ger Regenguß, der uns einmal auf dem Wege von Woerden überfiel, zog einem Kinde, das wir bei uns hatten, eine Unpäßlichkeit zu, so daß wir bei der Frau Klumpenmachern ausstiegen. In wenig Minuten war der Thee gemacht, eben so schnell setzte sie uns Kaffee vor, überzog ein Paar Kissen ihres Bettes mit schneeweißem Linnen, bettete die Kleine darauf, und wie wir wieder fortfuhren gab sie uns die reinliche weiße wollene Decke ihres Bettes die kleine Kranke einzuhüllen. In dem Empfang der Frau war keine Verlegenheit, die Zubereitung des Thees machte ihr keine Umstände, aber er macht auch freilich eines ihrer täglichen Bedürfnisse aus, auch des Bauers. Diese Men- schen nähren sich nach ganz anderm Masstab wie ein deutscher Bauer. Der holländische Bauer fängt den Tag mit einem Kaffeefrühstück an, zu dem Butter und Brodt gegessen wird -- denn trocke- nes Brodt ist für hiesiges Gesinde und die Land- leute ein wahres Unding. -- Das geschieht so lange das Vieh auf die Weide geht früh um 4 Uhr. Um 10 Uhr trinkt man Thee und ißt wieder But- ter und Brodt, um 12 Uhr erfolgt das Mittags- mahl, Speck, geräuchertes Fleisch, Gemüse -- keine Suppe, die wird für den Sonntag aufgeho-
ger Regenguß, der uns einmal auf dem Wege von Woerden uͤberfiel, zog einem Kinde, das wir bei uns hatten, eine Unpaͤßlichkeit zu, ſo daß wir bei der Frau Klumpenmachern ausſtiegen. In wenig Minuten war der Thee gemacht, eben ſo ſchnell ſetzte ſie uns Kaffee vor, uͤberzog ein Paar Kiſſen ihres Bettes mit ſchneeweißem Linnen, bettete die Kleine darauf, und wie wir wieder fortfuhren gab ſie uns die reinliche weiße wollene Decke ihres Bettes die kleine Kranke einzuhuͤllen. In dem Empfang der Frau war keine Verlegenheit, die Zubereitung des Thees machte ihr keine Umſtaͤnde, aber er macht auch freilich eines ihrer taͤglichen Beduͤrfniſſe aus, auch des Bauers. Dieſe Men- ſchen naͤhren ſich nach ganz anderm Masſtab wie ein deutſcher Bauer. Der hollaͤndiſche Bauer faͤngt den Tag mit einem Kaffeefruͤhſtuͤck an, zu dem Butter und Brodt gegeſſen wird — denn trocke- nes Brodt iſt fuͤr hieſiges Geſinde und die Land- leute ein wahres Unding. — Das geſchieht ſo lange das Vieh auf die Weide geht fruͤh um 4 Uhr. Um 10 Uhr trinkt man Thee und ißt wieder But- ter und Brodt, um 12 Uhr erfolgt das Mittags- mahl, Speck, geraͤuchertes Fleiſch, Gemuͤſe — keine Suppe, die wird fuͤr den Sonntag aufgeho-
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ger Regenguß, der uns einmal auf dem Wege von
Woerden uͤberfiel, zog einem Kinde, das wir bei
uns hatten, eine Unpaͤßlichkeit zu, ſo daß wir bei
der Frau Klumpenmachern ausſtiegen. In wenig
Minuten war der Thee gemacht, eben ſo ſchnell
ſetzte ſie uns Kaffee vor, uͤberzog ein Paar Kiſſen
ihres Bettes mit ſchneeweißem Linnen, bettete die
Kleine darauf, und wie wir wieder fortfuhren gab
ſie uns die reinliche weiße wollene Decke ihres
Bettes die kleine Kranke einzuhuͤllen. In dem
Empfang der Frau war keine Verlegenheit, die
Zubereitung des Thees machte ihr keine Umſtaͤnde,
aber er macht auch freilich eines ihrer taͤglichen
Beduͤrfniſſe aus, auch des Bauers. Dieſe Men-
ſchen naͤhren ſich nach ganz anderm Masſtab wie
ein deutſcher Bauer. Der hollaͤndiſche Bauer faͤngt
den Tag mit einem Kaffeefruͤhſtuͤck an, zu dem
Butter und Brodt gegeſſen wird — denn trocke-
nes Brodt iſt fuͤr hieſiges Geſinde und die Land-
leute ein wahres Unding. — Das geſchieht ſo
lange das Vieh auf die Weide geht fruͤh um 4 Uhr.
Um 10 Uhr trinkt man Thee und ißt wieder But-
ter und Brodt, um 12 Uhr erfolgt das Mittags-
mahl, Speck, geraͤuchertes Fleiſch, Gemuͤſe —
keine Suppe, die wird fuͤr den Sonntag aufgeho-
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Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/280>, abgerufen am 27.11.2024.
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