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Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811.

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des Weges links und rechts an Gebüsch grenzt,
nach dem nicht besonders hübschen Dorfe. Es ist
nur von Fischern bewohnt. Der Sage nach soll
die Kirche, welche jetzt am äußersten Ende des
Dorfes gegen das Meer zu liegt, ehemals in der
Mitte desselben gelegen haben. Der alte Ocean spült
also hier mit mächtigem Beharren das kleine Men-
schenwerk fort. Diese Zerstörung muß aber bei ei-
ner nun veränderten Gestalt des Ufers statt gefun-
den haben, denn jetzt steht die Kirche schon auf
den Dünen, die das Meer umgürten. Der fort-
gespülte Theil der Dorfes muß also auf einer Nie-
derung gestanden haben, die ihn den Wellen preis
gab. Könnten die Wellen noch jetzt über das Ufer
schlagen, auch nur bis an die Kirche, so wäre das
ganze Land dem Untergange ausgesetzt. --

Der Sturm wüthete ungeheuer; er hatte den
Morgen Leichen von einem bei Cadwyk verun-
glückten Fahrzeuge auf den Sand getrieben; ich
blickte über die Wellen hin, ich sehnte mich fort
von dem gleichgültigen Gasthofsgewühl, um in
das mächtige Element vor mir zu sehen, und stahl
mich endlich hinweg an das Gestade.

Es ist nicht unbedingt wahr, daß der Anblick
der offenen See überraschend, hinreissend ist; er

des Weges links und rechts an Gebuͤſch grenzt,
nach dem nicht beſonders huͤbſchen Dorfe. Es iſt
nur von Fiſchern bewohnt. Der Sage nach ſoll
die Kirche, welche jetzt am aͤußerſten Ende des
Dorfes gegen das Meer zu liegt, ehemals in der
Mitte deſſelben gelegen haben. Der alte Ocean ſpuͤlt
alſo hier mit maͤchtigem Beharren das kleine Men-
ſchenwerk fort. Dieſe Zerſtoͤrung muß aber bei ei-
ner nun veraͤnderten Geſtalt des Ufers ſtatt gefun-
den haben, denn jetzt ſteht die Kirche ſchon auf
den Duͤnen, die das Meer umguͤrten. Der fort-
geſpuͤlte Theil der Dorfes muß alſo auf einer Nie-
derung geſtanden haben, die ihn den Wellen preis
gab. Koͤnnten die Wellen noch jetzt uͤber das Ufer
ſchlagen, auch nur bis an die Kirche, ſo waͤre das
ganze Land dem Untergange ausgeſetzt. —

Der Sturm wuͤthete ungeheuer; er hatte den
Morgen Leichen von einem bei Cadwyk verun-
gluͤckten Fahrzeuge auf den Sand getrieben; ich
blickte uͤber die Wellen hin, ich ſehnte mich fort
von dem gleichguͤltigen Gaſthofsgewuͤhl, um in
das maͤchtige Element vor mir zu ſehen, und ſtahl
mich endlich hinweg an das Geſtade.

Es iſt nicht unbedingt wahr, daß der Anblick
der offenen See uͤberraſchend, hinreiſſend iſt; er

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[340/0354] des Weges links und rechts an Gebuͤſch grenzt, nach dem nicht beſonders huͤbſchen Dorfe. Es iſt nur von Fiſchern bewohnt. Der Sage nach ſoll die Kirche, welche jetzt am aͤußerſten Ende des Dorfes gegen das Meer zu liegt, ehemals in der Mitte deſſelben gelegen haben. Der alte Ocean ſpuͤlt alſo hier mit maͤchtigem Beharren das kleine Men- ſchenwerk fort. Dieſe Zerſtoͤrung muß aber bei ei- ner nun veraͤnderten Geſtalt des Ufers ſtatt gefun- den haben, denn jetzt ſteht die Kirche ſchon auf den Duͤnen, die das Meer umguͤrten. Der fort- geſpuͤlte Theil der Dorfes muß alſo auf einer Nie- derung geſtanden haben, die ihn den Wellen preis gab. Koͤnnten die Wellen noch jetzt uͤber das Ufer ſchlagen, auch nur bis an die Kirche, ſo waͤre das ganze Land dem Untergange ausgeſetzt. — Der Sturm wuͤthete ungeheuer; er hatte den Morgen Leichen von einem bei Cadwyk verun- gluͤckten Fahrzeuge auf den Sand getrieben; ich blickte uͤber die Wellen hin, ich ſehnte mich fort von dem gleichguͤltigen Gaſthofsgewuͤhl, um in das maͤchtige Element vor mir zu ſehen, und ſtahl mich endlich hinweg an das Geſtade. Es iſt nicht unbedingt wahr, daß der Anblick der offenen See uͤberraſchend, hinreiſſend iſt; er

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Zitationshilfe: Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/354>, abgerufen am 24.11.2024.