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Huber, Franz C.: Die Geschichtliche Entwickelung des modernen Verkehrs. Tübingen, 1893.

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bedingung: stockt die Zirkulation so entsteht das, was wir
"schlechte Zeiten" nennen; das Produkt will (nach der Marx'-
schen Formel "G-W-G.") zu Geld werden, und dieser Umsatz
ist ohne volle regelmässige Zirkulation nicht möglich. Der
Hauptträger dieses sozialen Stoffwechsels ist heutzutag die Eisen-
bahn; ein anderer Repräsentant desselben wie des ständigen
geistigen Kontrakts ist die Presse 1), ein dritter die Börse, als
die Spitze und Quintessenz des Geld- und Welthandels. So
steht Post und Eisenbahn d. h. die Verfeinerung der Verkehrs-
Organisation mit der fortschreitenden Kultur-Entwickelung in
einer dualistischen Wechselbeziehung; insofern ist die Post wie
J. J. Moser (Deutsches Staatsrecht, Bd. V, § 173) schon vor
bald hundert Jahren konstatieren konnte: "eines der wichtigsten
Mittel zur Erweckung und Erhaltung der Lebenswärme emsiger
Thätigkeit der Staatsgenossen, das die Welt in manchen Sachen
fast in eine andere Form gegossen habe", insofern ist auch die
Qualität der Strassen und die Intensität des Umtriebs des in
ihnen ruhenden Kapitals ein Gradmesser für den politischen
und wirtschaftlichen Fortschritt eines Volkes überhaupt.

II.

Als die Eisenbahn aufkam, war für sie eine ähnliche Aus-
einandersetzung mit der bestehenden Beförderungsanstalt der
Post, notwendig, wie heutzutage zwischen der Telephon- und
der Telegraphenverwaltung. Anfänglich versuchte die Lehens-
post eine Ablösung ihres Privilegs zu erreichen und verlangte --
wie heutzutage die Telegraphenverwaltung gegenüber dem Fern-

1) Es ist nicht zufällig, dass der Ursprung der Zeitung, der "Bringere
der fürnehmsten Neuheiten", mit dem der Post zusammenhängt. Einer der
ältesten Berichte über das Vorhandensein einer Post in Rom liegt in dem
Erscheinen "einer neuen zeytung von Pelegrin de Tassis den 23. Mai 1527"
vor. Eine der ersten Zeitungen in Deutschland wurde 1616 von dem Frank-
furter Verwalter der Reichslehenpost herausgegeben. Vorher schon hatte sich,
wie aus einem Vertrag des Postmeisters von Augsburg mit Wolfgang von
Hohenlohe-Langenburg zu Ende des 16. Jahrhunderts hervorgeht, die Sitte
eingebürgert, dass die Post kontraktmässig die neuesten Nachrichten liefert:
nach dem erwähnten Vertrag erhält der Postmeister hiefür 8 Rthlr., (für die
Beförderung der Briefpost von Langenburg nach Augsburg 6 Rthlr) per
annum. Im J. 1618 erscheint der Fulda'sche Postreiter; 1632 wird in Berlin
der Druck einer Staatszeitung dem Postbotenmeister übertragen.

bedingung: stockt die Zirkulation so entsteht das, was wir
»schlechte Zeiten« nennen; das Produkt will (nach der Marx’-
schen Formel »G-W-G.«) zu Geld werden, und dieser Umsatz
ist ohne volle regelmässige Zirkulation nicht möglich. Der
Hauptträger dieses sozialen Stoffwechsels ist heutzutag die Eisen-
bahn; ein anderer Repräsentant desselben wie des ständigen
geistigen Kontrakts ist die Presse 1), ein dritter die Börse, als
die Spitze und Quintessenz des Geld- und Welthandels. So
steht Post und Eisenbahn d. h. die Verfeinerung der Verkehrs-
Organisation mit der fortschreitenden Kultur-Entwickelung in
einer dualistischen Wechselbeziehung; insofern ist die Post wie
J. J. Moser (Deutsches Staatsrecht, Bd. V, § 173) schon vor
bald hundert Jahren konstatieren konnte: »eines der wichtigsten
Mittel zur Erweckung und Erhaltung der Lebenswärme emsiger
Thätigkeit der Staatsgenossen, das die Welt in manchen Sachen
fast in eine andere Form gegossen habe«, insofern ist auch die
Qualität der Strassen und die Intensität des Umtriebs des in
ihnen ruhenden Kapitals ein Gradmesser für den politischen
und wirtschaftlichen Fortschritt eines Volkes überhaupt.

II.

