Anlage 4 zu oben S. 47 und 49. Post Karls des Grossen und der Hohenstaufen.
Flegler meint S. 15: "die Postanstalten Karls des Grossen ziehen wie ein neckisch lockendes und verlöschendes Irrlicht durch eine Reihe von Schriften". Charakteristisch ist die Mo- tivierung, mit welcher auch Hartmann, trotz der Bedenken S. 138, zwei Seiten später sich dem allgemeinen Chor mit den Worten anschliesst: "Wie sollte man unter solchen Verhältnissen zweifeln, dass Kaiser Karl nicht auch im Innern seines grossen Reiches das bisher auf Frohn dienste gegründete Verkehrswesen zu einer staatlichen Einrichtung herauszubilden suchte, um sich derselben zur Förderung seiner politischen Ziele zu bedienen"!
Und in der That existiert auch eine aus dem -- 16. Jahr- hundert stammende Nachricht, "dass Kaiser Karl der Grosse im Jahr 807 drei Postkurse errichtet habe, den einen nach Ita- lien, den andern nach Deutschland und einen dritten nach Spanien". Noch genauer sind die französischen Schriftsteller (s. Rothschild "Histoire de la poste" 1873 S. 75 und 77) unterrichtet; Belloc z. B. kennt die Route und den Ausgangspunkt dieser Reichs- post; auch Delmati erzählt S. 16, Karl der Grosse habe 807 versucht "ripristinare il cursus publicus e istitui dei rilievi sulle strade di Germania, d'Italia e di Spagna". Sogar das gelehrte fünfbändige Werk der spanischen Generaldirektion der Posten und Telegraphen gedenkt der "Relais" Karls des Grossen. --
2) Mit dem gleichen Rechte, wie von Karl dem Grossen könnte man von den Hohenstaufenkaisern behaupten, dass sie den Cursus publicus wieder eingeführt haben. Erreichte doch unter ihnen, nach den Karolingern, der Strassenbau den zweiten Höhe- punkt im Mittelalter; auch hätte ihre Kriegsthätigkeit und
Anlage 4 zu oben S. 47 und 49. Post Karls des Grossen und der Hohenstaufen.
Flegler meint S. 15: »die Postanstalten Karls des Grossen ziehen wie ein neckisch lockendes und verlöschendes Irrlicht durch eine Reihe von Schriften«. Charakteristisch ist die Mo- tivierung, mit welcher auch Hartmann, trotz der Bedenken S. 138, zwei Seiten später sich dem allgemeinen Chor mit den Worten anschliesst: »Wie sollte man unter solchen Verhältnissen zweifeln, dass Kaiser Karl nicht auch im Innern seines grossen Reiches das bisher auf Frohn dienste gegründete Verkehrswesen zu einer staatlichen Einrichtung herauszubilden suchte, um sich derselben zur Förderung seiner politischen Ziele zu bedienen«!
Und in der That existiert auch eine aus dem — 16. Jahr- hundert stammende Nachricht, »dass Kaiser Karl der Grosse im Jahr 807 drei Postkurse errichtet habe, den einen nach Ita- lien, den andern nach Deutschland und einen dritten nach Spanien«. Noch genauer sind die französischen Schriftsteller (s. Rothschild »Histoire de la poste« 1873 S. 75 und 77) unterrichtet; Belloc z. B. kennt die Route und den Ausgangspunkt dieser Reichs- post; auch Delmati erzählt S. 16, Karl der Grosse habe 807 versucht »ripristinare il cursus publicus e istitui dei rilievi sulle strade di Germania, d’Italia e di Spagna«. Sogar das gelehrte fünfbändige Werk der spanischen Generaldirektion der Posten und Telegraphen gedenkt der »Relais« Karls des Grossen. —
2) Mit dem gleichen Rechte, wie von Karl dem Grossen könnte man von den Hohenstaufenkaisern behaupten, dass sie den Cursus publicus wieder eingeführt haben. Erreichte doch unter ihnen, nach den Karolingern, der Strassenbau den zweiten Höhe- punkt im Mittelalter; auch hätte ihre Kriegsthätigkeit und
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0160"n="[144]"/><divn="2"><head><hirendition="#b">Anlage 4 zu oben S. 47 und 49.</hi><lb/><hirendition="#g">Post Karls des Grossen und der Hohenstaufen</hi>.</head><lb/><p>Flegler meint S. 15: »die Postanstalten Karls des Grossen<lb/>
ziehen wie ein neckisch lockendes und verlöschendes Irrlicht<lb/>
