Mainz nach siebzehn verfloßnen Jahren! -- Ich hatte lange ernst mit mir gerechnet, ehe ich an die Rheinbrücke trat, vor der ich ausstieg. Ich ging an das Ufer hinab, und zog, den stillen Fluthen nachblickend, noch einmal die Bilanz zwischen den geweinten Thränen, und der gewonnenen Zu- versicht -- ohne daran zu denken, schöpfte ich Wasser mit der Hand, und benetzte meine bren- nenden Lippen:
Psyche trinkt -- und nicht vergebens, Plötzlich in der Fluthen Grab, Sinkt das Nachtstück ihres Lebens Wie ein Traumgesicht hinab.
So ungefähr war mir, und eine heitere kindliche Ruhe senkte sich in mein Gemüth, ich ging still wie ein Schatten über die Brücke und betrat das französische Gebiet. --
Zweiter Abſchnitt.
Mainz im Jul. 1809.
Mainz nach ſiebzehn verfloßnen Jahren! — Ich hatte lange ernſt mit mir gerechnet, ehe ich an die Rheinbruͤcke trat, vor der ich ausſtieg. Ich ging an das Ufer hinab, und zog, den ſtillen Fluthen nachblickend, noch einmal die Bilanz zwiſchen den geweinten Thraͤnen, und der gewonnenen Zu- verſicht — ohne daran zu denken, ſchoͤpfte ich Waſſer mit der Hand, und benetzte meine bren- nenden Lippen:
Pſyche trinkt — und nicht vergebens, Ploͤtzlich in der Fluthen Grab, Sinkt das Nachtſtuͤck ihres Lebens Wie ein Traumgeſicht hinab.
So ungefaͤhr war mir, und eine heitere kindliche Ruhe ſenkte ſich in mein Gemuͤth, ich ging ſtill wie ein Schatten uͤber die Bruͤcke und betrat das franzoͤſiſche Gebiet. —
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Zweiter Abſchnitt.
Mainz im Jul. 1809.
Mainz nach ſiebzehn verfloßnen Jahren! — Ich
hatte lange ernſt mit mir gerechnet, ehe ich an die
Rheinbruͤcke trat, vor der ich ausſtieg. Ich ging
an das Ufer hinab, und zog, den ſtillen Fluthen
nachblickend, noch einmal die Bilanz zwiſchen den
geweinten Thraͤnen, und der gewonnenen Zu-
verſicht — ohne daran zu denken, ſchoͤpfte ich
Waſſer mit der Hand, und benetzte meine bren-
nenden Lippen:
Pſyche trinkt — und nicht vergebens,
Ploͤtzlich in der Fluthen Grab,
Sinkt das Nachtſtuͤck ihres Lebens
Wie ein Traumgeſicht hinab.
So ungefaͤhr war mir, und eine heitere kindliche
Ruhe ſenkte ſich in mein Gemuͤth, ich ging ſtill
wie ein Schatten uͤber die Bruͤcke und betrat das
franzoͤſiſche Gebiet. —
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Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/30>, abgerufen am 21.11.2024.
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