron erha&#x0364;lt.</l><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Was</fw><lb/>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1011] Recht und Gerechtigkeit erſcheint aus Deinen Thaten/ Von Deinem Angeſicht geht niemand leicht betruͤbt; Bey ſolchem Regiment iſt ſchwerlich zu errathen/ Ob Dich dein Unterthan mehr fuͤrchtet oder liebt. Da nun alſo dein Ruhm biß an die Sterne ſteiget/ Da Du ein Koͤnig heiſt/ und doch ein Vater biſt; Ja da der große GOTT im Himmel ſelbſt bezeuget/ Daß CAROLUS ein Mann nach ſeinem Hertzen iſt: Wer wolte Deinen Schmertz ſich nicht zu Hertzen faſſen/ Der Deinen hohen Geiſt biß auff den Tod betruͤbt? Wer wolte nicht mit Dir die Thraͤnen flieſſen laſſen/ Da Dir der Himmel nimmt/ was Deine Seele liebt? Die Feder war zu ſchwach/ die Freude zu beſchreiben/ Die dein vergnuͤgter Sinn aus Jhrer Lieb empfund; Nun wird die Traurigkeit auch unbeſchrieben bleiben/ Die nach erfolgtem Fall Dein blutend Hertz verwundt. Du Koͤnig weiſt allein/ was Du bißher geliebet/ Du fuͤhleſt auch allein/ was Du verlohren haſt: Wir wiſſen nur ſo viel: Der Konig iſt betruͤbet. Wir ſehen nur den Schmertz/ Du aber fuͤhlſt die Laſt. Was iſt nun hier zu thun? Soll Leipzig ſich erkuͤhnen/ Das doch durch See und Land von Dir entfernet iſt/ Dich in der Traurigkeit mit Troſte zu bedienen/ Da es ein Tannenbaum/ Du eine Ceder biſt. So kuͤhne ſind wir nicht. GOtt wohnt in deinem Hertzen/ Das iſt der beſte Troſt/ der uͤber alles geht: Den Troſt bedarffſt Du nicht zu Lindrung deiner Schmertzen/ Der auſſer Deinem Reich im Deutſchen Land entſteht. Das iſt der Helden Art: Sie trauren wie die andern/ Denn menſchliche Vernunfft laͤſt die Empfindung nicht: Allein das Creutz macht ſie zu großen Alexandern/ Die niemahls groͤſſer ſind/ als wenn der Troſt gebricht. Der blaſſe Tod kan Dir zwar die Vergnuͤgung rauben/ So weit als deine Luſt auff Fleiſch und Blut beruht: Allein er triumphiert nicht uͤber Deinen Glauben: Weil GOtt/ dein Troſt/ nicht ſtirbt/ ſo lebt dein hoͤchſtes Gut. Auch wenn das matte Fleiſch dem Geiſte widerſtrebet/ So thuſt du einen Blick biß in das Himmels-Zelt/ Wo der Gemahlin Geiſt in GOttes Haͤnden ſchwebet/ Und vor die goͤldne Cron des Himmels Cron erhaͤlt. Was

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/huebner_handbuch_1696
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/huebner_handbuch_1696/1011
Zitationshilfe: Hübner, Johann: Poetisches Handbuch. Leipzig, 1696, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huebner_handbuch_1696/1011>, abgerufen am 22.11.2024.