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Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811.

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losen Morgensonne verblich. Der Morgen war
trübe wie das Schicksal, und die Gegenstände
folgten sich verworren und gestaltlos wie die Tha-
ten der Menschen. Ein Umstand trug noch dazu
bei, mich den Morgen mit wehem Herzen anfan-
gen zu lassen. Die verkrüppelten Krieger, wel-
che mit uns fuhren, und bei weitem die selbststän-
digsten, unlästigsten Mitglieder der Gesellschaft
waren, hatten bei unsrer Ankunft am dem vori-
gen Abend um neun Uhr Einquartierungsbillets
erhalten. Die weniger Kranken waren die ersten
auf dem Platze, besonders ein handloser Geselle
sang und schäckerte schon um zwei Uhr vor der
Thüre des Gasthofes; allein zwei völlig Lahme,
die mir bei unsrer Ankunft im Herzen weh thaten,
wie sie mit ihren zwei Krücken, ohne daß einer
der rüstigen jungen Mitreisenden ihnen half, das
weiche steile Ufer hinauf klimmten, in dem ihre
Stützen immer stecken blieben, diese zwei Armen
waren in der zur Abfarth bestimmten Stunde noch
nicht da. O das rohe Schimpfen, Spotten,
Schmähen, mit dem diese Menschen erwartet wur-
den, das grimmige Schweigen ihrer Kameraden!
Endlich nachdem Schiffer und Schiffgesellschaft,
lauter Deutsche, ihren Witz erschöpft hatten,

loſen Morgenſonne verblich. Der Morgen war
truͤbe wie das Schickſal, und die Gegenſtaͤnde
folgten ſich verworren und geſtaltlos wie die Tha-
ten der Menſchen. Ein Umſtand trug noch dazu
bei, mich den Morgen mit wehem Herzen anfan-
gen zu laſſen. Die verkruͤppelten Krieger, wel-
che mit uns fuhren, und bei weitem die ſelbſtſtaͤn-
digſten, unlaͤſtigſten Mitglieder der Geſellſchaft
waren, hatten bei unſrer Ankunft am dem vori-
gen Abend um neun Uhr Einquartierungsbillets
erhalten. Die weniger Kranken waren die erſten
auf dem Platze, beſonders ein handloſer Geſelle
ſang und ſchaͤckerte ſchon um zwei Uhr vor der
Thuͤre des Gaſthofes; allein zwei voͤllig Lahme,
die mir bei unſrer Ankunft im Herzen weh thaten,
wie ſie mit ihren zwei Kruͤcken, ohne daß einer
der ruͤſtigen jungen Mitreiſenden ihnen half, das
weiche ſteile Ufer hinauf klimmten, in dem ihre
Stuͤtzen immer ſtecken blieben, dieſe zwei Armen
waren in der zur Abfarth beſtimmten Stunde noch
nicht da. O das rohe Schimpfen, Spotten,
Schmaͤhen, mit dem dieſe Menſchen erwartet wur-
den, das grimmige Schweigen ihrer Kameraden!
Endlich nachdem Schiffer und Schiffgeſellſchaft,
lauter Deutſche, ihren Witz erſchoͤpft hatten,

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[54/0068] loſen Morgenſonne verblich. Der Morgen war truͤbe wie das Schickſal, und die Gegenſtaͤnde folgten ſich verworren und geſtaltlos wie die Tha- ten der Menſchen. Ein Umſtand trug noch dazu bei, mich den Morgen mit wehem Herzen anfan- gen zu laſſen. Die verkruͤppelten Krieger, wel- che mit uns fuhren, und bei weitem die ſelbſtſtaͤn- digſten, unlaͤſtigſten Mitglieder der Geſellſchaft waren, hatten bei unſrer Ankunft am dem vori- gen Abend um neun Uhr Einquartierungsbillets erhalten. Die weniger Kranken waren die erſten auf dem Platze, beſonders ein handloſer Geſelle ſang und ſchaͤckerte ſchon um zwei Uhr vor der Thuͤre des Gaſthofes; allein zwei voͤllig Lahme, die mir bei unſrer Ankunft im Herzen weh thaten, wie ſie mit ihren zwei Kruͤcken, ohne daß einer der ruͤſtigen jungen Mitreiſenden ihnen half, das weiche ſteile Ufer hinauf klimmten, in dem ihre Stuͤtzen immer ſtecken blieben, dieſe zwei Armen waren in der zur Abfarth beſtimmten Stunde noch nicht da. O das rohe Schimpfen, Spotten, Schmaͤhen, mit dem dieſe Menſchen erwartet wur- den, das grimmige Schweigen ihrer Kameraden! Endlich nachdem Schiffer und Schiffgeſellſchaft, lauter Deutſche, ihren Witz erſchoͤpft hatten,

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Zitationshilfe: Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/68>, abgerufen am 24.11.2024.