führten, vollkommen freie Hand und hatten es nicht nötig, fortlaufend oder für besondere Zwischenfälle eigene Wei- sungen für ihr Thun und Handeln von Rom einzuholen."
Danach ergiebt sich sowohl von dem Dienst als von der Einführungszeit des "Cursus publicus" ein wesentlich an- deres Bild: der "Cursus publicus" als kontinuierlicher Rapportdienst wurde nicht, wie gemeiniglich ange- nommen wird, schon nach dem zweiten punischen Kriege, sondern Jahrhunderte später, insbesondere unter den Kai- sern Galerius und Konstantinus, -- hauptsächlich im Zu- sammenhang mit dem intensiveren Strassenbau und der schritt- weisen Einstellung besonderer staatlicher Staffettenboten und Pferde -- organisiert. Im ersten Jahrhundert n. Chr. begannen die Kaiser -- in gleichem Masse, wie es sich bei der Ausdehnung des Reiches und der ständigen Beunruhi- gung seiner Grenzen von selbst nahe legte, anderseits mit dem Ausbau des Strassennetzes möglich war, -- den Ordon- nanzdienst räumlich auszudehnen und intensiver, im Wege der allmählichen Ersetzung der Hand- und Spannfrohn, zu vervollkommnen. Als ein Privileg auf Fronleistung bestand der Cursus publicus, schon begriffsgemäss, nur für den amt- lichen und militärischen Verkehr, für die Berichte der Mi- litärkommandos und der Präfekten der Provinzialhaupt- städte. Er bildete eine wesentliche Abteilung der politi- schen und Militär-Verwaltung und unterstand dem prae- fectus praetorio, dem Kommandeur der Garde und gleich- zeitigem Reichsmarschall 1); die Posthalter "mancipes, praef. vehiculorum" waren nicht etwa Schalterbeamte und Briefsor- tierer, sondern im Grunde nichts anderes als Fronvögte. Mit der Zeit wuchs die Fron zu einer drückenden Last für den Mittelstand an; unter Augustus auf die Alarmkouriere be-
1) Einen wertvollen Fingerzeig für die weitere Verästelung der Organi- sation fand ich in Mommsen's Corp. Iscript., III, 6075: "praef. vehicu- lationis Pannoniae utriusque et Moesiae sup. et (N)orici".
führten, vollkommen freie Hand und hatten es nicht nötig, fortlaufend oder für besondere Zwischenfälle eigene Wei- sungen für ihr Thun und Handeln von Rom einzuholen.«
Danach ergiebt sich sowohl von dem Dienst als von der Einführungszeit des »Cursus publicus« ein wesentlich an- deres Bild: der »Cursus publicus« als kontinuierlicher Rapportdienst wurde nicht, wie gemeiniglich ange- nommen wird, schon nach dem zweiten punischen Kriege, sondern Jahrhunderte später, insbesondere unter den Kai- sern Galerius und Konstantinus, — hauptsächlich im Zu- sammenhang mit dem intensiveren Strassenbau und der schritt- weisen Einstellung besonderer staatlicher Staffettenboten und Pferde — organisiert. Im ersten Jahrhundert n. Chr. begannen die Kaiser — in gleichem Masse, wie es sich bei der Ausdehnung des Reiches und der ständigen Beunruhi- gung seiner Grenzen von selbst nahe legte, anderseits mit dem Ausbau des Strassennetzes möglich war, — den Ordon- nanzdienst räumlich auszudehnen und intensiver, im Wege der allmählichen Ersetzung der Hand- und Spannfrohn, zu vervollkommnen. Als ein Privileg auf Fronleistung bestand der Cursus publicus, schon begriffsgemäss, nur für den amt- lichen und militärischen Verkehr, für die Berichte der Mi- litärkommandos und der Präfekten der Provinzialhaupt- städte. Er bildete eine wesentliche Abteilung der politi- schen und Militär-Verwaltung und unterstand dem prae- fectus praetorio, dem Kommandeur der Garde und gleich- zeitigem Reichsmarschall 1); die Posthalter »mancipes, praef. vehiculorum« waren nicht etwa Schalterbeamte und Briefsor- tierer, sondern im Grunde nichts anderes als Fronvögte. Mit der Zeit wuchs die Fron zu einer drückenden Last für den Mittelstand an; unter Augustus auf die Alarmkouriere be-
1) Einen wertvollen Fingerzeig für die weitere Verästelung der Organi- sation fand ich in Mommsen’s Corp. Iscript., III, 6075: »praef. vehicu- lationis Pannoniae utriusque et Moesiae sup. et (N)orici«.
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Danach ergiebt sich sowohl von dem Dienst als von
der Einführungszeit des »Cursus publicus« ein wesentlich an-
deres Bild: der »Cursus publicus« als kontinuierlicher
Rapportdienst wurde nicht, wie gemeiniglich ange-
nommen wird, schon nach dem zweiten punischen Kriege,
sondern Jahrhunderte später, insbesondere unter den Kai-
sern Galerius und Konstantinus, — hauptsächlich im Zu-
sammenhang mit dem intensiveren Strassenbau und der schritt-
weisen Einstellung besonderer staatlicher Staffettenboten
und Pferde — organisiert. Im ersten Jahrhundert n. Chr.
begannen die Kaiser — in gleichem Masse, wie es sich bei
der Ausdehnung des Reiches und der ständigen Beunruhi-
gung seiner Grenzen von selbst nahe legte, anderseits mit
dem Ausbau des Strassennetzes möglich war, — den Ordon-
nanzdienst räumlich auszudehnen und intensiver, im Wege
der allmählichen Ersetzung der Hand- und Spannfrohn, zu
vervollkommnen. Als ein Privileg auf Fronleistung bestand
der Cursus publicus, schon begriffsgemäss, nur für den amt-
lichen und militärischen Verkehr, für die Berichte der Mi-
litärkommandos und der Präfekten der Provinzialhaupt-
städte. Er bildete eine wesentliche Abteilung der politi-
schen und Militär-Verwaltung und unterstand dem prae-
fectus praetorio, dem Kommandeur der Garde und gleich-
zeitigem Reichsmarschall 1); die Posthalter »mancipes, praef.
vehiculorum« waren nicht etwa Schalterbeamte und Briefsor-
tierer, sondern im Grunde nichts anderes als Fronvögte. Mit
der Zeit wuchs die Fron zu einer drückenden Last für den
Mittelstand an; unter Augustus auf die Alarmkouriere be-
1) Einen wertvollen Fingerzeig für die weitere Verästelung der Organi-
sation fand ich in Mommsen’s Corp. Iscript., III, 6075: »praef. vehicu-
lationis Pannoniae utriusque et Moesiae sup. et (N)orici«.
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Huber, Franz C.: Die Geschichtliche Entwickelung des modernen Verkehrs. Tübingen, 1893, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_verkehr_1893/58>, abgerufen am 28.07.2024.
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