Als die Eisenbahn aufkam, war für sie eine ähnliche Aus-
einandersetzung mit der bestehenden Beförderungsanstalt der
Post, notwendig, wie heutzutage zwischen der Telephon- und
der Telegraphenverwaltung. Anfänglich versuchte die Lehens-
post eine Ablösung ihres Privilegs zu erreichen und verlangte —
wie heutzutage die Telegraphenverwaltung gegenüber dem Fern-

1) Es ist nicht zufällig, dass der Ursprung der Zeitung, der »Bringere
der fürnehmsten Neuheiten«, mit dem der Post zusammenhängt. Einer der
ältesten Berichte über das Vorhandensein einer Post in Rom liegt in dem
Erscheinen »einer neuen zeytung von Pelegrin de Tassis den 23. Mai 1527«
vor. Eine der ersten Zeitungen in Deutschland wurde 1616 von dem Frank-
furter Verwalter der Reichslehenpost herausgegeben. Vorher schon hatte sich,
wie aus einem Vertrag des Postmeisters von Augsburg mit Wolfgang von
Hohenlohe-Langenburg zu Ende des 16. Jahrhunderts hervorgeht, die Sitte
eingebürgert, dass die Post kontraktmässig die neuesten Nachrichten liefert:
nach dem erwähnten Vertrag erhält der Postmeister hiefür 8 Rthlr., (für die
Beförderung der Briefpost von Langenburg nach Augsburg 6 Rthlr) per
annum. Im J. 1618 erscheint der Fulda’sche Postreiter; 1632 wird in Berlin
der Druck einer Staatszeitung dem Postbotenmeister übertragen.
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[229/0245] bedingung: stockt die Zirkulation so entsteht das, was wir »schlechte Zeiten« nennen; das Produkt will (nach der Marx’- schen Formel »G-W-G.«) zu Geld werden, und dieser Umsatz ist ohne volle regelmässige Zirkulation nicht möglich. Der Hauptträger dieses sozialen Stoffwechsels ist heutzutag die Eisen- bahn; ein anderer Repräsentant desselben wie des ständigen geistigen Kontrakts ist die Presse 1), ein dritter die Börse, als die Spitze und Quintessenz des Geld- und Welthandels. So steht Post und Eisenbahn d. h. die Verfeinerung der Verkehrs- Organisation mit der fortschreitenden Kultur-Entwickelung in einer dualistischen Wechselbeziehung; insofern ist die Post wie J. J. Moser (Deutsches Staatsrecht, Bd. V, § 173) schon vor bald hundert Jahren konstatieren konnte: »eines der wichtigsten Mittel zur Erweckung und Erhaltung der Lebenswärme emsiger Thätigkeit der Staatsgenossen, das die Welt in manchen Sachen fast in eine andere Form gegossen habe«, insofern ist auch die Qualität der Strassen und die Intensität des Umtriebs des in ihnen ruhenden Kapitals ein Gradmesser für den politischen und wirtschaftlichen Fortschritt eines Volkes überhaupt. II. Als die Eisenbahn aufkam, war für sie eine ähnliche Aus- einandersetzung mit der bestehenden Beförderungsanstalt der Post, notwendig, wie heutzutage zwischen der Telephon- und der Telegraphenverwaltung. Anfänglich versuchte die Lehens- post eine Ablösung ihres Privilegs zu erreichen und verlangte — wie heutzutage die Telegraphenverwaltung gegenüber dem Fern- 1) Es ist nicht zufällig, dass der Ursprung der Zeitung, der »Bringere der fürnehmsten Neuheiten«, mit dem der Post zusammenhängt. Einer der ältesten Berichte über das Vorhandensein einer Post in Rom liegt in dem Erscheinen »einer neuen zeytung von Pelegrin de Tassis den 23. Mai 1527« vor. Eine der ersten Zeitungen in Deutschland wurde 1616 von dem Frank- furter Verwalter der Reichslehenpost herausgegeben. Vorher schon hatte sich, wie aus einem Vertrag des Postmeisters von Augsburg mit Wolfgang von Hohenlohe-Langenburg zu Ende des 16. Jahrhunderts hervorgeht, die Sitte eingebürgert, dass die Post kontraktmässig die neuesten Nachrichten liefert: nach dem erwähnten Vertrag erhält der Postmeister hiefür 8 Rthlr., (für die Beförderung der Briefpost von Langenburg nach Augsburg 6 Rthlr) per annum. Im J. 1618 erscheint der Fulda’sche Postreiter; 1632 wird in Berlin der Druck einer Staatszeitung dem Postbotenmeister übertragen.

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Zitationshilfe: Huber, Franz C.: Die Geschichtliche Entwickelung des modernen Verkehrs. Tübingen, 1893, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_verkehr_1893/245>, abgerufen am 25.11.2024.