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Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811.

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sie nur eine sorgfältigere Reinigung. -- Denn ge-
reinigt werden sie alle, wenigstens einmal im
Jahre, im Herbste. Das geschieht vermittelst sehr
langer Sensen, mit denen man die Gewächse am
Boden des Kanals abschneidet, worauf sie mit
Rechen herausgezogen werden. In den Tagen,
wo diese Arbeit statt hat, ist der Sumpfgeruch
sehr lästig. Man häuft die Pflanzen an den Ufern
der Kanäle wo sie abtrocknen, und dann zur Dün-
gung benutzt werden. Auf breiten Kanälen und
auf Teichen geschieht das Abschneiden der Pflan-
zen auf Kähnen.

Gleich neben dem Landgute mit geschlungenen
Gängen, fand ich ein anderes im ächt französi-
schen Geschmack, mit hohen Hecken, Taxuspy-
ramiden, steinernen Delphinen und solcherlei
Mondkälbern an den eckigen Wasserbecken, und
im Hintergrunde ein ernst aussehendes Wohnhaus
mit einigen grobgearbeiteten Statüen auf der Gal-
lerie des niedern Dachstuhls. Das sah auch gut
aus. Möchte doch jeder können seiner Phantasie
so freien Lauf lassen. Neben allen diesen Plätzen
sind etwas abwärts, meist mit Bäumen maskirt,
die Wirthschaftsgebäude angelegt. -- Nicht weit
von Alphen hatte ein sinnreicher Mann vor seine

ſie nur eine ſorgfaͤltigere Reinigung. — Denn ge-
reinigt werden ſie alle, wenigſtens einmal im
Jahre, im Herbſte. Das geſchieht vermittelſt ſehr
langer Senſen, mit denen man die Gewaͤchſe am
Boden des Kanals abſchneidet, worauf ſie mit
Rechen herausgezogen werden. In den Tagen,
wo dieſe Arbeit ſtatt hat, iſt der Sumpfgeruch
ſehr laͤſtig. Man haͤuft die Pflanzen an den Ufern
der Kanaͤle wo ſie abtrocknen, und dann zur Duͤn-
gung benutzt werden. Auf breiten Kanaͤlen und
auf Teichen geſchieht das Abſchneiden der Pflan-
zen auf Kaͤhnen.

Gleich neben dem Landgute mit geſchlungenen
Gaͤngen, fand ich ein anderes im aͤcht franzoͤſi-
ſchen Geſchmack, mit hohen Hecken, Taxuspy-
ramiden, ſteinernen Delphinen und ſolcherlei
Mondkaͤlbern an den eckigen Waſſerbecken, und
im Hintergrunde ein ernſt ausſehendes Wohnhaus
mit einigen grobgearbeiteten Statuͤen auf der Gal-
lerie des niedern Dachſtuhls. Das ſah auch gut
aus. Moͤchte doch jeder koͤnnen ſeiner Phantaſie
ſo freien Lauf laſſen. Neben allen dieſen Plaͤtzen
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[300/0314] ſie nur eine ſorgfaͤltigere Reinigung. — Denn ge- reinigt werden ſie alle, wenigſtens einmal im Jahre, im Herbſte. Das geſchieht vermittelſt ſehr langer Senſen, mit denen man die Gewaͤchſe am Boden des Kanals abſchneidet, worauf ſie mit Rechen herausgezogen werden. In den Tagen, wo dieſe Arbeit ſtatt hat, iſt der Sumpfgeruch ſehr laͤſtig. Man haͤuft die Pflanzen an den Ufern der Kanaͤle wo ſie abtrocknen, und dann zur Duͤn- gung benutzt werden. Auf breiten Kanaͤlen und auf Teichen geſchieht das Abſchneiden der Pflan- zen auf Kaͤhnen. Gleich neben dem Landgute mit geſchlungenen Gaͤngen, fand ich ein anderes im aͤcht franzoͤſi- ſchen Geſchmack, mit hohen Hecken, Taxuspy- ramiden, ſteinernen Delphinen und ſolcherlei Mondkaͤlbern an den eckigen Waſſerbecken, und im Hintergrunde ein ernſt ausſehendes Wohnhaus mit einigen grobgearbeiteten Statuͤen auf der Gal- lerie des niedern Dachſtuhls. Das ſah auch gut aus. Moͤchte doch jeder koͤnnen ſeiner Phantaſie ſo freien Lauf laſſen. Neben allen dieſen Plaͤtzen ſind etwas abwaͤrts, meiſt mit Baͤumen maskirt, die Wirthſchaftsgebaͤude angelegt. — Nicht weit von Alphen hatte ein ſinnreicher Mann vor ſeine

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Zitationshilfe: Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/314>, abgerufen am 24.11.2024.