durch eine Reihe von Schriften«. Charakteristisch ist die Mo-<lb/>
tivierung, mit welcher auch Hartmann, trotz der Bedenken S. 138,<lb/>
zwei Seiten später sich dem allgemeinen Chor mit den Worten<lb/>
anschliesst: »Wie sollte man unter solchen Verhältnissen zweifeln,<lb/>
dass Kaiser Karl nicht auch im Innern seines grossen Reiches das<lb/>
bisher auf <hirendition="#g">Frohn</hi> dienste gegründete Verkehrswesen zu einer<lb/>
staatlichen Einrichtung herauszubilden suchte, um sich derselben<lb/>
zur Förderung seiner politischen Ziele zu bedienen«!</p><lb/><p>Und in der That existiert auch eine aus dem — 16. Jahr-<lb/>
hundert stammende Nachricht, »dass Kaiser Karl der Grosse im<lb/>
Jahr 807 <hirendition="#g">drei Post</hi>kurse errichtet habe, den einen nach Ita-<lb/>
lien, den andern nach Deutschland und einen dritten nach Spanien«.<lb/>
Noch genauer sind die französischen Schriftsteller (s. Rothschild<lb/>
»Histoire de la poste« 1873 S. 75 und 77) unterrichtet; Belloc<lb/>
z. B. kennt die Route und den Ausgangspunkt dieser Reichs-<lb/>
post; auch Delmati erzählt S. 16, Karl der Grosse habe 807<lb/>
versucht »ripristinare il cursus publicus e istitui dei rilievi sulle<lb/>
strade di Germania, d’Italia e di Spagna«. Sogar das gelehrte<lb/>
fünfbändige Werk der spanischen Generaldirektion der Posten<lb/>
und Telegraphen gedenkt der »Relais« Karls des Grossen. —</p><lb/><p>2) Mit dem gleichen Rechte, wie von Karl dem Grossen könnte<lb/>
man von den <hirendition="#g">Hohenstaufenkaisern</hi> behaupten, dass sie den<lb/>
Cursus publicus wieder eingeführt haben. Erreichte doch unter<lb/>
ihnen, nach den Karolingern, der Strassenbau den zweiten Höhe-<lb/>
punkt im Mittelalter; auch hätte ihre Kriegsthätigkeit und<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[[144]/0160]
Anlage 4 zu oben S. 47 und 49.
Post Karls des Grossen und der Hohenstaufen.
Flegler meint S. 15: »die Postanstalten Karls des Grossen
ziehen wie ein neckisch lockendes und verlöschendes Irrlicht
durch eine Reihe von Schriften«. Charakteristisch ist die Mo-
tivierung, mit welcher auch Hartmann, trotz der Bedenken S. 138,
zwei Seiten später sich dem allgemeinen Chor mit den Worten
anschliesst: »Wie sollte man unter solchen Verhältnissen zweifeln,
dass Kaiser Karl nicht auch im Innern seines grossen Reiches das
bisher auf Frohn dienste gegründete Verkehrswesen zu einer
staatlichen Einrichtung herauszubilden suchte, um sich derselben
zur Förderung seiner politischen Ziele zu bedienen«!
Und in der That existiert auch eine aus dem — 16. Jahr-
hundert stammende Nachricht, »dass Kaiser Karl der Grosse im
Jahr 807 drei Postkurse errichtet habe, den einen nach Ita-
lien, den andern nach Deutschland und einen dritten nach Spanien«.
Noch genauer sind die französischen Schriftsteller (s. Rothschild
»Histoire de la poste« 1873 S. 75 und 77) unterrichtet; Belloc
z. B. kennt die Route und den Ausgangspunkt dieser Reichs-
post; auch Delmati erzählt S. 16, Karl der Grosse habe 807
versucht »ripristinare il cursus publicus e istitui dei rilievi sulle
strade di Germania, d’Italia e di Spagna«. Sogar das gelehrte
fünfbändige Werk der spanischen Generaldirektion der Posten
und Telegraphen gedenkt der »Relais« Karls des Grossen. —
2) Mit dem gleichen Rechte, wie von Karl dem Grossen könnte
man von den Hohenstaufenkaisern behaupten, dass sie den
Cursus publicus wieder eingeführt haben. Erreichte doch unter
ihnen, nach den Karolingern, der Strassenbau den zweiten Höhe-
punkt im Mittelalter; auch hätte ihre Kriegsthätigkeit und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Huber, Franz C.: Die Geschichtliche Entwickelung des modernen Verkehrs. Tübingen, 1893, S. [144]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_verkehr_1893/160>, abgerufen am 07.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.