alten Krieger und für die modernen Armeen, für die Völker- wanderung und für das moderne Nomadentum. Der erstge- nannte, der Zug nach Süden, hat, wie ein Naturtrieb die Völker beherrschend, zu der Völkerwanderung im 3. bis 6. Jahrhundert, der letztgenannte, der nach Westen, zu der Völkerwanderung im 14. bis 19. Jahrhundert geführt -- gleichwie nach einem ewigen Gesetz die Meereswelle unab- lässig den Äquator sucht, wie jedes lebende Wesen vor Nacht und Kälte zurückschreckt und dem Licht und der Wärme zuströmt. Der gleiche Zug nach Westen hat in der Vorzeit alle Kulturpflanzen, die Buchstabenschrift u. s. w. nach Europa gebracht und umgekehrt -- in der Kreuzung nach Südosten -- die Kreuzzüge, die Entdeckung der Neuen Welt (Westindien) und die ostindische Kompagnie hervor- gerufen; immer war es Indien, das mit seinen Luxuswaren, Gewürzen, Früchten, Oelen, Diamanten die übrige Welt anfänglich zu dem langen Karawanenhandel, später zu den wagenden Meeresfahrten verlockte.
Vier Jahrtausende hindurch drehten sich die Geschicke der Menschheit um das Becken des mittelländischen Meeres. Die beiden einschneidenden Wendepunkte: einmal dessen Eroberung durch die Römer, sodann ein Jahrtausend später die gleichzeitige Erweiterung des Seeverkehrs nach Osten und Westen (am Ausgang des Mittelalters) bezeich- nen je den Eintritt eines neuen Zeitalters.
Vor der Entdeckung Amerikas bildete der Orient- handel zur See, wie er zwischen dem Becken des Mittel- meers durch das Rote Meer und über den inländischen Ozean hinaus nach China betrieben wurde, die Haupt- schlagader in dem Organismus des Welt- handels.
Sie war Jahrtausende ausschliesslich in der Hand der Semiten, zuerst der Syrer, welche den Welthandel des Al- tertums monopolisiert hatten, seit dem Verfall des griech-
alten Krieger und für die modernen Armeen, für die Völker- wanderung und für das moderne Nomadentum. Der erstge- nannte, der Zug nach Süden, hat, wie ein Naturtrieb die Völker beherrschend, zu der Völkerwanderung im 3. bis 6. Jahrhundert, der letztgenannte, der nach Westen, zu der Völkerwanderung im 14. bis 19. Jahrhundert geführt — gleichwie nach einem ewigen Gesetz die Meereswelle unab- lässig den Äquator sucht, wie jedes lebende Wesen vor Nacht und Kälte zurückschreckt und dem Licht und der Wärme zuströmt. Der gleiche Zug nach Westen hat in der Vorzeit alle Kulturpflanzen, die Buchstabenschrift u. s. w. nach Europa gebracht und umgekehrt — in der Kreuzung nach Südosten — die Kreuzzüge, die Entdeckung der Neuen Welt (Westindien) und die ostindische Kompagnie hervor- gerufen; immer war es Indien, das mit seinen Luxuswaren, Gewürzen, Früchten, Oelen, Diamanten die übrige Welt anfänglich zu dem langen Karawanenhandel, später zu den wagenden Meeresfahrten verlockte.
Vier Jahrtausende hindurch drehten sich die Geschicke der Menschheit um das Becken des mittelländischen Meeres. Die beiden einschneidenden Wendepunkte: einmal dessen Eroberung durch die Römer, sodann ein Jahrtausend später die gleichzeitige Erweiterung des Seeverkehrs nach Osten und Westen (am Ausgang des Mittelalters) bezeich- nen je den Eintritt eines neuen Zeitalters.
Vor der Entdeckung Amerikas bildete der Orient- handel zur See, wie er zwischen dem Becken des Mittel- meers durch das Rote Meer und über den inländischen Ozean hinaus nach China betrieben wurde, die Haupt- schlagader in dem Organismus des Welt- handels.
Sie war Jahrtausende ausschliesslich in der Hand der Semiten, zuerst der Syrer, welche den Welthandel des Al- tertums monopolisiert hatten, seit dem Verfall des griech-
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alten Krieger und für die modernen Armeen, für die Völker-
wanderung und für das moderne Nomadentum. Der erstge-
nannte, der Zug nach Süden, hat, wie ein Naturtrieb die
Völker beherrschend, zu der Völkerwanderung im 3. bis
6. Jahrhundert, der letztgenannte, der nach Westen, zu der
Völkerwanderung im 14. bis 19. Jahrhundert geführt —
gleichwie nach einem ewigen Gesetz die Meereswelle unab-
lässig den Äquator sucht, wie jedes lebende Wesen vor
Nacht und Kälte zurückschreckt und dem Licht und der
Wärme zuströmt. Der gleiche Zug nach Westen hat in
der Vorzeit alle Kulturpflanzen, die Buchstabenschrift u. s. w.
nach Europa gebracht und umgekehrt — in der Kreuzung
nach Südosten — die Kreuzzüge, die Entdeckung der Neuen
Welt (Westindien) und die ostindische Kompagnie hervor-
gerufen; immer war es Indien, das mit seinen Luxuswaren,
Gewürzen, Früchten, Oelen, Diamanten die übrige Welt
anfänglich zu dem langen Karawanenhandel, später zu den
wagenden Meeresfahrten verlockte.
Vier Jahrtausende hindurch drehten sich die Geschicke
der Menschheit um das Becken des mittelländischen
Meeres. Die beiden einschneidenden Wendepunkte: einmal
dessen Eroberung durch die Römer, sodann ein Jahrtausend
später die gleichzeitige Erweiterung des Seeverkehrs nach
Osten und Westen (am Ausgang des Mittelalters) bezeich-
nen je den Eintritt eines neuen Zeitalters.
Vor der Entdeckung Amerikas bildete der Orient-
handel zur See, wie er zwischen dem Becken des Mittel-
meers durch das Rote Meer und über den inländischen
Ozean hinaus nach China betrieben wurde, die Haupt-
schlagader in dem Organismus des Welt-
handels.
Sie war Jahrtausende ausschliesslich in der Hand der
Semiten, zuerst der Syrer, welche den Welthandel des Al-
tertums monopolisiert hatten, seit dem Verfall des griech-
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Huber, Franz C.: Die Geschichtliche Entwickelung des modernen Verkehrs. Tübingen, 1893, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_verkehr_1893/21>, abgerufen am 16.02.2025.
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