vorgezeichnet bezw. vereinbart worden; die Taxis hatten an das jeweilige Hoflager der Fürsten die jeweils an- fallenden Depeschen zu überbringen. Neu aber war die mit dem raschen Anwachsen der habsburgischen Dynastie gegebene Länge und Internationalität der Post- routen von Prag- bezw. Wien über einerseits Mailand (Man- tua), andererseits Brüssel nach Paris und Madrid. Daraus ergab sich von selbst, sobald die amtlichen Depeschen zahlreicher und regelmässiger anfielen, die Notwendigkeit der Einhaltung bestimmter Abgangs- und Ankunfts- zeiten, sowie eine Zuneigung des internationalen Handels zu dieser "Ueberlandpost". Für den europäischen unter Karl V. stehenden Kontinent war Johann Baptista von Taxis Generalpostmeister; er oder genauer das Haus Taxis organisierte eine Art Weltpostverein, der eine niederlän- dische, spanische, römische, neapolitanische und deutsche Post umfasste. Dieser Postbetrieb war halb Erblehen, halb eine Art Kompagniegeschäft, ähnlich wie gegen Ende des Mittelalters die ersten Handelsgesellschaften aus dem Fa- milien-Erbe erwachsen sind.
Der Umfang des Taxis'schen Postbereichs wird da- durch markiert, dass wir sofort nach 1536, bezw. nach der ersten Teilung von 1516, Glieder der kinderreichen Familie in den Hauptknotenpunkten des damaligen Weltverkehrs finden; so in Antwerpen: Anton v. Taxis, natürlicher Sohn des Johann Baptista und Stammvater der Antwer- pener Seitenlinie, 1541--1574; in Rom: Pelegrin v. Taxis 1527, dann Johann Anton von 1541--1580; in Venedig: Roger (wahrscheinlich von 1533 an, in welchem Jahre die Postroute bis Venedig vorgeschoben wurde). Die Postämter in Trient-Bozen wurden 1507--9 von David v. Taxis verwaltet, und später 1596, unter Kaiser Rudolf II., dem Lo- renzo Bordogna v. Taxis auf Lebenszeit verschrieben; in Inns- bruck, dem damaligen Zentrum der österreichischen Landes-
vorgezeichnet bezw. vereinbart worden; die Taxis hatten an das jeweilige Hoflager der Fürsten die jeweils an- fallenden Depeschen zu überbringen. Neu aber war die mit dem raschen Anwachsen der habsburgischen Dynastie gegebene Länge und Internationalität der Post- routen von Prag- bezw. Wien über einerseits Mailand (Man- tua), andererseits Brüssel nach Paris und Madrid. Daraus ergab sich von selbst, sobald die amtlichen Depeschen zahlreicher und regelmässiger anfielen, die Notwendigkeit der Einhaltung bestimmter Abgangs- und Ankunfts- zeiten, sowie eine Zuneigung des internationalen Handels zu dieser »Ueberlandpost«. Für den europäischen unter Karl V. stehenden Kontinent war Johann Baptista von Taxis Generalpostmeister; er oder genauer das Haus Taxis organisierte eine Art Weltpostverein, der eine niederlän- dische, spanische, römische, neapolitanische und deutsche Post umfasste. Dieser Postbetrieb war halb Erblehen, halb eine Art Kompagniegeschäft, ähnlich wie gegen Ende des Mittelalters die ersten Handelsgesellschaften aus dem Fa- milien-Erbe erwachsen sind.
Der Umfang des Taxis’schen Postbereichs wird da- durch markiert, dass wir sofort nach 1536, bezw. nach der ersten Teilung von 1516, Glieder der kinderreichen Familie in den Hauptknotenpunkten des damaligen Weltverkehrs finden; so in Antwerpen: Anton v. Taxis, natürlicher Sohn des Johann Baptista und Stammvater der Antwer- pener Seitenlinie, 1541—1574; in Rom: Pelegrin v. Taxis 1527, dann Johann Anton von 1541—1580; in Venedig: Roger (wahrscheinlich von 1533 an, in welchem Jahre die Postroute bis Venedig vorgeschoben wurde). Die Postämter in Trient-Bozen wurden 1507—9 von David v. Taxis verwaltet, und später 1596, unter Kaiser Rudolf II., dem Lo- renzo Bordogna v. Taxis auf Lebenszeit verschrieben; in Inns- bruck, dem damaligen Zentrum der österreichischen Landes-
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vorgezeichnet bezw. vereinbart worden; die Taxis hatten
an das jeweilige Hoflager der Fürsten die jeweils an-
fallenden Depeschen zu überbringen. Neu aber war die
mit dem raschen Anwachsen der habsburgischen Dynastie
gegebene Länge und Internationalität der Post-
routen von Prag- bezw. Wien über einerseits Mailand (Man-
tua), andererseits Brüssel nach Paris und Madrid. Daraus
ergab sich von selbst, sobald die amtlichen Depeschen
zahlreicher und regelmässiger anfielen, die Notwendigkeit
der Einhaltung bestimmter Abgangs- und Ankunfts-
zeiten, sowie eine Zuneigung des internationalen Handels
zu dieser »Ueberlandpost«. Für den europäischen unter
Karl V. stehenden Kontinent war Johann Baptista von
Taxis Generalpostmeister; er oder genauer das Haus Taxis
organisierte eine Art Weltpostverein, der eine niederlän-
dische, spanische, römische, neapolitanische und deutsche
Post umfasste. Dieser Postbetrieb war halb Erblehen, halb
eine Art Kompagniegeschäft, ähnlich wie gegen Ende des
Mittelalters die ersten Handelsgesellschaften aus dem Fa-
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Der Umfang des Taxis’schen Postbereichs wird da-
durch markiert, dass wir sofort nach 1536, bezw. nach der
ersten Teilung von 1516, Glieder der kinderreichen Familie
in den Hauptknotenpunkten des damaligen Weltverkehrs
finden; so in Antwerpen: Anton v. Taxis, natürlicher
Sohn des Johann Baptista und Stammvater der Antwer-
pener Seitenlinie, 1541—1574; in Rom: Pelegrin v. Taxis
1527, dann Johann Anton von 1541—1580; in Venedig:
Roger (wahrscheinlich von 1533 an, in welchem Jahre die
Postroute bis Venedig vorgeschoben wurde). Die Postämter
in Trient-Bozen wurden 1507—9 von David v. Taxis
verwaltet, und später 1596, unter Kaiser Rudolf II., dem Lo-
renzo Bordogna v. Taxis auf Lebenszeit verschrieben; in Inns-
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Huber, Franz C.: Die Geschichtliche Entwickelung des modernen Verkehrs. Tübingen, 1893, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_verkehr_1893/89>, abgerufen am 16.02.2025.
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