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Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811.

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Erbtheil habe durchwandeln wollen. Meine Auf-
merksamkeit versöhnte aber nach und nach seinen
Zorn, und er forderte durch eine ausdrucksvolle
Schwenkung seines Stabes meine Blicke auf, sei-
nem Winke zu folgen.

Die Posse wurde durch die Ankunft des Orga-
nisten unterbrochen, den wir hatten bitten lassen,
die Orgel zu spielen. Dieses Instrument ist erst vor
einer Reihe Jahre gebaut, und seiner Schönheit
wegen berühmt. Vor der mystischen Harmonie
seiner Töne sanken die Gaukeleien, die mich so eben
zerstreuet hatten, in Staub, und mein Gemüth
füllte sich mit dem Vergangenen, das so schnell
zum Unendlichen übergeht. Die Legende schreibt
die Erfindung der Orgel einer Heiligen zu, und
einer der schönsten Heiligen, der auch Raphael die
jungfräulichste Stirne gab, welche ich je sah. Ich
finde es billig, diesen himmelverwandten Tönen
einen solchen Ursprung zu geben. Lange hörte ich
ihnen zu am andern Ende der Kirche, wo ich mei-
ner Rührung freien Lauf lassen konnte.

Eine lebhafte Fantasie bezeichnet, wie mir
meine Erfahrung beweist, jeden Gegenstand nach
dem Moment, wo er den lebhaftesten Eindruck
auf sie machte, und jedes Mal, das er ihr nach-

Erbtheil habe durchwandeln wollen. Meine Auf-
merkſamkeit verſoͤhnte aber nach und nach ſeinen
Zorn, und er forderte durch eine ausdrucksvolle
Schwenkung ſeines Stabes meine Blicke auf, ſei-
nem Winke zu folgen.

Die Poſſe wurde durch die Ankunft des Orga-
niſten unterbrochen, den wir hatten bitten laſſen,
die Orgel zu ſpielen. Dieſes Inſtrument iſt erſt vor
einer Reihe Jahre gebaut, und ſeiner Schoͤnheit
wegen beruͤhmt. Vor der myſtiſchen Harmonie
ſeiner Toͤne ſanken die Gaukeleien, die mich ſo eben
zerſtreuet hatten, in Staub, und mein Gemuͤth
fuͤllte ſich mit dem Vergangenen, das ſo ſchnell
zum Unendlichen uͤbergeht. Die Legende ſchreibt
die Erfindung der Orgel einer Heiligen zu, und
einer der ſchoͤnſten Heiligen, der auch Raphael die
jungfraͤulichſte Stirne gab, welche ich je ſah. Ich
finde es billig, dieſen himmelverwandten Toͤnen
einen ſolchen Urſprung zu geben. Lange hoͤrte ich
ihnen zu am andern Ende der Kirche, wo ich mei-
ner Ruͤhrung freien Lauf laſſen konnte.

Eine lebhafte Fantaſie bezeichnet, wie mir
meine Erfahrung beweiſt, jeden Gegenſtand nach
dem Moment, wo er den lebhafteſten Eindruck
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[376/0390] Erbtheil habe durchwandeln wollen. Meine Auf- merkſamkeit verſoͤhnte aber nach und nach ſeinen Zorn, und er forderte durch eine ausdrucksvolle Schwenkung ſeines Stabes meine Blicke auf, ſei- nem Winke zu folgen. Die Poſſe wurde durch die Ankunft des Orga- niſten unterbrochen, den wir hatten bitten laſſen, die Orgel zu ſpielen. Dieſes Inſtrument iſt erſt vor einer Reihe Jahre gebaut, und ſeiner Schoͤnheit wegen beruͤhmt. Vor der myſtiſchen Harmonie ſeiner Toͤne ſanken die Gaukeleien, die mich ſo eben zerſtreuet hatten, in Staub, und mein Gemuͤth fuͤllte ſich mit dem Vergangenen, das ſo ſchnell zum Unendlichen uͤbergeht. Die Legende ſchreibt die Erfindung der Orgel einer Heiligen zu, und einer der ſchoͤnſten Heiligen, der auch Raphael die jungfraͤulichſte Stirne gab, welche ich je ſah. Ich finde es billig, dieſen himmelverwandten Toͤnen einen ſolchen Urſprung zu geben. Lange hoͤrte ich ihnen zu am andern Ende der Kirche, wo ich mei- ner Ruͤhrung freien Lauf laſſen konnte. Eine lebhafte Fantaſie bezeichnet, wie mir meine Erfahrung beweiſt, jeden Gegenſtand nach dem Moment, wo er den lebhafteſten Eindruck auf ſie machte, und jedes Mal, das er ihr nach-

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Zitationshilfe: Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 376. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/390>, abgerufen am 24.11.2024.