ten zwischen einem darüber gelegten hölzernen Deckel heraus. Der Fund war mir Geldeswerth! nun konnte ich mir doch die himmelblaue Marzi- panküche erklären. Meine Freundin bedeutete mich, daß ich in wenig bürgerlichen Häusern ein reichlicheres Mahl finden würde, und noch dazu nicht alle Tage ein frisch gekochtes Stück Fleisch -- das brächte nur der Sonntag wegen der als- dann gestatteten Suppe, und diese kompendiöse Küche werde von der Reinlichkeitsliebe dieser Leute durchaus gefordert.
Weil ihr noch immer in Oudewater seid, so kommt mit mir zu einer Fischerparthie, zu der ich auf diesem Wege fuhr, und die als ächt holländisch viel Interesse für mich hatte. Mein Gastfreund war mit mehreren Männern schon den vergangnen Abend nach Jagersfeld gefahren, um von dort aus jenseits des Lecks zu fischen. Das heißt: mit der Angel. Diese Art zu fischen steht jedermann in allen Wässern frei, verabreden sich Gesellschaf- ten dazu, so begrüßen sie die Eigenthümer großer Besitzungen, die an den von ihnen besuchten Ka- nälen liegen, wohl bei ihrer Ankunft, aber sie ha- ben von ihnen keine Erlaubniß zu erbitten. Wir richteten uns ein, um vier Uhr zum Mittagsessen
ten zwiſchen einem daruͤber gelegten hoͤlzernen Deckel heraus. Der Fund war mir Geldeswerth! nun konnte ich mir doch die himmelblaue Marzi- pankuͤche erklaͤren. Meine Freundin bedeutete mich, daß ich in wenig buͤrgerlichen Haͤuſern ein reichlicheres Mahl finden wuͤrde, und noch dazu nicht alle Tage ein friſch gekochtes Stuͤck Fleiſch — das braͤchte nur der Sonntag wegen der als- dann geſtatteten Suppe, und dieſe kompendioͤſe Kuͤche werde von der Reinlichkeitsliebe dieſer Leute durchaus gefordert.
Weil ihr noch immer in Oudewater ſeid, ſo kommt mit mir zu einer Fiſcherparthie, zu der ich auf dieſem Wege fuhr, und die als aͤcht hollaͤndiſch viel Intereſſe fuͤr mich hatte. Mein Gaſtfreund war mit mehreren Maͤnnern ſchon den vergangnen Abend nach Jagersfeld gefahren, um von dort aus jenſeits des Lecks zu fiſchen. Das heißt: mit der Angel. Dieſe Art zu fiſchen ſteht jedermann in allen Waͤſſern frei, verabreden ſich Geſellſchaf- ten dazu, ſo begruͤßen ſie die Eigenthuͤmer großer Beſitzungen, die an den von ihnen beſuchten Ka- naͤlen liegen, wohl bei ihrer Ankunft, aber ſie ha- ben von ihnen keine Erlaubniß zu erbitten. Wir richteten uns ein, um vier Uhr zum Mittagseſſen
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ten zwiſchen einem daruͤber gelegten hoͤlzernen
Deckel heraus. Der Fund war mir Geldeswerth!
nun konnte ich mir doch die himmelblaue Marzi-
pankuͤche erklaͤren. Meine Freundin bedeutete
mich, daß ich in wenig buͤrgerlichen Haͤuſern ein
reichlicheres Mahl finden wuͤrde, und noch dazu
nicht alle Tage ein friſch gekochtes Stuͤck Fleiſch
— das braͤchte nur der Sonntag wegen der als-
dann geſtatteten Suppe, und dieſe kompendioͤſe
Kuͤche werde von der Reinlichkeitsliebe dieſer Leute
durchaus gefordert.
Weil ihr noch immer in Oudewater ſeid, ſo
kommt mit mir zu einer Fiſcherparthie, zu der ich
auf dieſem Wege fuhr, und die als aͤcht hollaͤndiſch
viel Intereſſe fuͤr mich hatte. Mein Gaſtfreund
war mit mehreren Maͤnnern ſchon den vergangnen
Abend nach Jagersfeld gefahren, um von dort
aus jenſeits des Lecks zu fiſchen. Das heißt: mit
der Angel. Dieſe Art zu fiſchen ſteht jedermann
in allen Waͤſſern frei, verabreden ſich Geſellſchaf-
ten dazu, ſo begruͤßen ſie die Eigenthuͤmer großer
Beſitzungen, die an den von ihnen beſuchten Ka-
naͤlen liegen, wohl bei ihrer Ankunft, aber ſie ha-
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Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/292>, abgerufen am 24.11.2024.
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