jenem holzbekleideten, von großen Fenstern erhell- ten Zimmerchen meine Bibliothek fände? wenn meiner Kinder freundliche Gesichter mich beim Abendbrodt empfingen, ein Blumenstraus zum Geschenk an meinen Platz gelegt, einen Theil von Göthe neben der Milchschüssel aufgeschlagen, zur Feier des Tagesschlusses einlud -- was wär denn da idealisirt? Könnten wir nicht so leben in so ei- ner Hütte? -- ist denn der Blumenstrauß und Göthe ausgenommen, das Leben eines wohlha- benden Schweizerbauern so verschieden von diesem Bilde? -- Idealisirt mir nun aber einmal so ein allerliebstes holländisches Haus. Diese prächtigen Buchen, die zwölf bis dreizehn Fuß im Umfang haben, sind in gerade Reihen gepflanzt; diese vol- lendet gearbeiteten Mauern von Backstein, dieser Hausähren, wo der Hans und die Grethe neben einander am Theetopf sitzen; die Gardinchen mit Franzen, die langen Jacken der Weiber, die Schni- pfelhauben, die kein Haar sehen lassen; die gera- den Kanäle, die der Einbildungskraft gar nichts zu thun geben, sondern der Wirklichkeit auf tau- send Schritt weit entgegen sehen lassen -- das alles tödtet die Fantasie. -- Und dann das An- denken vergangner Thaten, das den Schweizer
jenem holzbekleideten, von großen Fenſtern erhell- ten Zimmerchen meine Bibliothek faͤnde? wenn meiner Kinder freundliche Geſichter mich beim Abendbrodt empfingen, ein Blumenſtraus zum Geſchenk an meinen Platz gelegt, einen Theil von Goͤthe neben der Milchſchuͤſſel aufgeſchlagen, zur Feier des Tagesſchluſſes einlud — was waͤr denn da idealiſirt? Koͤnnten wir nicht ſo leben in ſo ei- ner Huͤtte? — iſt denn der Blumenſtrauß und Goͤthe ausgenommen, das Leben eines wohlha- benden Schweizerbauern ſo verſchieden von dieſem Bilde? — Idealiſirt mir nun aber einmal ſo ein allerliebſtes hollaͤndiſches Haus. Dieſe praͤchtigen Buchen, die zwoͤlf bis dreizehn Fuß im Umfang haben, ſind in gerade Reihen gepflanzt; dieſe vol- lendet gearbeiteten Mauern von Backſtein, dieſer Hausaͤhren, wo der Hans und die Grethe neben einander am Theetopf ſitzen; die Gardinchen mit Franzen, die langen Jacken der Weiber, die Schni- pfelhauben, die kein Haar ſehen laſſen; die gera- den Kanaͤle, die der Einbildungskraft gar nichts zu thun geben, ſondern der Wirklichkeit auf tau- ſend Schritt weit entgegen ſehen laſſen — das alles toͤdtet die Fantaſie. — Und dann das An- denken vergangner Thaten, das den Schweizer
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jenem holzbekleideten, von großen Fenſtern erhell-
ten Zimmerchen meine Bibliothek faͤnde? wenn
meiner Kinder freundliche Geſichter mich beim
Abendbrodt empfingen, ein Blumenſtraus zum
Geſchenk an meinen Platz gelegt, einen Theil von
Goͤthe neben der Milchſchuͤſſel aufgeſchlagen, zur
Feier des Tagesſchluſſes einlud — was waͤr denn
da idealiſirt? Koͤnnten wir nicht ſo leben in ſo ei-
ner Huͤtte? — iſt denn der Blumenſtrauß und
Goͤthe ausgenommen, das Leben eines wohlha-
benden Schweizerbauern ſo verſchieden von dieſem
Bilde? — Idealiſirt mir nun aber einmal ſo ein
allerliebſtes hollaͤndiſches Haus. Dieſe praͤchtigen
Buchen, die zwoͤlf bis dreizehn Fuß im Umfang
haben, ſind in gerade Reihen gepflanzt; dieſe vol-
lendet gearbeiteten Mauern von Backſtein, dieſer
Hausaͤhren, wo der Hans und die Grethe neben
einander am Theetopf ſitzen; die Gardinchen mit
Franzen, die langen Jacken der Weiber, die Schni-
pfelhauben, die kein Haar ſehen laſſen; die gera-
den Kanaͤle, die der Einbildungskraft gar nichts
zu thun geben, ſondern der Wirklichkeit auf tau-
ſend Schritt weit entgegen ſehen laſſen — das
alles toͤdtet die Fantaſie. — Und dann das An-
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Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/283>, abgerufen am 24.11.2024.
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