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Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811.

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Da ich bei meiner Reise nach dem Haag wie-
der über Alphen kam, will ich euch gleich von hier
an weiter führen, wenn gleich zwischen meinem
ersten und zweiten Besuch dieser Stadt, einige Wo-
chen verstrichen. Der Weg geht nach Leyden zu,
durch ein eben so bebautes Land, als ich jenseits
erblickte, der Kanal, an dem der Weg hergeht,
ist immer sehr breit, und hie und da von andern
Kanälen durchschnirten, die nach Südost in das
Land, und nach Nordwest -- wahrscheinlich ge-
gen das Harlemmer Meer zu gehen. Nicht weit
von Koudekerk sah ich einen nach dieser Gegend zu,
der besonders breit war. Der Anblick der großen
Kalköfen, die hier an den Kanälen gebaut sind,
war mir eben so befremdend, wie ihr Geruch mir
unleidlich war. Die Luft ist ganz mit Schwefel-
dünsten angefüllt. Diese Oefen, in denen See-
muscheln zu Kalk gebrannt werden, haben ganz
die Form des Ofens, in dem die dienstbaren Kin-
der Ifraels den tyrannischen Egyptern Steine zu
dem Bau der gottlosen Pyramiden brennen muß-
ten. Sie sehen wie Bienenkörbe aus. So sieht
man sie in allen Bilderbibeln von den rohesten
Holkenbüchern, wie in Schwaben alle Bilder-
chen und Kupferstichbücher heißen, bis zu Hüb-

Da ich bei meiner Reiſe nach dem Haag wie-
der uͤber Alphen kam, will ich euch gleich von hier
an weiter fuͤhren, wenn gleich zwiſchen meinem
erſten und zweiten Beſuch dieſer Stadt, einige Wo-
chen verſtrichen. Der Weg geht nach Leyden zu,
durch ein eben ſo bebautes Land, als ich jenſeits
erblickte, der Kanal, an dem der Weg hergeht,
iſt immer ſehr breit, und hie und da von andern
Kanaͤlen durchſchnirten, die nach Suͤdoſt in das
Land, und nach Nordweſt — wahrſcheinlich ge-
gen das Harlemmer Meer zu gehen. Nicht weit
von Koudekerk ſah ich einen nach dieſer Gegend zu,
der beſonders breit war. Der Anblick der großen
Kalkoͤfen, die hier an den Kanaͤlen gebaut ſind,
war mir eben ſo befremdend, wie ihr Geruch mir
unleidlich war. Die Luft iſt ganz mit Schwefel-
duͤnſten angefuͤllt. Dieſe Oefen, in denen See-
muſcheln zu Kalk gebrannt werden, haben ganz
die Form des Ofens, in dem die dienſtbaren Kin-
der Ifraels den tyranniſchen Egyptern Steine zu
dem Bau der gottloſen Pyramiden brennen muß-
ten. Sie ſehen wie Bienenkoͤrbe aus. So ſieht
man ſie in allen Bilderbibeln von den roheſten
Holkenbuͤchern, wie in Schwaben alle Bilder-
chen und Kupferſtichbuͤcher heißen, bis zu Huͤb-

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[303/0317] Da ich bei meiner Reiſe nach dem Haag wie- der uͤber Alphen kam, will ich euch gleich von hier an weiter fuͤhren, wenn gleich zwiſchen meinem erſten und zweiten Beſuch dieſer Stadt, einige Wo- chen verſtrichen. Der Weg geht nach Leyden zu, durch ein eben ſo bebautes Land, als ich jenſeits erblickte, der Kanal, an dem der Weg hergeht, iſt immer ſehr breit, und hie und da von andern Kanaͤlen durchſchnirten, die nach Suͤdoſt in das Land, und nach Nordweſt — wahrſcheinlich ge- gen das Harlemmer Meer zu gehen. Nicht weit von Koudekerk ſah ich einen nach dieſer Gegend zu, der beſonders breit war. Der Anblick der großen Kalkoͤfen, die hier an den Kanaͤlen gebaut ſind, war mir eben ſo befremdend, wie ihr Geruch mir unleidlich war. Die Luft iſt ganz mit Schwefel- duͤnſten angefuͤllt. Dieſe Oefen, in denen See- muſcheln zu Kalk gebrannt werden, haben ganz die Form des Ofens, in dem die dienſtbaren Kin- der Ifraels den tyranniſchen Egyptern Steine zu dem Bau der gottloſen Pyramiden brennen muß- ten. Sie ſehen wie Bienenkoͤrbe aus. So ſieht man ſie in allen Bilderbibeln von den roheſten Holkenbuͤchern, wie in Schwaben alle Bilder- chen und Kupferſtichbuͤcher heißen, bis zu Huͤb-

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Zitationshilfe: Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/317>, abgerufen am 24.11.2024.