Huber, Franz C.: Die Geschichtliche Entwickelung des modernen Verkehrs. Tübingen, 1893.nahme hat schon im allgemeinen die "Rechtsvermutung" Nun ist es wirklich auffallend, wie wenig Beachtung nahme hat schon im allgemeinen die »Rechtsvermutung« Nun ist es wirklich auffallend, wie wenig Beachtung <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0041" n="25"/> nahme hat schon im allgemeinen die »Rechtsvermutung«<lb/> gegen sich, gemäss dem Erfahrungssatz, dass jede An-<lb/> knüpfung des Ursprungs einer wirtschaftlichen Einrichtung<lb/> an einem weltbekannten Namen schon an sich verdächtig<lb/> ist. Diese »Präsumtion« findet auch hier ihre Bestätigung.<lb/> Wirtschaftliche Gebilde, wie die Post, treten nicht fix und<lb/> fertig in die Welt; sie können nicht in Zeiten existiert<lb/> haben, in welchen wie z. B. unter der römischen Republik<lb/> oder unter den Karolingern oder unter Ludwig XI. noch die<lb/> erforderlichen wirtschaftlichen und politischen Voraussetzun-<lb/> gen und ein intensives Bedürfnis ermangelten.</p><lb/> <p>Nun ist es wirklich auffallend, wie wenig Beachtung<lb/> diese »wirtschaftsgeschichtliche« Richtschnur in der bisheri-<lb/> gen Literatur gefunden hat, und wie oft deshalb das Gesamtbild<lb/> der Entwickelung verzeichnet wird. Eine der Aufgaben der<lb/> vorliegenden Abhandlung besteht eben darin, die Wider-<lb/> sprüche zu beleuchten, in welchen die traditionellen Schlüsse<lb/> aus den Forschungsergebnissen zu der eben skizzierten,<lb/> naturgemäss gegebenen Entwickelung des modernen Ver-<lb/> kehrs stehen. Nicht eine Gesamtdarstellung, nicht eine<lb/> Chronik der Post, sondern eine Kritik der vielen vorhan-<lb/> denen Chroniken soll gegeben werden, d. h. das, was schon vor<lb/> vier Jahrzehnten, 1858 der kürzlich verstorbene A. <hi rendition="#g">Flegler</hi><lb/> als Zweck seiner »Geschichte der Posten« aufstellte (S. 39):<lb/> er gedenke, erklärte er, nicht, mit erstaunlichen aus den<lb/> Schachten der Archive gehobenen Schätzen zu überraschen;<lb/> an solchen liege schon ein unermesslicher Stoff aufgeschichtet<lb/> vor. Eher sei noch ein Bedürfnis dafür vorhanden, dass man<lb/> dem Ursprunge der Einrichtungen und den feinen, oft<lb/> unsichtbaren Fäden der gesellschaftlichen Entwickelung<lb/> nachgehe, einen Ueberblick über die Quellen-Litteratur<lb/> gäbe, wäre es auch nur, um die Lücken zu bezeichnen,<lb/> klare Gesichtspunkte zu gewinnen, und damit dem Fleisse<lb/> des Sammlers Licht und Richtung zu vermitteln. Verfolge<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [25/0041]
nahme hat schon im allgemeinen die »Rechtsvermutung«
gegen sich, gemäss dem Erfahrungssatz, dass jede An-
knüpfung des Ursprungs einer wirtschaftlichen Einrichtung
an einem weltbekannten Namen schon an sich verdächtig
ist. Diese »Präsumtion« findet auch hier ihre Bestätigung.
Wirtschaftliche Gebilde, wie die Post, treten nicht fix und
fertig in die Welt; sie können nicht in Zeiten existiert
haben, in welchen wie z. B. unter der römischen Republik
oder unter den Karolingern oder unter Ludwig XI. noch die
erforderlichen wirtschaftlichen und politischen Voraussetzun-
gen und ein intensives Bedürfnis ermangelten.
Nun ist es wirklich auffallend, wie wenig Beachtung
diese »wirtschaftsgeschichtliche« Richtschnur in der bisheri-
gen Literatur gefunden hat, und wie oft deshalb das Gesamtbild
der Entwickelung verzeichnet wird. Eine der Aufgaben der
vorliegenden Abhandlung besteht eben darin, die Wider-
sprüche zu beleuchten, in welchen die traditionellen Schlüsse
aus den Forschungsergebnissen zu der eben skizzierten,
naturgemäss gegebenen Entwickelung des modernen Ver-
kehrs stehen. Nicht eine Gesamtdarstellung, nicht eine
Chronik der Post, sondern eine Kritik der vielen vorhan-
denen Chroniken soll gegeben werden, d. h. das, was schon vor
vier Jahrzehnten, 1858 der kürzlich verstorbene A. Flegler
als Zweck seiner »Geschichte der Posten« aufstellte (S. 39):
er gedenke, erklärte er, nicht, mit erstaunlichen aus den
Schachten der Archive gehobenen Schätzen zu überraschen;
an solchen liege schon ein unermesslicher Stoff aufgeschichtet
vor. Eher sei noch ein Bedürfnis dafür vorhanden, dass man
dem Ursprunge der Einrichtungen und den feinen, oft
unsichtbaren Fäden der gesellschaftlichen Entwickelung
nachgehe, einen Ueberblick über die Quellen-Litteratur
gäbe, wäre es auch nur, um die Lücken zu bezeichnen,
klare Gesichtspunkte zu gewinnen, und damit dem Fleisse
des Sammlers Licht und Richtung zu vermitteln. Verfolge
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