Huber, Franz C.: Die Geschichtliche Entwickelung des modernen Verkehrs. Tübingen, 1893.nämlich erzählen, dass einer der Mailänder Herzoge, sei es nun Da Bergamo im 15/16. Jahrh. als Grenzfestung bald zu Was endlich Rom anbelangt, so sollte man von der 1778 1) Man könnte vielleicht versucht sein zu Gunsten des Vorrangs Mai-
lands auch den Umstand anzuführen, dass dort 1599 der erste Porto-Tarif herausgegeben wurde; aber diese Thatsache erklärt sich auch daraus, dass da- mals Mailand ein Hauptknotenpunkt für die spanisch-niederländische Post war. nämlich erzählen, dass einer der Mailänder Herzoge, sei es nun Da Bergamo im 15/16. Jahrh. als Grenzfestung bald zu Was endlich Rom anbelangt, so sollte man von der 1778 1) Man könnte vielleicht versucht sein zu Gunsten des Vorrangs Mai-
lands auch den Umstand anzuführen, dass dort 1599 der erste Porto-Tarif herausgegeben wurde; aber diese Thatsache erklärt sich auch daraus, dass da- mals Mailand ein Hauptknotenpunkt für die spanisch-niederländische Post war. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0210" n="194"/> nämlich erzählen, dass einer der Mailänder Herzoge, sei es nun<lb/> Franz Sforza 1455, oder nach andern gar schon Galeazzo Vis-<lb/> konti im Jahr 1361 die Post »erfunden« habe. Delmati führt<lb/> als Beleg die Werke von Volterra (1530), Rhodigini (1559), Ma-<lb/> lavolta (1559) u. a. auf; Malavolta (»Istoria dei fatti e guerre<lb/> dei Sanesi«, Venezia 1559) sagt ausdrücklich: »<hi rendition="#g">nell’ età dei<lb/> nostri avi</hi>, fu dalla famiglia dei Visconti di Milano, intro-<lb/> dutto o rinnovato tal uso in Italia, onde si e disteso poi nelle<lb/> altre provincie«; <hi rendition="#g">Volterra</hi> (»commentariorum urbanorum, Lug-<lb/> duni 1506 bezw. 1553): »Nostris vero seculis diu neglectam hanc<lb/> consuetudinem in Italia Vicecomitum familia renovavit« <note place="foot" n="1)">Man könnte vielleicht versucht sein zu Gunsten des Vorrangs Mai-<lb/> lands auch den Umstand anzuführen, dass dort 1599 der erste Porto-Tarif<lb/> herausgegeben wurde; aber diese Thatsache erklärt sich auch daraus, dass da-<lb/> mals Mailand ein Hauptknotenpunkt für die spanisch-niederländische Post war.</note>.</p><lb/> <p>Da Bergamo im 15/16. Jahrh. als Grenzfestung bald zu<lb/> Mailand, bald zu Venedig gehörte, so kann die Idee zur Grün-<lb/> dung der »Compagnia dei corrieri Bergamaschi« und damit der<lb/> späteren Reichslehenpost durch das praktische Vorgehen beider<lb/> Staaten angeregt worden sein. —</p><lb/> <p>Was endlich <hi rendition="#g">Rom</hi> anbelangt, so sollte man von der 1778<lb/> im Rom erschienenen und dem Papst gewidmeten Monographie<lb/> Benetti’s nähere Auskunft darüber erwarten dürfen, ob und wie<lb/> schon im 15. und 16. Jahrhundert Botenkurse in Rom einge-<lb/> richtet worden sind. Darüber findet sich jedoch bei Benetti<lb/> nichts. Demungeachtet lässt sich kaum die Annahme abweisen,<lb/> dass sobald die Post irgendwo in der Christenheit sich erprobt<lb/> hatte, der damalige Mittelpunkt des Fremdenverkehrs und des<lb/> geistigen Lebens in der Einführung der Neuerung dem deutschen<lb/> Kaiser vorangeeilt ist. War doch Rom zugleich ein Hauptwall-<lb/> fahrtsort (»ad limina apostolorum«), der Sitz vieler geistlicher<lb/> Orden, die mit ihren Filialen, der Aufenthaltsort vieler Ge-<lb/> sandten und Kloster-Angehörigen, die ebenso dringend wie z. B.<lb/> die Universitäts-Studenten einer ständigen Verbindung mit ihrer<lb/> Heimat bedurften. Der Gang der Entwickelung dürfte der<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [194/0210]
nämlich erzählen, dass einer der Mailänder Herzoge, sei es nun
Franz Sforza 1455, oder nach andern gar schon Galeazzo Vis-
konti im Jahr 1361 die Post »erfunden« habe. Delmati führt
als Beleg die Werke von Volterra (1530), Rhodigini (1559), Ma-
lavolta (1559) u. a. auf; Malavolta (»Istoria dei fatti e guerre
dei Sanesi«, Venezia 1559) sagt ausdrücklich: »nell’ età dei
nostri avi, fu dalla famiglia dei Visconti di Milano, intro-
dutto o rinnovato tal uso in Italia, onde si e disteso poi nelle
altre provincie«; Volterra (»commentariorum urbanorum, Lug-
duni 1506 bezw. 1553): »Nostris vero seculis diu neglectam hanc
consuetudinem in Italia Vicecomitum familia renovavit« 1).
Da Bergamo im 15/16. Jahrh. als Grenzfestung bald zu
Mailand, bald zu Venedig gehörte, so kann die Idee zur Grün-
dung der »Compagnia dei corrieri Bergamaschi« und damit der
späteren Reichslehenpost durch das praktische Vorgehen beider
Staaten angeregt worden sein. —
Was endlich Rom anbelangt, so sollte man von der 1778
im Rom erschienenen und dem Papst gewidmeten Monographie
Benetti’s nähere Auskunft darüber erwarten dürfen, ob und wie
schon im 15. und 16. Jahrhundert Botenkurse in Rom einge-
richtet worden sind. Darüber findet sich jedoch bei Benetti
nichts. Demungeachtet lässt sich kaum die Annahme abweisen,
dass sobald die Post irgendwo in der Christenheit sich erprobt
hatte, der damalige Mittelpunkt des Fremdenverkehrs und des
geistigen Lebens in der Einführung der Neuerung dem deutschen
Kaiser vorangeeilt ist. War doch Rom zugleich ein Hauptwall-
fahrtsort (»ad limina apostolorum«), der Sitz vieler geistlicher
Orden, die mit ihren Filialen, der Aufenthaltsort vieler Ge-
sandten und Kloster-Angehörigen, die ebenso dringend wie z. B.
die Universitäts-Studenten einer ständigen Verbindung mit ihrer
Heimat bedurften. Der Gang der Entwickelung dürfte der
1) Man könnte vielleicht versucht sein zu Gunsten des Vorrangs Mai-
lands auch den Umstand anzuführen, dass dort 1599 der erste Porto-Tarif
herausgegeben wurde; aber diese Thatsache erklärt sich auch daraus, dass da-
mals Mailand ein Hauptknotenpunkt für die spanisch-niederländische Post war.
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