schmack reinigt, indem ihr streng dem Einfachen, Wah- ren nachstrebt. Die Arbeit an diesem Kunstwerk scheint vortreflich, das wackere Volk, das nie knik- kerte, wenn es auf Nationalehre ankam, hat keine Kosten gescheut, und der Held, den es der Nachwelt einführen sollte, hat dieses Denkmal so reichlich ver- dient, daß er keines steinernen Denkmals bedarf. Und nun steht die schöne Arbeit da, und muß mir solche fatale Gedanken erregen.
In eben dieser Kirche ist ein einfaches, altes Denkmal -- ich denke, von Jan Hill, eines Ad- miral; es ist alt und einfältig, aber erfreute mich in seinem alten, frommen Sinne, denn der Todte liegt ruhig da in seiner betenden Stellung, und in dem kleinen Dome, der sich über ihn wölbt, hängt eine brennende Lampe. Ich denke, sie mag ehemals wirklich da gehangen und gebrannt haben, und das Ganze eine sehr alte Stiftung seyn. Jetzt ist sie auf dem Grund gemalt, machte mir aber noch eine angenehme Täuschung.
Erasmus Denkmal, rechts von Wilhelm von Oranien seinem, ist ganz neu, aber sehr gewöhn- lich -- ein Aschenkrug, sein Brustbild en basrelief auf einem runden Schild an die Urne gelehnt, wie auf Briefsiegeln häufig zu sehen ist; mir däucht,
ſchmack reinigt, indem ihr ſtreng dem Einfachen, Wah- ren nachſtrebt. Die Arbeit an dieſem Kunſtwerk ſcheint vortreflich, das wackere Volk, das nie knik- kerte, wenn es auf Nationalehre ankam, hat keine Koſten geſcheut, und der Held, den es der Nachwelt einfuͤhren ſollte, hat dieſes Denkmal ſo reichlich ver- dient, daß er keines ſteinernen Denkmals bedarf. Und nun ſteht die ſchoͤne Arbeit da, und muß mir ſolche fatale Gedanken erregen.
In eben dieſer Kirche iſt ein einfaches, altes Denkmal — ich denke, von Jan Hill, eines Ad- miral; es iſt alt und einfaͤltig, aber erfreute mich in ſeinem alten, frommen Sinne, denn der Todte liegt ruhig da in ſeiner betenden Stellung, und in dem kleinen Dome, der ſich uͤber ihn woͤlbt, haͤngt eine brennende Lampe. Ich denke, ſie mag ehemals wirklich da gehangen und gebrannt haben, und das Ganze eine ſehr alte Stiftung ſeyn. Jetzt iſt ſie auf dem Grund gemalt, machte mir aber noch eine angenehme Taͤuſchung.
Erasmus Denkmal, rechts von Wilhelm von Oranien ſeinem, iſt ganz neu, aber ſehr gewoͤhn- lich — ein Aſchenkrug, ſein Bruſtbild en basrelief auf einem runden Schild an die Urne gelehnt, wie auf Briefſiegeln haͤufig zu ſehen iſt; mir daͤucht,
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ſchmack reinigt, indem ihr ſtreng dem Einfachen, Wah-
ren nachſtrebt. Die Arbeit an dieſem Kunſtwerk
ſcheint vortreflich, das wackere Volk, das nie knik-
kerte, wenn es auf Nationalehre ankam, hat keine
Koſten geſcheut, und der Held, den es der Nachwelt
einfuͤhren ſollte, hat dieſes Denkmal ſo reichlich ver-
dient, daß er keines ſteinernen Denkmals bedarf.
Und nun ſteht die ſchoͤne Arbeit da, und muß mir
ſolche fatale Gedanken erregen.
In eben dieſer Kirche iſt ein einfaches, altes
Denkmal — ich denke, von Jan Hill, eines Ad-
miral; es iſt alt und einfaͤltig, aber erfreute mich
in ſeinem alten, frommen Sinne, denn der Todte
liegt ruhig da in ſeiner betenden Stellung, und in
dem kleinen Dome, der ſich uͤber ihn woͤlbt,
haͤngt eine brennende Lampe. Ich denke, ſie mag
ehemals wirklich da gehangen und gebrannt haben,
und das Ganze eine ſehr alte Stiftung ſeyn. Jetzt
iſt ſie auf dem Grund gemalt, machte mir aber
noch eine angenehme Taͤuſchung.
Erasmus Denkmal, rechts von Wilhelm von
Oranien ſeinem, iſt ganz neu, aber ſehr gewoͤhn-
lich — ein Aſchenkrug, ſein Bruſtbild en basrelief
auf einem runden Schild an die Urne gelehnt, wie
auf Briefſiegeln haͤufig zu ſehen iſt; mir daͤucht,
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Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/371>, abgerufen am 24.11.2024.
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