sondern im Rheingan zu Elfeld abholen sollte. Nachmittags nahm ich mit meiner lieben * * in Bibrich einen Nachen, lud all unser Gepäck dar- auf, und so schwammen wir auf der bräunlichen Fluth fort. -- Den Ruf der Schmaragdgrünheit hat der Rhein dieses Jahr völlig verloren, er war trübe, und blieb es je weiter wir herunter fuhren, besonders war der Einfluß der bei Bingen einströ- menden Nahe so übermächtig, daß es mir schien, als erholte sich der große Fluß gar nicht mehr von dieser Mesallianz, bis ihm sein seichtes Bert gegen die Niederlande zu ohnehin alles Karakteristische benimmt. Unser kurzer Aufenthalt in Elfeld hät- te sich zu einer rührenden Episode in einem mora- lischen Roman geeignet. Wiedersehen, Dankbar- keit, jugendliche Zuneigung, Erinnerung an Kin- derjahre -- es freute mich herzlich, diesen Weg genommen zu haben. Indeß * * mit der guten Alten ein paar Gärten besuchte, saß ich, und schrieb einen langen Brief an euch, meine Lieben, und am folgenden Morgen rufte uns das Post- schiff zur Fortsetzung unsrer Reise ab.
Also waren wir nun wirklich auf dem Postschiff. Dieses Mal, meine guten Lieben, macht die all- gemeine Beobachtung zu schanden, daß anderer
ſondern im Rheingan zu Elfeld abholen ſollte. Nachmittags nahm ich mit meiner lieben * * in Bibrich einen Nachen, lud all unſer Gepaͤck dar- auf, und ſo ſchwammen wir auf der braͤunlichen Fluth fort. — Den Ruf der Schmaragdgruͤnheit hat der Rhein dieſes Jahr voͤllig verloren, er war truͤbe, und blieb es je weiter wir herunter fuhren, beſonders war der Einfluß der bei Bingen einſtroͤ- menden Nahe ſo uͤbermaͤchtig, daß es mir ſchien, als erholte ſich der große Fluß gar nicht mehr von dieſer Mesallianz, bis ihm ſein ſeichtes Bert gegen die Niederlande zu ohnehin alles Karakteriſtiſche benimmt. Unſer kurzer Aufenthalt in Elfeld haͤt- te ſich zu einer ruͤhrenden Epiſode in einem mora- liſchen Roman geeignet. Wiederſehen, Dankbar- keit, jugendliche Zuneigung, Erinnerung an Kin- derjahre — es freute mich herzlich, dieſen Weg genommen zu haben. Indeß * * mit der guten Alten ein paar Gaͤrten beſuchte, ſaß ich, und ſchrieb einen langen Brief an euch, meine Lieben, und am folgenden Morgen rufte uns das Poſt- ſchiff zur Fortſetzung unſrer Reiſe ab.
Alſo waren wir nun wirklich auf dem Poſtſchiff. Dieſes Mal, meine guten Lieben, macht die all- gemeine Beobachtung zu ſchanden, daß anderer
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ſondern im Rheingan zu Elfeld abholen ſollte.
Nachmittags nahm ich mit meiner lieben * * in
Bibrich einen Nachen, lud all unſer Gepaͤck dar-
auf, und ſo ſchwammen wir auf der braͤunlichen
Fluth fort. — Den Ruf der Schmaragdgruͤnheit
hat der Rhein dieſes Jahr voͤllig verloren, er war
truͤbe, und blieb es je weiter wir herunter fuhren,
beſonders war der Einfluß der bei Bingen einſtroͤ-
menden Nahe ſo uͤbermaͤchtig, daß es mir ſchien,
als erholte ſich der große Fluß gar nicht mehr von
dieſer Mesallianz, bis ihm ſein ſeichtes Bert gegen
die Niederlande zu ohnehin alles Karakteriſtiſche
benimmt. Unſer kurzer Aufenthalt in Elfeld haͤt-
te ſich zu einer ruͤhrenden Epiſode in einem mora-
liſchen Roman geeignet. Wiederſehen, Dankbar-
keit, jugendliche Zuneigung, Erinnerung an Kin-
derjahre — es freute mich herzlich, dieſen Weg
genommen zu haben. Indeß * * mit der guten
Alten ein paar Gaͤrten beſuchte, ſaß ich, und
ſchrieb einen langen Brief an euch, meine Lieben,
und am folgenden Morgen rufte uns das Poſt-
ſchiff zur Fortſetzung unſrer Reiſe ab.
Alſo waren wir nun wirklich auf dem Poſtſchiff.
Dieſes Mal, meine guten Lieben, macht die all-
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Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/55>, abgerufen am 24.11.2024.
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