um des Nachts ohne Verzug zu Hülfe eilen zu können. Ich fand eine große Scheune mit Schub- karren, Pfählen, Weidengerten, Hacken, Schau- feln, und andern mir nicht bekannten Instrumen- ten angefüllt, und in strenger Ordnung so aufge- speichert, daß keines verhinderte das andere zuerst herbei zu holen. Zu gewissen bestimmten Zeiten versammeln sich alle Grundeigenthümer des Di- strikts bei dem Teichmeister, berathschlagen die nöthigen Arbeiten, und berechnen die Kosten, die alsdann nach der strengsten Ausmessung an jedem Einzelnen vertheilt werden. Mir däucht es ist nicht zu berechnen, wie zuträglich die Beschaffen- heit des Bodens und die daraus hervorgehenden Bedürfnisse dem Gemeingeist seyn müssen. Jeder Eigenthümer ist hier dem andern gleich, denn die Nothwendigkeit, das kleinste Eigenthum zu sichern, ist eben so dringend, als von dem größ- ten die Gefahr abzuwenden. Das Bewußtseyn also, ohne höhere Einmischung, ein sehr wesent- liches Theil zum Wohl des Ganzen beizutragen, muß daneben jedem der einzelnen Männer eine ge- wisse Würde in seinen eignen Augen geben, und ihm den Fleck Erde so lieb machen, durch den er sie erhält. Sollten aber politische Veränderun-
um des Nachts ohne Verzug zu Huͤlfe eilen zu koͤnnen. Ich fand eine große Scheune mit Schub- karren, Pfaͤhlen, Weidengerten, Hacken, Schau- feln, und andern mir nicht bekannten Inſtrumen- ten angefuͤllt, und in ſtrenger Ordnung ſo aufge- ſpeichert, daß keines verhinderte das andere zuerſt herbei zu holen. Zu gewiſſen beſtimmten Zeiten verſammeln ſich alle Grundeigenthuͤmer des Di- ſtrikts bei dem Teichmeiſter, berathſchlagen die noͤthigen Arbeiten, und berechnen die Koſten, die alsdann nach der ſtrengſten Ausmeſſung an jedem Einzelnen vertheilt werden. Mir daͤucht es iſt nicht zu berechnen, wie zutraͤglich die Beſchaffen- heit des Bodens und die daraus hervorgehenden Beduͤrfniſſe dem Gemeingeiſt ſeyn muͤſſen. Jeder Eigenthuͤmer iſt hier dem andern gleich, denn die Nothwendigkeit, das kleinſte Eigenthum zu ſichern, iſt eben ſo dringend, als von dem groͤß- ten die Gefahr abzuwenden. Das Bewußtſeyn alſo, ohne hoͤhere Einmiſchung, ein ſehr weſent- liches Theil zum Wohl des Ganzen beizutragen, muß daneben jedem der einzelnen Maͤnner eine ge- wiſſe Wuͤrde in ſeinen eignen Augen geben, und ihm den Fleck Erde ſo lieb machen, durch den er ſie erhaͤlt. Sollten aber politiſche Veraͤnderun-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0296"n="282"/>
um des Nachts ohne Verzug zu Huͤlfe eilen zu<lb/>
koͤnnen. Ich fand eine große Scheune mit Schub-<lb/>
karren, Pfaͤhlen, Weidengerten, Hacken, Schau-<lb/>
feln, und andern mir nicht bekannten Inſtrumen-<lb/>
ten angefuͤllt, und in ſtrenger Ordnung ſo aufge-<lb/>ſpeichert, daß keines verhinderte das andere zuerſt<lb/>
herbei zu holen. Zu gewiſſen beſtimmten Zeiten<lb/>
verſammeln ſich alle Grundeigenthuͤmer des Di-<lb/>ſtrikts bei dem Teichmeiſter, berathſchlagen die<lb/>
noͤthigen Arbeiten, und berechnen die Koſten, die<lb/>
alsdann nach der ſtrengſten Ausmeſſung an jedem<lb/>
Einzelnen vertheilt werden. Mir daͤucht es iſt<lb/>
nicht zu berechnen, wie zutraͤglich die Beſchaffen-<lb/>
heit des Bodens und die daraus hervorgehenden<lb/>
Beduͤrfniſſe dem Gemeingeiſt ſeyn muͤſſen. Jeder<lb/>
Eigenthuͤmer iſt hier dem andern gleich, denn die<lb/>
Nothwendigkeit, das kleinſte Eigenthum zu<lb/>ſichern, iſt eben ſo dringend, als von dem groͤß-<lb/>
ten die Gefahr abzuwenden. Das Bewußtſeyn<lb/>
alſo, ohne hoͤhere Einmiſchung, ein ſehr weſent-<lb/>
liches Theil zum Wohl des Ganzen beizutragen,<lb/>
muß daneben jedem der einzelnen Maͤnner eine ge-<lb/>
wiſſe Wuͤrde in ſeinen eignen Augen geben, und<lb/>
ihm den Fleck Erde ſo lieb machen, durch den er<lb/>ſie erhaͤlt. Sollten aber politiſche Veraͤnderun-<lb/></p></div></body></text></TEI>
[282/0296]
um des Nachts ohne Verzug zu Huͤlfe eilen zu
koͤnnen. Ich fand eine große Scheune mit Schub-
karren, Pfaͤhlen, Weidengerten, Hacken, Schau-
feln, und andern mir nicht bekannten Inſtrumen-
ten angefuͤllt, und in ſtrenger Ordnung ſo aufge-
ſpeichert, daß keines verhinderte das andere zuerſt
herbei zu holen. Zu gewiſſen beſtimmten Zeiten
verſammeln ſich alle Grundeigenthuͤmer des Di-
ſtrikts bei dem Teichmeiſter, berathſchlagen die
noͤthigen Arbeiten, und berechnen die Koſten, die
alsdann nach der ſtrengſten Ausmeſſung an jedem
Einzelnen vertheilt werden. Mir daͤucht es iſt
nicht zu berechnen, wie zutraͤglich die Beſchaffen-
heit des Bodens und die daraus hervorgehenden
Beduͤrfniſſe dem Gemeingeiſt ſeyn muͤſſen. Jeder
Eigenthuͤmer iſt hier dem andern gleich, denn die
Nothwendigkeit, das kleinſte Eigenthum zu
ſichern, iſt eben ſo dringend, als von dem groͤß-
ten die Gefahr abzuwenden. Das Bewußtſeyn
alſo, ohne hoͤhere Einmiſchung, ein ſehr weſent-
liches Theil zum Wohl des Ganzen beizutragen,
muß daneben jedem der einzelnen Maͤnner eine ge-
wiſſe Wuͤrde in ſeinen eignen Augen geben, und
ihm den Fleck Erde ſo lieb machen, durch den er
ſie erhaͤlt. Sollten aber politiſche Veraͤnderun-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/296>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.