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Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811.

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bei dem niederen Hause, das nur das Erdge-
schoß hatte, gar nicht hoch hinauf war; hier stol-
perten wir über ein niederes Lager, auf dem,
reinlich und stark wie die jungen Löwen, zwei
prächtige Knaben von vier und sechs Jahren schlie-
fen. Ihnen zur Seite öffnete man uns ein Zim-
mer, wohl nur sieben Fuß hoch, weiß wie Schnee,
zwei Betten mit grünseidnen Decken, schönen Kis-
sen, in glatt gebohneter Bettstell, und nun for-
derte man unsre Befehle. Ich forderte Chokolade,
die ich oft statt Abendessen nehme, wenn ich zum
Theetrinken -- das stets mit Einsicht geschehen
muß -- zu schläfrig bin. In einem Huy war
sie fertig, gut bereitet in artiger Fayence aufge-
tragen. Das nette Weibchen legte schneeweißes
Leinenzeug auf die Betten, und erzählte uns, daß
ihr Mann viele Jahre beim Marschall * * gedient
habe, daß der Krieg sie von ihrem ersten Kind-
bett an, sieben Jahre von ihm getrennt habe, nun
lebten sie wieder sieben Jahre zusammen, und
suchten die schweren Zeiten aufs leichteste zu tra-
gen. Dabei war alles so eng, so drollig, und
die Mauern des Hauses so dünn, daß ich am Fen-
ster gelehnt, und den Rhein im matten Sternen-
schimmer betrachtend, immer meinte ich sey noch

bei dem niederen Hauſe, das nur das Erdge-
ſchoß hatte, gar nicht hoch hinauf war; hier ſtol-
perten wir uͤber ein niederes Lager, auf dem,
reinlich und ſtark wie die jungen Loͤwen, zwei
praͤchtige Knaben von vier und ſechs Jahren ſchlie-
fen. Ihnen zur Seite oͤffnete man uns ein Zim-
mer, wohl nur ſieben Fuß hoch, weiß wie Schnee,
zwei Betten mit gruͤnſeidnen Decken, ſchoͤnen Kiſ-
ſen, in glatt gebohneter Bettſtell, und nun for-
derte man unſre Befehle. Ich forderte Chokolade,
die ich oft ſtatt Abendeſſen nehme, wenn ich zum
Theetrinken — das ſtets mit Einſicht geſchehen
muß — zu ſchlaͤfrig bin. In einem Huy war
ſie fertig, gut bereitet in artiger Fayence aufge-
tragen. Das nette Weibchen legte ſchneeweißes
Leinenzeug auf die Betten, und erzaͤhlte uns, daß
ihr Mann viele Jahre beim Marſchall * * gedient
habe, daß der Krieg ſie von ihrem erſten Kind-
bett an, ſieben Jahre von ihm getrennt habe, nun
lebten ſie wieder ſieben Jahre zuſammen, und
ſuchten die ſchweren Zeiten aufs leichteſte zu tra-
gen. Dabei war alles ſo eng, ſo drollig, und
die Mauern des Hauſes ſo duͤnn, daß ich am Fen-
ſter gelehnt, und den Rhein im matten Sternen-
ſchimmer betrachtend, immer meinte ich ſey noch

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[64/0078] bei dem niederen Hauſe, das nur das Erdge- ſchoß hatte, gar nicht hoch hinauf war; hier ſtol- perten wir uͤber ein niederes Lager, auf dem, reinlich und ſtark wie die jungen Loͤwen, zwei praͤchtige Knaben von vier und ſechs Jahren ſchlie- fen. Ihnen zur Seite oͤffnete man uns ein Zim- mer, wohl nur ſieben Fuß hoch, weiß wie Schnee, zwei Betten mit gruͤnſeidnen Decken, ſchoͤnen Kiſ- ſen, in glatt gebohneter Bettſtell, und nun for- derte man unſre Befehle. Ich forderte Chokolade, die ich oft ſtatt Abendeſſen nehme, wenn ich zum Theetrinken — das ſtets mit Einſicht geſchehen muß — zu ſchlaͤfrig bin. In einem Huy war ſie fertig, gut bereitet in artiger Fayence aufge- tragen. Das nette Weibchen legte ſchneeweißes Leinenzeug auf die Betten, und erzaͤhlte uns, daß ihr Mann viele Jahre beim Marſchall * * gedient habe, daß der Krieg ſie von ihrem erſten Kind- bett an, ſieben Jahre von ihm getrennt habe, nun lebten ſie wieder ſieben Jahre zuſammen, und ſuchten die ſchweren Zeiten aufs leichteſte zu tra- gen. Dabei war alles ſo eng, ſo drollig, und die Mauern des Hauſes ſo duͤnn, daß ich am Fen- ſter gelehnt, und den Rhein im matten Sternen- ſchimmer betrachtend, immer meinte ich ſey noch

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Zitationshilfe: Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/78>, abgerufen am 24.11.2024.