Sieht man von den ebengenannten österreichischen Zentralsitzen ab, die allerdings in jener Zeit zum deutschen Reich gerechnet wurden, so weist im ganzen sechzehnten Jahrhundert Deutschland nur noch einen Hauptpostplatz auf, an dem ständig ein Glied der Taxis'schen Familie, (so zuerst 1515--1541 Anton von Taxis), seinen Sitz hat, und das ist Augsburg.
Diese Stadt, der fast südlichste, in der Nähe des Fern- passes gelegene Punkt Deutschlands war nicht ein Zentral- sitz, wohl aber, etwa seit 1515 der Knotenpunkt für die transi- tierende italienische-niederländische-österreichische Post, und erhob sich eben dann im 17. Jahrhundert, als die Transitpost auch den Binnenverkehr an sich zog, zum Zentrum für die Weiterbeförderung der für Schwaben, Franken, Hessen und Nürnberg bestimmten Korrespondenz. Nähere Nachfor- schungen werden ergeben, dass das österreichische Hofpost- amt ursprünglich in Augsburg, um daselbst die niederländisch- italienisch-spanische Post zu instradieren, seinen Sitz hatte, und zwar wahrscheinlich bis zum Jahre 1564, in welchem Jahre Maximilian II. seinen Hofpostmeister von Augsburg nach Wien versetzte und sich bereit erklärte, seine Briefe durch den spanischen Postmeister daselbst bestellen zu lassen.
Hier an diesem südlichen Hauptpostplatz nun ging -- was bisher noch nicht beachtet worden -- zu gleicher Zeit als die Bestätigung vom 15. August 1563 erfolgte, der in Augsburg bestellte kaiserliche Hofpostmeister Chris- toph v. Taxis gegen die spanisch-niederländische Post in einer Weise vor, welche ausser allen Zweifel stellt, dass das Reichspostregal 1563 noch nicht errichtet worden ist. Es bedurfte des direkten Eingreifens Philipps II., bis der Kaiser sich dazu verstand, seine Briefe in Augsburg wieder durch den spanischen Postmeister bestellen zu lassen. Die diplomatischen Unterhandlungen darüber zogen sich noch ein volles Jahr nach der Bestallung vom 21. August 1563 --
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Sieht man von den ebengenannten österreichischen Zentralsitzen ab, die allerdings in jener Zeit zum deutschen Reich gerechnet wurden, so weist im ganzen sechzehnten Jahrhundert Deutschland nur noch einen Hauptpostplatz auf, an dem ständig ein Glied der Taxis’schen Familie, (so zuerst 1515—1541 Anton von Taxis), seinen Sitz hat, und das ist Augsburg.
Diese Stadt, der fast südlichste, in der Nähe des Fern- passes gelegene Punkt Deutschlands war nicht ein Zentral- sitz, wohl aber, etwa seit 1515 der Knotenpunkt für die transi- tierende italienische-niederländische-österreichische Post, und erhob sich eben dann im 17. Jahrhundert, als die Transitpost auch den Binnenverkehr an sich zog, zum Zentrum für die Weiterbeförderung der für Schwaben, Franken, Hessen und Nürnberg bestimmten Korrespondenz. Nähere Nachfor- schungen werden ergeben, dass das österreichische Hofpost- amt ursprünglich in Augsburg, um daselbst die niederländisch- italienisch-spanische Post zu instradieren, seinen Sitz hatte, und zwar wahrscheinlich bis zum Jahre 1564, in welchem Jahre Maximilian II. seinen Hofpostmeister von Augsburg nach Wien versetzte und sich bereit erklärte, seine Briefe durch den spanischen Postmeister daselbst bestellen zu lassen.
Hier an diesem südlichen Hauptpostplatz nun ging — was bisher noch nicht beachtet worden — zu gleicher Zeit als die Bestätigung vom 15. August 1563 erfolgte, der in Augsburg bestellte kaiserliche Hofpostmeister Chris- toph v. Taxis gegen die spanisch-niederländische Post in einer Weise vor, welche ausser allen Zweifel stellt, dass das Reichspostregal 1563 noch nicht errichtet worden ist. Es bedurfte des direkten Eingreifens Philipps II., bis der Kaiser sich dazu verstand, seine Briefe in Augsburg wieder durch den spanischen Postmeister bestellen zu lassen. Die diplomatischen Unterhandlungen darüber zogen sich noch ein volles Jahr nach der Bestallung vom 21. August 1563 —
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Sieht man von den ebengenannten österreichischen
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Reich gerechnet wurden, so weist im ganzen sechzehnten
Jahrhundert Deutschland nur noch einen Hauptpostplatz auf,
an dem ständig ein Glied der Taxis’schen Familie, (so
zuerst 1515—1541 Anton von Taxis), seinen Sitz hat, und
das ist Augsburg.
Diese Stadt, der fast südlichste, in der Nähe des Fern-
passes gelegene Punkt Deutschlands war nicht ein Zentral-
sitz, wohl aber, etwa seit 1515 der Knotenpunkt für die transi-
tierende italienische-niederländische-österreichische Post, und
erhob sich eben dann im 17. Jahrhundert, als die Transitpost
auch den Binnenverkehr an sich zog, zum Zentrum für die
Weiterbeförderung der für Schwaben, Franken, Hessen und
Nürnberg bestimmten Korrespondenz. Nähere Nachfor-
schungen werden ergeben, dass das österreichische Hofpost-
amt ursprünglich in Augsburg, um daselbst die niederländisch-
italienisch-spanische Post zu instradieren, seinen Sitz hatte, und
zwar wahrscheinlich bis zum Jahre 1564, in welchem Jahre
Maximilian II. seinen Hofpostmeister von Augsburg nach Wien
versetzte und sich bereit erklärte, seine Briefe durch den
spanischen Postmeister daselbst bestellen zu lassen.
Hier an diesem südlichen Hauptpostplatz nun ging —
was bisher noch nicht beachtet worden — zu gleicher
Zeit als die Bestätigung vom 15. August 1563 erfolgte,
der in Augsburg bestellte kaiserliche Hofpostmeister Chris-
toph v. Taxis gegen die spanisch-niederländische Post in
einer Weise vor, welche ausser allen Zweifel stellt, dass
das Reichspostregal 1563 noch nicht errichtet worden ist.
Es bedurfte des direkten Eingreifens Philipps II., bis der
Kaiser sich dazu verstand, seine Briefe in Augsburg wieder
durch den spanischen Postmeister bestellen zu lassen. Die
diplomatischen Unterhandlungen darüber zogen sich noch
ein volles Jahr nach der Bestallung vom 21. August 1563 —
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Huber, Franz C.: Die Geschichtliche Entwickelung des modernen Verkehrs. Tübingen, 1893, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_verkehr_1893/115>, abgerufen am 16.02.2025.
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